Burgkirchen/Alz
Schwarze Kohle-Körnchen machen das Wasser sauber

Beim Austausch in den Reinigungsanlagen ist Sicherheit in allen Bereichen oberstes Gebot – 34,5 Tonnen für drei Filterstraßen

28.03.2023 | Stand 28.03.2023, 6:00 Uhr

Schlauchstücke werden zusammengekoppelt, damit durch die Schlauchleitung die Aktivkohle in die Anlage eingespült werden kann. −Fotos: Herbert Gerlitz

Eine „Trommel“ mit rekordverdächtigen Ausmaßen bespielt Richard Werkmann im Öttinger Forst: Gut drei Meter Durchmesser hat der Zylinder aus Stahl. Richard Werkmann (Name von der Redaktion geändert) bringt die Trommelmembran, eben die Stahlwand, mit einem Hartgummihammer zum Schwingen. Die Töne, die er erzeugt, bilden gleichsam das Aktivkohle-Lied, die Begleitmusik zum Befüllen der 27375 Liter fassenden Filterkessel der Aktivkohle-Anlage der Gemeinden Burgkirchen/Alz und Kastl im Staatsforst.

Sicherheit ist das beherrschende Thema in der Aktivkohle-Filteranlage, dient sie doch der Qualitätssicherung des wichtigsten Lebensmittels, des Trinkwassers für die Gemeinden Burgkirchen, Emmerting, Mehring (Öd), Kastl und Tüßling. Deswegen wird das Filtermittel Aktivkohle mit zeitlichem Sicherheitsspielraum ausgetauscht, bevor die Wirkung zu sehr nachlässt. Auch bei den Arbeiten für den Aktivkohle-Wechsel hat Sicherheit oberste Priorität: „Die Gewährleistung der Trinkwasserversorgung, Sauberkeit und Arbeitssicherheit stehen an erster Stelle“, betont Richard Werkmann von der Firma Lambda aus Herten, die für den Aktivkohle-Lieferanten Chemviron S.A. Dienstleistungen übernimmt.

Dabei spielen viele Faktoren mit, unter anderem das „Aktivkohle-Lied“. Werkmann klopft mit dem Hartgummihammer den Filterkessel ab, um zu verfolgen, ob sich die eingebrachte Aktivkohle gleichmäßig am Kesselboden absetzt. Wo die Stahlwand des Kessels noch als „Trommelmembran“ frei schwingen kann, tönt sie klangvoll. Wo schon Aktivkohle anliegt, gibt es nur ein kurzes, stumpfes Klopfgeräusch.

„Aktivkohle braucht Wasser, um in Bewegung zu kommen“, erklärt Werkmann. An diesem Tag werden mit insgesamt fast sechs Stunden Arbeit 11,48 Tonnen Aktivkohle (25,46 Kubikmeter) in die beiden Kessel der dritten Filterstraße gespült.

„Wir sind peinlich darauf bedacht, ja keine Keime in die Anlage zu bringen“, hebt Wassermeister Michael Mayer hervor. Der Tanklastzug aus Feluy in Belgien, der die Aktivkohle bringt, hat desinfizierte Schläuche in einem verplombten Kasten dabei. Dennoch wird jeder Teilschlauch nochmals mit verdünntem Wasserstoff desinfiziert, bevor die Schlauchleitung vom Lastzug durch das Gebäude zu den Filterkesseln gelegt wird.

Die Aktivkohle-Filteranlage im Kastler Forst versorgt seit dem 19. Oktober 2020 die angeschlossenen Gemeinden mit PFOA-freiem Trinkwasser. Damit das auch so bleibt, wurde in den vergangenen Monaten das Filtermittel ersetzt. Wie schnell sich die Aktivkohle sättigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, in erster Linie natürlich von der Belastung des Wassers mit Perfluoroktansäure (PFOA). Der PFOA-Gehalt des Wassers aus jeder Filterstraße wird monatlich von einem Labor untersucht. Das Wasserwerk Burgkirchen tauschte die Aktivkohle bei den ersten Anzeichen einer Sättigung aus: Im November die Filterstraßen I und II, jetzt die dritte Filterstraße. Damit ist der erste Aktivkohle-Austausch (insgesamt 34,5 Tonnen) seit Inbetriebnahme der Anlage vor zweieinhalb Jahren vollzogen.

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