Reischach
Reischachs letzte Dorfbäuerin

Resi Niederhuber unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen

03.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:15 Uhr

Resi Niederhuber †

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Pfarrkirche St. Martin Reischach (Landkreis Altötting), als dort am 16. Dezember der Trauergottesdienst für Therese „Resi“ Niederhuber stattfand. Sie war zwei Tage vorher im Alter von 82 Jahren gestorben. Ortsgeistlicher BGR Ludwig Samereier zeichnete den Lebensweg der Bäuerin nach, die auf dem Friedhof ihre letzten Ruhe fand.

Als Resi Moser wurde sie am 7. Mai 1940 in Fuchshub geboren. Ihr Vater Alois Moser, ein Kleinbauer, fuhr auch den Leichenwagen der Pfarrei Reischach. Sie hatte fünf Geschwister, von denen drei Brüder in jungen Jahren schweren Krankheiten erlagen. Auch ihre Schwester Reserl war kurz nach der Geburt gestorben. Nach dem Besuch der Volksschule kam sie mit 14 Jahren als Dienstmagd zu Bauern. Zunächst arbeitete sie auf dem Wimmerhof in Rudersberg, danach beim Fleischbauern in Petzlberg.

Am Lichtmesstag 1961 heiratete sie Konrad Niederhuber. Sie übernahmen das Anwesen seines Onkels und seiner Tante in der Erlbacher Straße. Den drei Kindern, Konrad, Reserl und Josef war sie eine treu sorgende, herzensgute Mutter. Stolz war sie auf ihre fünf Enkel und zwei Urenkelinnen.

Resi Niederhuber war eine fleißige Bäuerin, mit Leib und Seele für ihre Tiere und die Landwirtschaft da. Ihr Hof war der letzte, auf dem in der Ortsmitte noch Rinderhaltung betrieben wurde. In ganz Reischach war sie als „Dorfbäuerin“ bekannt. Pfarrer Samereier, der selbst aus einer Landwirtschaft stammt, sagte, für ihn sei, nachdem die Familie Niederhuber vor rund 20 Jahren ihre Landwirtschaft weitgehend eingestellt habe, etwas zu Ende gegangen, was viele Jahre zu Reischach gehörte: Nämlich dass es einst viele Kleinbauern im Ort gab, die über viele Jahrhunderte das Ortsbild prägten.

Mit einer von jahrzehntelanger harter körperlicher Arbeit geprägten Lebensart war sie doch immer ein zufriedener und humorvoller Mensch geblieben. Pfarrer Samereier bezog ein Wort des Propheten Sacharja auf sie: „Ich arbeite auf dem Fels. Von Jugend auf stammt aus dem Ackerboden mein Erwerb.“

Die Hände von Resi Niederhuber seien aber nicht nur eifrig arbeitende, sondern genauso auch fleißig betende Hände gewesen, so der Geistliche. Gebet und Gottesdienst hatten ihren festen Platz in ihrem Tagesablauf. Die Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes und oftmals auch am Werktag waren ihr selbstverständlich. Resi Niederhuber war eine fleißige Rosenkranzbeterin an jedem Sonntagnachmittag zusammen mit fünf bis acht Beterinnen. Daneben war sie über 20 Jahre als engagierte Caritassammlerin unterwegs und habe dabei oft noch zusätzliche Gebiete übernommen. Ferner war sie viele Jahre Mitglied beim Frauenbund Reischach, trug die Fahne oder half beim Adventskranzbinden. Auch beteiligte sie sich beim Krankenbesuchsdienst und verbrachte so manche Stunde bei Kranken der Pfarrei Reischach.

Daneben pflegte sie die Geselligkeit: Über 30 Jahre lang spielte sie mit Freundinnen Karten. Und sogar einen „Ausflug“ ins Filmgeschäft unternahm sie: Als Regisseur Joseph Vilsmaier 1989 „Herbstmilch“ drehte, wurde er durch einen Bekannten aus dem Holzland auf sie aufmerksam und bat sie, eine wichtige Statistenrolle im Streifen zu übernehmen. Sie wirkte mit großer Freude mit.

Auch die Sebastianibruderschaft in Endlkirchen schulde Resi Niederhuber Dank, so der Geistliche weiter: Sei sie doch stets eine treue Besucherin von deren Zusammenkünften gewesen. Daneben war sie Mitglied beim Gartenbauverein Reischach, war mit ihrem Vieh und ihren bäuerlichen Gerätschaften eine der zentralen Mitwirkenden beim Erntefest, ebenso bei Faschingsumzügen oder Bällen.

Die Pfarrkirchenstiftung sei ihr zu besonderem Dank für die Mithilfe beim Erntedankaltar oder beim Christbaumschmücken verpflichtet, so Samereier. Auch sei durch die Familie Niederhuber jedes Jahr zwei- bis dreimal mal der Pfarrerberg gemäht und abgerecht worden. Mit unendlichem Fleiß habe sie Straßenränder und kleine Wiesenflächen mit der Sense gemäht, würdigte der Geistliche Resi Niederhuber.

Der Geistliche sagte, die Verstorbene habe möglicherweise manchmal mit Gott gehadert, vor allem, weil sie seit 1990 viele schwere Krankheiten zu bewältigen hatte. Aber: „Sie hat dennoch immer an ihrem Gott festgehalten.“ Eine Liedzeile in der Waidlermesse könnte direkt über sie gedichtet worden sein, so Samereier: „Fest, so wia a oachner Bam, so steht mei Glauben; und koa Weda konnt den Glaub’m mir nimmer raub’n.“

Resi Niederhuber habe auch ihren Ehemann Konrad über zehn Jahre lang, bis zu seinem Tod im Januar 2014 begleitet. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zuletzt zusehends. Seit 1. Juli 2019 lebte sie im Pflegeheim in Wurmannsquick.

Das Lebenslicht dieser geselligen Frau sei zuletzt immer schwächer geworden. Begleitet von ihren drei Kindern, den Schwiegerkindern, den fünf Enkelkindern und den zwei Urenkeln verstarb sie schließlich in Wurmannsquick.

− red/afb