Konzert im Burghauser Ankersaal
„Trip-Hop war die Musik unserer Jugend“: Feh bringen den Sound der 90er zurück auf die Bühne

28.09.2023 | Stand 28.09.2023, 11:38 Uhr

Sie sind Feh: (v.l.) Oliver da Coll Wrage, Julia Fehenberger und Manuel da Coll.  − Foto: Künstler

Julia Fehenberger ist in Burghausen geboren und aufgewachsen. Mit ihrer Band Feh zusammen mit Manuel da Coll und Oliver da Coll Wrage, beide bekannt als Bandmitglieder von LaBrassBanda, kommt sie am Freitag, 29. September, 20 Uhr, in ihre Heimatstadt an der Salzach zurück und bringt den Trip-Hop-Sound der 90er und frühen 2000er in den altehrwürdigen Ankersaal mit. Im Interview erzählt die Musikerin, wie das Projekt während der Corona-Pandemie entstanden ist und welche musikalischen Einflüsse sie geprägt haben.

Sie sind in Burghausen aufgewachsen, eine sehr musikalische Stadt, mit der Jazzwoche zum Beispiel. Wie hat die Stadt Sie künstlerisch geprägt?
Julia Fehenberger: Ich kann mich erinnern, wie ich als Mädchen mit meinem Vater, der Kunstlehrer am Kurfürst-Maximilian-Gymnasium in Burghausen war, immer während der Schulzeit zur Jazzwoche bin und dann teilweise noch bis früh morgens im Jazzkeller war, wo wirklich die tollsten Konzerte waren. Und dann musste ich natürlich in der Früh wieder in die Schule. Unter anderem so ist schon ganz früh meine große Liebe zum Jazz entstanden

Und beim Jazz sind Sie ja auch geblieben.
Fehenberger: Ja, und ich wurde da auch glücklicherweise von verschiedenen, lieben Menschen Mentoren und meiner Mama und meinem Papa immer gefördert. Ich war schon als Schülerin im Chor, Jazzchor, der Schul-Big-Band, auf Sessions und den Jazzkursen im Mautnerschloss, habe in einer Jazz-Combo oft an Wochenenden gespielt. Dann hab ich eine Holzbildhauerlehre gemacht, habe aber das Glück gehabt, dass eine kleine Combo, die Cappucino-Jazzband, während meiner Lehrzeit weiter Musik mit mir gemacht hat. Mit denen konnte ich einfach die Stücke auswählen und üben und spielen, auf die ich Lust hatte. Und da habe ich sehr viel Praxis bekommen und natürlich auch durch die Burghauser Big Band, bei der ich schon lange singe. Dadurch habe ich so großartige Leute wie Wolfgang Pietsch und Robby von Siemens getroffen, die mich neben meinem Vater immer unterstützt und angetrieben haben, beim Singen zu bleiben. Zu meiner Studienzeit an der Kunstakademie München ging’s dann mit dem Musik machen weiter.

Sie waren also schon immer sehr musikalisch unterwegs. Ihre Band Feh, mit der Sie jetzt in Burghausen auftreten, besteht aber erst seit 2021.
Fehenberger: Genau, in dieser ganz stillen, schwierigen Zeit haben wir entdeckt, dass wir zusammen sehr gut Musik machen können. Wir, also Manuel da Coll, Oliver da Coll Wrage und ich, sind alte Freunde, wir kennen uns seit 20 Jahren und hatten schon immer einen ähnlichen Musikgeschmack. Zum gemeinsamen Musikmachen sind wir durch ein Projekt von Tom Jahn gekommen, einem Pianisten, der ein wunderschönes Soloalbum aufgenommen hat, von dem wir zwei Remixes gemacht haben.Und dabei haben wir gemerkt, diese zwei Songs, die haben einen Zauber in sich, da müssen wir dran bleiben.

Dann haben wir einfach weiter komponiert, übers Telefon, auf Distanz. Wir haben uns die Stücke zugeschickt. Ich habe die auch übers Telefon eingesungen, wir haben Sprachmemos gemacht und dann natürlich auch im Studio in München weitergebaut.

Sie haben sich in der Hochzeit von Corona zusammengetan. Wie hat das denn ihre Zusammenarbeit beeinflusst?
Fehenberger: Wir haben gemerkt, dass wir uns über die Musik auch auf Distanz blind verstehen und großartig zusammen komponieren können. Egal wo die anderen sind, wie weit weg sie sind, wir sprechen quasi eine Sprache und können uns total vertrauen. Und dieses gemeinsame Komponieren ist etwas ganz Essenzielles, was die Band ausmacht. Da schickt der eine noch einen Beat und der nächste verfeinert ihn noch und gibt noch ein paar Sounds dazu oder spielt Drums drauf und ich darf Text und Melodie drüber setzen und plötzlich ist ein neues Stück entstanden. Das läuft sehr spielerisch ab, mit sehr viel Genuss. Und dann sind die Stücke so geworden, wie sie geworden sind, weil das einfach so eine schwere Zeit für alle war. Wir haben uns mit dieser Musik Trost geschenkt.
Jetzt werden die Stücke, wie alles, wieder lebenslustiger und es kommen Mehr Club- und Tanzstücke.
Also eine Mischung aus einer melancholischen Seite, die Trip-Hop ja beinhaltet, aber da gibt’s auch Neo Soul und Hip-Hop und viele elektronische Sounds.

Mit Ihren Songs wollen sie auch die Krise der letzten Jahre verarbeiten. Wie machen Sie das?
Fehenberger: Wir konnten die Krise deshalb ein wenig verarbeiten, weil wir diesen Leerlauf, dieser Leerstand, dieses Vakuum, in dem sich kurz die ganze Welt befand, ein bisschen besser mit der Musik überwinden konnten. Wir haben uns gegenseitig Trost gegeben, unsere Freundschaft versichert und haben uns durch die Musik gegenseitig Hoffnung geschenkt und Mut gemacht.

Sie kommen eigentlich aus der Jazz- und Soulmusik. Wie kommt man dann dazu, Trip-Hop zu machen?
Fehenberger: Trip-Hop war die Musik unserer Jugend. Um 2000 waren das einfach die Bands: Tricky, Moloko, Massive Attack, um nur ein paar zu nennen. Die haben wir ganz groß gefeiert als wir ungefähr 20 waren. Und jetzt, 20 Jahre später, lieben wir die Musik immer noch. Sie kennen das vielleicht auch selbst, dass sie einfach Musik haben, die sie nie verlassen wird?

Sie und Ihre Bandkollegen kennen sich schon lange. Haben sie vorher schon zusammen Musik gemacht?
Fehenberger: Es ist tatsächlich unser erstes Projekt. Das ist ziemlich verrückt, weil wir alle schon immer Musik machen. Es war einfach so, dass ein paar wirklich alte Freunde, alle selbst Musiker, feststellen durften, dass sie plötzlich sehr begeistert und leicht miteinander Musik machen können, weil die Chemie einfach stimmt.

Wie ist denn das jetzt, wenn sie mit ihrer Band in ihre Heimatstadt kommen? Ist es ein besonderes Gefühl, hier aufzutreten.
Fehenberger: Oh ja, ich bin sehr aufgeregt. Ich habe es selbst gar nicht für möglich gehalten, dass das alles so kommt. Ich habe mich noch nie getraut zu komponieren, es ist wirklich das erste Mal, dass ich das einfach gewagt habe zusammen mit zwei Freunden. Das hat so gut funktioniert, dass wir wussten dass wir weitermachen wollen. Dass wir auch noch den Plattenvertrag gekriegt haben bei dem großartigen Münchner Label Trikont, das ist einfach alles ziemlich unglaublich. Und jetzt so in die Heimatstadt zurückzukehren, ist schon was ganz besonderes. Ich freue mich so unglaublich drauf.

Und wollen Sie jetzt weiter komponieren?
Fehenberger: Wir sind jetzt schon dabei, am zweiten Album zu arbeiten. Eine neue Single haben wir gerade rausgebracht: „Better and Better“. Ein sehr tanzbarer und lebenslustiger Song, als Trost für einen Freund, um über schwere Zeiten hinwegzuhelfen.

Mit der Band soll es also weiter gehen?
Fehenberger: Ich glaube, dass die Band selber so überwältigt ist, wie viel Spaß uns das Komponieren und Musizieren macht und wie viel Kraft uns das allen gibt , dass wir alle auf jeden Fall weitermachen wollen. Und wir haben jetzt glücklicherweise zwei neue Bandmitglieder dazu gewonnen. Einen sehr versierten Jazz-Pianisten, André Schwager, der sämtliche Tasteninstrumente beherrscht und bei uns Keyboard und Synthesizer und alle möglichen Effektgeräte bedient. Und dazu haben wir einen japanischen Gitarristen gewinnen können, Mitsuyoshi Miyajima, bekannt durch die Band Coconami. Das ist eine unglaublich schöne und glückliche Ergänzung, wie die zwei live unsere Konzerte bereichern. Da ist einfach eine fantastische Energie, die jetzt noch zur Band dazu gekommen ist. Wir freuen uns sehr auf unsere kleine Tour, die jetzt ansteht.

Das Interview führte Till Frieling

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