„El Lobo“, (Auf Spanisch: der Wolf), ist wieder da. Ex-1860-Profi- und -Trainer Uwe Wolf (57) der mit Ehefrau Birgit, dem vierjährigen Sohn Emilio (nach Real-Star Emilio Butrageno benannt) und Töchterchen Luna (wird Anfang Dezember ein Jahr alt) in Burghausen lebt, soll Bayernliga-Kellerkind TSV Grünwald vor dem Abstieg retten. Was ihm am Ende der Saison 2022/23 schon eindrucksvoll mit dem TSV Buchbach in der Regionalliga gelang.
„Es ging ganz schnell. Grünwald hat mich gleich nach der Entlassung von Rainer Elfinger kontaktiert und am Donnerstag hab’ ich schon das erste Training geleitet. Ich liebe den Fußball, zuhause sitzen und nichts machen ist nichts für mich. Deshalb habe ich sofort für unsere gemeinsame Mission Klassenerhalt zugesagt“, erzählt der einzige Deutsche, der jemals Mexiko-Meister wurde (1996 mit Deportivo Necaxa).
Jetzt coacht er Wörns, Sammer und Pizarro
Hintergrund: Sein älterer Sohn Leo (15) spielt in der B-Jugend der Grün-Weißen, während der Corona-Zeit trainierte Wolf beim TSV auch ein paar Wochen im Nachwuchsbereich. „Daher kennen mich die Grünwalder“, erklärt der der neue Coach. Und er sagt: „Natürlich würde ich gerne wieder höherklassig trainiern. Aber ich bin mir nicht zu schade für die Bayernliga.“
Obwohl er in der Bundesliga für den 1. FC Nürnberg und 1860 spielte und die Münchner Löwen in der 2. Liga trainierte, kennen den ehemaligen Burghausen-Coach (2013 bis 2017) aber längst nicht alle im bayerischen Fußball. Bei seiner Trainer-Premiere mit Grünwald, beim 2:3 in Kottern, wurde Uwe als Paul Wolf vorgestellt…
Für die einstige „Zweikampfmaschine“ gilt es jetzt, den Tabellen-16. wieder auf Kurs zu bringen. Alles nach seinem Motto: „Ohne Fleiß keinen Preis, wir müssen mehr tun als die anderen.“ Das bekommen die Grünwalder jetzt gleich zu spüren: „Es gibt nur einen freien Tag in der Woche. Wir trainieren fünfmal, auch am Sonntag“, so der Trainer. „Das mag für einige ungewohnt sein, aber wir müssen durch intensives Training einige Defizite aufarbeiten.“ Klare Ansage: „Wer nicht mitzieht, hat bei mir keine Chance.“ Da mag er heißen, wie er will, da kann er, wie im speziellen Fall Grünwald, noch so einen berühmten Namen haben. Davon gibt’s im Team der Promi-Gemeinde südlich von München mehr als genug: Im Tor steht Gianluca Pizarro (19), der Sohn des einstigen FC Bayern-Torjägers Claudio Pizarro. In der Innenverteidigung spielen David Wörns (23), Filius von Ex-Nationalspieler und -BVB-Star Christian Wörns und Nick Starke (20), Sohn von Ex-Bayern-Torwart Tom Starke und im Mittelfeld Leon Sammer (23), der Sohn von Europameister Matthias Sammer sowie im Sturm Benedict Fink (19), Sohn des ehemaligen Bayernspielers Thorsten Fink.
„Bei mir heißt es nicht Box, sondern Strafraum“
„Sie stehen durch ihre Namen vielleicht mehr im Fokus, aber ich behandle sie wie jeden anderen auch. Und ich freue mich, wenn einer der Väter zuschaut. Da können wir uns dann austauschen.“ Mit Nico Helmbrecht und Daniel Leugner (beide 29) stehen zudem zwei Ex-Löwen im Team, mit Marcel Kosuch (25) und Alessandro Cazorla (23) zwei gefährliche Angreifer und mit Stand-by- Keeper Stefan Marinovic sogar der ehemalige neuseeländische Nationaltorwart. Wolf: „Wir haben aber auch gute, junge und willige Spieler, die ich jederzeit ins kalte Wasser werfen kann.“ Wie Wesley Parasole (20), der aus der Dritten der Löwen (Kreisliga) kam und den Wolf in Kottern gleich mal für Routinier Leugner einwechselte. Das zeigt: „El Lobo“, wie sie ihn in Mexiko nannten, schreckt vor nichts zurück.
Schnell die richtige Mischung finden und viel und intensiv mit der Mannschaft („ich habe 30 Spieler, aber die Hälfte ist verletzt“) arbeiten, steht jetzt für den neuen Übungsleiter mit den zwei künstlichen Hüftgelenken auf dem ziemlich vollen Stundenplan. Schon klar: Den Grünwalder Spielern stehen beinharte Wochen ins Haus – ganz nach der Art von Wolfs Lehrmeistern: „Meine ersten Trainer im Profi-Fußball waren Hermann Gerland und Werner Lorant – da ist doch klar, wie ich ticke.“ Den Vorwurf, die beiden Altmeister seien keine modernen Trainer gewesen, weist der neue Grünwald-Coach energisch zurück: „Beide waren durch ihre ganz spezielle Art und Weise ihrer Zeit weiter voraus als viele heutig Trainer. Sie waren modern – auch wenn sie kein Laptop oder Tablet in den Händen gehalten haben.“ Und noch etwas stellt Wolf klar: „Bei mir heißt es nicht Box, sondern Strafraum.“ So spricht ein Fußballer vom alten Schlag…
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