Burghausen/München
Wacker Chemie erwartet nach schwachem Jahresstart Gewinnrückgang

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:02 Uhr

Das Wacker-Werl in Burghausen. −Foto: Wacker

Der Chemiekonzern Wacker rechnet nach zwei Rekordjahren in Folge mit großen Einbußen.



Der Vorstand erwartet, dass die Abschwächung der Konjunktur das Unternehmen trifft. 2022 hatte der Umsatz noch um fast ein Drittel auf 8,2 Milliarden Euro zugelegt, wie Vorstandschef Christian Hartel und Finanzvorstand Tobias Ohler am Dienstag bei der Bilanzvorlage in München mitteilten. Der Nettogewinn schoss sogar um mehr als die Hälfte auf knapp 1,3 Milliarden Euro in die Höhe. „2022 war für uns das mit Abstand beste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte“, sagte Hartel.

Nachfrage deutlich nachgelassen



Schon 2021 hatte Wacker Chemie Bestzahlen gemeldet, doch eine Wiederholung ist nicht zu erwarten. Die guten Ergebnisse des vergangenen Jahres verdanke man nahezu ausschließlich Preiserhöhungen, wie Finanzvorstand Ohler erläuterte. Mittlerweile hat die Nachfrage deutlich nachgelassen, so dass der im MDax notierte Konzern heuer einen Umsatzrückgang auf 7 bis 7,5 Milliarden Euro erwartet. Die im vergangenen Jahr erhöhten Preise wird Wacker nach Worten der beiden Manager in diesem Jahr zum Teil wieder heruntersetzen.

Bei der Bilanz ging es nicht nur um die Geschäftszahlen, sondern auch um die deutsche und europäische Energiepolitik. Wacker Chemie ist nach Unternehmensangaben in der westlichen Welt größter Hersteller von Polysilizium, einem wichtigen Grundstoff sowohl für Halbleiter als auch für Solarzellen.

Hartel: Ohne niedrige Strompreise wenig Chancen für Solarindustrie



Ohne niedrigere Strompreise in Europa hat nach Einschätzung Hartels der von der EU geplante Wiederaufbau einer Solarindustrie in Europa schlechte Chancen. Die Produktion sei sehr energieintensiv, die Industriestrompreise in Europa um ein Mehrfaches höher als in den USA oder China.

„Am Ende kommen (Solar)Module raus, die deutlich teurer sind als im internationalen Vergleich. Ich glaube persönlich nicht, dass das die Lösung sein kann“, sagte der Manager. Für Wacker würde es sich bei unverändert hohen Strompreisen nach Hartels Worten nicht lohnen, mehr Polysilizium in Europa herzustellen.

Hartel forderte niedrigere Strompreise: Hohe Strompreise „zerstören die Wettbewerbsfähigkeit einer international führenden Industrie“, warnte der Wacker-Chef. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 15 700 Mitarbeiter. Ein weiteres kleines Geschäftsfeld ist die Biotechnologie, inklusive der Impfstoffproduktion für Pharmahersteller. In dieser Hinsicht will Wacker in Deutschland investieren: Am Standort Halle soll ein „mRNA-Kompetenzzentrum“ für Impf- und Wirkstoffe entstehen.

− dpa