Vom Teamleiter bei der Siltronic zum Plättenfahrer: Mit 65 genießt der gebürtige Burghauser Josef Kramler die Rente nicht etwa in seinem Garten in Bad Endorf, sondern auf einer Plätte, die er seit dieser Saison selbst über die Salzach manövrieren darf.
„Ich fahre schon seit langem gerne Boot oder segle, egal ob auf einem See oder dem Meer“, erzählt Kramler. Den dazugehörigen Sportbootführerschein hat er bereits lange in der Tasche, sodass er sich nach einem Zeitungsartikel auf den Minijob als Plättenfahrer bewarb. Doch der Weg vom Freizeitkapitän zum offiziellen Plättenfahrer in Burghausen war schwieriger, als es auf den ersten Blick schien. Schließlich braucht man einen Schiffsführerschein für Fahrgastschiffe, ähnlich wie die Kapitäne auf dem Königs- oder dem Chiemsee. Kramler musste sich also zunächst in Sachen Personenbeförderung weiterbilden.
Arbeit auf anspruchsvollem Gewässer
„Die Salzach ist tatsächlich das anspruchsvollste Gewässer, das ich je befahren habe“, sagt der frischgebackene Plättenfahrer. „Im Gegensatz zum Chiemsee, wo man bei Sturmwarnung ohne Schwierigkeiten einfach in den Hafen fährt, muss man hier laufend auf wechselnde Untiefen und Sandbänke achten. Besonders jetzt, bei niedrigem Wasserstand, ist die Fahrrinne oft sehr eng.“ Hinzu kämen wechselnde Strömungen und die Gefahr, dass Baumstämme die Plätte kreuzen. Auch der Wind sei nicht zu unterschätzen. „Wenn das Dach geschlossen ist, bietet die Plätte eine ordentliche Angriffsfläche“, erklärt Kramler. „Der Umgang mit dem Ruderbaum und das Anlegen erfordert zudem Übung, denn kaum gibt es ein paar Zentimeter Unterschied im Wasserstand, verhält sich die Strömung wieder ganz anders.“ Um sich mit diesen Besonderheiten der Salzach vertraut zu machen, ging Kramler als „Plättenfahrer-Azubi“ knapp zwei Saisonen beim langjährigen Profi Georg Helmberger in die Lehre.
Die theoretische und praktische Prüfung beim TÜV Süd hat der Bad Endorfer kürzlich mit voller Punktzahl bestanden und darf sich ab sofort offiziell Plättenfahrer nennen. Trotz und vielleicht auch wegen der bisherigen Herausforderungen liebt er seine neue Aufgabe: „Es ist für mich der ideale Rentnerjob. Man ist an der frischen Luft, mitten in der Natur, und jeder Tag ist anders.“ Die Strecke von Tittmoning nach Burghausen sei zwar immer dieselbe, aber das Ufer, die Strömung und das Wetter änderten sich laufend. „Das macht es spannend. Man muss immer aufmerksam sein und sich an die Bedingungen anpassen. Auch die meist gut gelaunten Leute, die ich über die Salzach ,schippere‘, sorgen für Abwechslung“, resümiert der neue Salzach-Skipper und schmunzelt.
„Plättenbeifahrer sind genauso entscheidend“
„Unser Plättenfahrerteam ist jetzt mit Georg Helmberger als hauptberuflichen Fahrer auf der ,Hadwiga‘, sowie Peter Schindlmeier und Sepp Kramler als Minijobber gut aufgestellt“, sagt Sigrid Resch, Geschäftsführerin der Burghauser Touristik. „Dank unserer drei Plättenfahrer, die sich nun auf den zwei Plätten abwechseln können, und fünf Beifahrern, sind wir gut besetzt. Dadurch können die zahlreichen Anfragen der Gäste nun noch effizienter bedient werden.“ Resch hebt zudem hervor, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen den Fahrern und Beifahrern ist. „Die Plättenbeifahrer sind genauso entscheidend wie die Fahrer, um eine reibungslose und gelungene Fahrt zu gewährleisten“, bestätigt auch Josef Kramler. „Sie kümmern sich um das Anlegen, informieren die Passagiere über die Salzach, die Geschichte der Plättenfahrt und über die Region. Sie sorgen dafür, dass jede Fahrt zu einem besonderen Erlebnis wird.“ Wer Interesse daran hat, das Plättenteam als Beifahrer zu unterstützen, soll sich bei der Touristik melden.
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