120 Zuschauer sehen Inn/Salzach-Duell
Kastl feiert 3:0-Sieg in Siegsdorf – Ärger über Meisterehrung durch BFV: „Man wird mit Urkunde abgespeist“

29.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:15 Uhr

Seine starke Leistung krönte der Kastler Samuel Zwislsperger (links, hier mit Tobias Urban) mit seinem Treffer zum 3:0-Endstand. −Foto: Butzhammer

Mit Saisonsieg Nummer 21 hat sich der TSV Kastl aus der Fußball-Bezirksliga Ost verabschiedet. Der künftige Landesligist trumpfte am Samstag beim Inn/Salzach-Rivalen TSV Siegsdorf in der Hobmaier-Arena mit 3:0 auf. Dabei gab’s von den Gastgebern ein kleines Rahmenprogramm mit offizieller und gebührender Verabschiedung ihrer Spieler Michael Huber und Raphael Doll. Sauer aufgestoßen ist dem Meister derweil die Ehrung durch den Bayerischen Fußball-Verband. „Unglaublich und fassungslos, wie der BFV die Meister würdigt, die nicht der Verbandsliga angehören“, schimpft Abteilungsleiter Jochen Brehm.

So habe er am 19. Mai einen Brief des Verbandes erhalten und sei „sprachlos“ gewesen. In dem Anschreiben wurde dem Verein in kurzen Sätzen gratuliert und viel Erfolg in der neuen Spielklasse gewünscht. „Bezüglich der Meisterehrung haben es die Verantwortlichen nicht für nötig gehalten, vor Ort den Meister entsprechend zu würdigen. Ganz im Gegenteil: Man wird mit einer Urkunde abgespeist, die übrigens noch einen Knick hatte“, so Brehm, der moniert, dass den Titelträgern der Verbandsligen ein großer Wimpel und Medaillen überreicht worden seien. Daher sei es den BFV-Verantwortlichen nicht möglich gewesen, sich vor Ort zu zeigen und einen Pokal zu übergeben. „Uns als Verein geht es hier nicht um den materiellen Wert, sondern um die Wertschätzung und den nötigen Anstand“, empört sich der Chef der Kastler Kicker und fügt an: „Der BFV betont immer, wir sind alle gleich und sitzen alle im gleichen Boot. Bodenlos, sich so etwas auf die eigenen Fahnen zu schreiben. Übrigens sind wir nicht der einzige Verein, der hier seinen Unmut äußert und mehr als enttäuscht ist vom großen BFV.“

Ergänzend sei in dem Schreiben noch auf die großen Geldsorgen des Verbandes hingewiesen worden, die immer noch mit der Auswirkung der Corona-Pandemie zu tun haben. „Lächerlich so eine Aussage und eine Frechheit“, ereifert sich Brehm . „Wenn der BFV mit solchen Geldsorgen kämpfen muss, hätte er sich auch die Unkosten von knapp 2,50 Euro für die drittklassige Urkunde und das Papier sparen können.“

„Ganz herzlich bedanken“ möchte sich Brehm dagegen beim Abschlussgegner Siegsdorf: „Sie haben uns top empfangen und uns auch entsprechend mit einem tollen Rahmenprogramm zur Meisterschaft gratuliert. Sensationell! Den Siegsdorfern ging es 2021 ähnlich, als sie Meister wurden und auch nur mit einer Urkunde abgespeist wurden.“

Keine Tore in Durchgang eins

In der Partie in Siegsdorf gelang vor 120 Zuschauern Michael Huber in der 8. Minute ein erster Annäherungsversuch an das Tor der Gäste, als er eine Flanke denkbar knapp verpasste. Samuel Zwislsperger versuchte es auf der Gegenseite mit einem (noch) harmlosen Linksschuss aus 15 Metern (11.). In der Folge bemühten sich die Hausherren um Offensivaktionen, jedoch nach der langen Saison eben nicht mehr mit der allerletzten Konsequenz. Vor der Halbzeit zog Kastl die Zügel an und kam durch Christoph Hoffmann zu einer sehr guten Gelegenheit. Er wurde steil geschickt und überlupfte aus gut 30 Metern den herauseilenden Keeper Fabian König – knapp vorbei (34.). In der 40. Minute war Zwislsperger über links auf und davon und zog sofort sehenswert per Außenrist ab. Der Pfosten verhinderte das 0:1. Kurz darauf tanzte Sebastian Spinner einen Abwehrspieler im Strafraum aus und drosch das Leder wembley-verdächtig aufs Tor – gäbe es einen Videobeweis, stünde es wohl 0:1. Glück für die Elf von Franz Huber (43.).

Die Siegsdorfer kamen mit Schwung aus der Kabine. Paul Wittmann setzte direkt mit seinem strammen Fernschuss ein Ausrufezeichen, die Kugel flog nur um Zentimeter am Pfosten vorbei. Gleich darauf prüfte der eingewechselte Florian Aigner Gäste-Keeper Andreas Peller aus zentraler Position (48.). Anschließend passierte nicht viel, ehe der Meister in der 63. Minute wie aus dem Nichts traf: Hannes Sommer kam nach einem Abpraller im Strafraum glücklich ans Leder und spitzelte dieses aus fünf Metern ins Netz.

Kastl belohnt sich in der 79. Minute

Fünf Zeigerumdrehungen später hatte der kurz zuvor eingewechselte Florian Geß die große Ausgleichschance, in der Mitte zentral versuchte er freistehend Peller zu überlupfen – es blieb beim Versuch. Kastl schaltete wieder einen Gang höher, was in der 79. Minute belohnt wurde: Zunächst hätte sich Spinner bei einem Blitzkonter allein vor König die Torecke aussuchen können, scheiterte jedoch. Im Nachsetzen war aber Michael Renner zur Stelle, der aus kurzer Distanz abstaubte. In der 86. Minute krönte Zwislsperger seine bärenstarke Vorstellung. Eiskalt zog er aus 16 Metern leicht spitzem Winkel ab und markierte unhaltbar den Endstand.

Siegsdorf hatte nun nichts mehr entgegenzusetzen. In der Schlussminute wäre Martin Göppinger beinahe der vierte Treffer für die Elf von Trainer Slaven Jokic gelungen, als er am langen Eck völlig alleine gelassen mit einem Flachschuss am glänzend reagierenden Florian Oberhauser scheiterte, der auch noch ein paar Minuten Bezirksliga-Luft schnuppern durfte.

− mg/fa