Kritische Fragen
Sorge ums Klima im doppelten Sinn

Mit den Grünen-Kandidaten Cathrin Fernando und Peter Áldozó am Neuöttinger Wochenmarkt

24.09.2023 | Stand 12.10.2023, 10:15 Uhr |

Sonnenblumen und kleine Einkaufssackerl gab es von Bezirkstagskandidatin Cathrin Fernando und Landtagskandidat Peter Áldozó am Grünen-Wahlkampfstand beim Neuöttinger Wochenmarkt. − Foto: Schwarz

Sonnenblumen gehören einfach zu den Grünen. Seit über 40 Jahren sind sie das Markenzeichen der Partei, auch auf den Plakaten prangen sie. Und am Wahlkampfstand werden sie vom Duo Cathrin Fernando und Peter Áldozó verteilt. Die Bezirkstagskandidatin und der Landtagsbewerber sind auf politischer Werbetour am Wochenmarkt. Im Mittelpunkt steht für sie das Klima – und das im doppelten Sinn.

Als exponierte Vertreter der Ökopartei wollen sie überzeugen, dass es großer Anstrengungen bedarf, um die Lebensgrundlagen zu erhalten und den Klimawandel zu bremsen, gar zu stoppen. Weg von den fossilen Energieträgern, kein zurück zur Atomkraft – dafür Vollgas bei den erneuerbaren Energien.

Die Ampel in Berlin macht den Wahlkampf für die Grünen nicht leichter. Viele kritische Fragen kommen zum Heizungsgesetz, zur Inflation, zum vermeintlichen Auto- und Fleischverbot und zur Energieversorgung, speziell zum geplanten Windpark im Staatsforst. Áldozó hält dieses Projekt für eine Option, „eine signifikante Menge Strom“ erzeugen zu können – und zwar waldschonend, wofür die Bayerischen Staatsforsten als Grundstückseigner Sorge trügen. Um die Akzeptanz in der Bürgerschaft zu steigern, müsse das Projektierungs-Unternehmen Qair attraktive Beteiligungsmodelle anbieten und vor allem umfassend informieren.

Natürlich sei der Bau der Windräder auch ein Eingriff in die Natur, der genau zu betrachten sei, das gelte auch für die 380-kV-Leitung, deren Bau über viele Jahre von der bayerischen Staatsregierung verschleppt worden sei, ohne die aber „die Transformation nicht gelingen kann“ – ebenso wenig wie die Erhaltung der Industrie in Südostoberbayern.

Damit die Transformation weg von Kohle, Öl und Gas gelingt, reiche aber die Windkraft nicht. Wasserkraft, Bio- und Geoenergie und in Südbayern vor allem die Photovoltaik seien weitere Faktoren. Letztbezüglich fordert der 63-Jährige, noch mehr Flächen mit Energieanlagen auszustatten – öffentliche Gebäude ebenso wie Vereinsheim- und Firmendächer, aber auch Privatgebäude. Für die Bürger bringe dies auch die Möglichkeit mit sich, den Individualverkehr auf E-Mobilität umzustellen – staatlich gefördert.

Áldozó, der aktuell in der Freistellungsphase der Altersteilzeit ist und früher 32 Jahre freigestellter Betriebsrat bei Wacker Chemie war, verteidigt nicht nur vor diesem Hintergrund die Regierung in Berlin. Es sei schwierig, drei Parteien unter einen Hut zu bringen und, ja, die Kommunikation könnte besser sein. Jedoch gehe die Ampel „ehrgeizige Ziele offensiv an“, es würden „wichtige Weichen richtig gestellt“ – gerade im Sinne des Klimas.

Denn dieses sieht der Landtagskandidat auch in gesellschaftlicher Hinsicht gefährdet. Der Ton sei bisweilen rau und ruppig, auch in Neuötting ist von Passanten zu hören, dass sie von den Grünen nichts wollen, dass in Berlin „die schlechteste Regierung überhaupt“ am Ruder sei. Diese direkte verbale Konfrontation schreckt Áldozó nicht, schon jedoch die Hetze und der Populismus „aus dem Hinterhalt“ im Internet – gerade jetzt wieder bezüglich der Flüchtlinge –, aber auch der offene Hass. In Altötting wurde Spitzenkandidatin Katharina Schule vorvergangene Woche körperlich bedrängt, jüngst flogen gar Steine in Neu-Ulm. Es sei Aufgabe aller Demokraten, aufzustehen und dieser Eskalation Einhalt zu gebieten.

Weitere Themen, die Áldozó unter den Nägeln brennen, beziehen sich auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Hier sei der städtische Raum kein Vorbild, es müssten fürs Land Konzepte maßgeschneidert werden. Das gelte auch für die Bahn, die aktuell mit vielen Beschwerden wegen Unzuverlässigkeit zu kämpfen hat. Der Vorschlag des Grünen: Der Freistaat solle, statt in die Münchner Stammstrecke zu investieren, lieber die Anbindung die Versorgung des ländlichen Raums und somit auch des Chemiedreiecks verbessern.

Die Grünen seien keine Stadt-Partei, ist Áldozó überzeugt; vielmehr wolle man beide Lebenswelten verbinden. In der Kommunalpolitik gehe es um die konkrete Umsetzung, das weiß er als einer der Kreisvorsitzenden und als Kreisrat. Der Kreisverband entwickle sich gut, das Engagement sei hoch: „Wir Grünen halten das Ehrenamt hoch.“

− ecs

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