Ein 400 Gramm schweres Säckchen ins Loch eines in acht Metern entfernten Bretts zu werfen. Es sieht so einfach aus, ist es aber nicht. In den USA ist Cornhole sehr populär, in Europa und explizit Deutschland breitet es sich immer weiter aus. Auch beim SV Gendorf Burgkirchen werden regelmäßig die Maissäckchen geworfen, seit Anfang Oktober gibt es dort eine abteilungsähnliche Struktur. Die Begeisterung ist groß, im Schnitt trainieren 25 Personen donnerstags in der Stockschützenhalle in Burgkirchen. Und für vier von ihnen wird’s am Samstag, 18. November, ernst: Dann nämlich steht die Deutsche Team-Meisterschaft in Rust (Baden-Württemberg) an.
„Privat haben wir uns schon oft getroffen und spielen schon ein paar Jahre. Wir wollten das aber alles ein bisschen größer aufziehen und einem breiteren Publikum zugänglich machen“, erzählt Alexander Nöbauer, zusammen mit Manuel Spielberger einer der führenden Köpfe hinter dem Vorhaben. Nöbauer selbst hat Cornhole vor ein paar Jahren bei einem USA-Trip für sich entdeckt. Anschließend hat der Kastler Säckchen genäht und Boards gebaut und angemalt, um auch in seiner Heimat spielen zu können. „Die Tatsache, das man das alles unterschätzt ist das Interessante“, sagt der 35-Jährige. „Es fixt einen richtig an, wenn man nicht trifft, und macht immer weiter.“
Gemeinsam mit dem Kastler Kulturverein hat er daraufhin die Cornhole-Ortsmeisterschaft veranstaltet. Bislang gab’s drei Turniere, das dritte hat Spielberger gewonnen. Auch den 31-jährigen Burgkirchner hatte damals schon das Cornhole-Fieber gepackt, „wir haben immer bei einem Spezl in einem alten Stall gespielt“, erzählt der Ex-Eishockeyspieler, der unter anderem für Waldkraiburg und Burgkirchen auflief, ehe er seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste. Letztendlich sind Nöbauer und Spielberger ins Gespräch gekommen, das Ergebnis ist die neugegründete SVGB-Sparte. Jeden Donnerstag wird jetzt fleißig gespielt. „Die Trainingssessions arten eigentlich immer aus“, erzählt Nöbauer und lacht. „Meistens enden sie am nächsten Tag.“ Gerne auch mal um halb 2 Uhr morgens, wenn dann tatsächlich das „aller aller allerletzte Spiel“ über die Bühne ging. Logisch also, dass beim Cornhole Ausdauer gefragt ist.
„Technik, mentale Stärke und Geduld sind wichtig“
„Auch Technik, mentale Stärke und Geduld sind wichtig“, erklärt Nico Weiß. Der Fußballer des A-Klassisten SV Gendorf Burgkirchen ist durch Spielberger zum Cornhole gekommen. „Meine Freundin ist mit ihm verwandt. Bei der ersten Familienfeier, auf der wir gemeinsam waren, haben wir gespielt, danach habe ich mir direkt die Ausrüstung gekauft“, so Weiß. Gemeinsam mit Nöbauer, Spielberger und dem Kastler Aysen Halata geht’s am Freitag, 17. November, nach Baden-Württemberg. Die Meisterschaft beginnt am morgigen Samstag um 9 Uhr, dauert den ganzen Tag und wird vom Deutschen Cornhole-Verband organisiert. Landet ein Säckchen im Loch, gibt es drei Punkte, bleibt es zumindest auf dem Board liegen, ist es ein Zähler. Ein Satz geht bis 21. Maximal 16 Mannschaften treten bei jeweils vier Einzeln und zwei Doppeln gegeneinander an, „wir sind das einzige Team aus Bayern“, berichtet Halata. Generell gibt’s im Freistaat weniger als eine Handvoll Vereine, die den Sport anbieten. In Rust wird auf die europäische Variante der Boards gespielt, diese sind 90mal 60 Zentimeter groß, in der amerikanischen Version sind es 120 mal 60 Zentimeter. Auf Letztere hat vor allem Spielberger bisher gezielt. Sich nun innerhalb kurzer Zeit an die kleineren Bretter zu gewöhnen, „ist wirklich nicht einfach“, erklärt der 31-Jährige. Denn erst vor rund zwei Wochen hat sich das Quartett fix dazu entschieden, an den Titelkämpfen teilzunehmen.
Platzierung vollkommen ungewiss
„Aufgrund der kurzen Vorbereitung ist man vielleicht doch etwas nervös“, sagt Spielberger. Aber die Vorfreude sei riesig. „Wir fahren dort hin, um zu sehen, wo wir überhaupt stehen, und um Leute kennenzulernen“, erklärt Weiß. Auf welchem Platz man genau lande, sei ungewiss, „wir können komplett rasiert werden, oder wir rasieren die anderen. Die ganze Bandbreite ist möglich“, meint Nöbauer. Das Ziel sei ein Platz unter den besten Acht.
Und der Blick geht auch schon weiter: Langfristig möchten die Oberbayern international eine Rolle spielen und bei Veranstaltungen der Deutschen Cornhole Organisation mitmachen. Wo der Weg hinführt, wird sich zeigen. Motiviert und ehrgeizig ist das SVGB-Quartett allemal.
Impressionen und Kontakt auf Instagram unter „cornhole_svgb“
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