Mit Nachwuchswettbewerb
Am Dienstag beginnt die Internationale Jazzwoche Burghausen

Musik von gediegen bis extravagant

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:44 Uhr

Jung und funky: Lakecia Benjamin spielt am Donnerstagabend.

Es ist ein Umbruch der Generationen: Wenn am Dienstag, 21. März, die 52. Internationale Jazzwoche Burghausen beginnt, sind die beiden Gründerväter nicht anwesend.



Der frühere Organisationschef Helmut Viertl starb mit 86 Jahren am 22. Januar. Sein Weggefährte, der inzwischen 90-jährige Münchner Saxofonist und Jazzprofessor Joe Viera wird wie schon 2022 nicht mehr von der Isar an die Salzach reisen. Er hatte das seit 1970 am längsten kontinuierlich bestehende Jazzfestival in Bayern jährlich mit seinem legendär-trockenen Humor eröffnet.

„Wir halten das Andenken an Helmut Viertl in Ehren und wollen das Festival im Sinne der Gründer in die Zukunft führen“, sagt Andreas Bentlage von der Interessengemeinschaft Jazz, dem Trägerverein der Jazzwoche. Am Wochenende vor dem Start sagt er: „Es läuft alles super flüssig, wir müssen diesmal keine Sonderwünsche der Stars wie ein Bett für den Backstagebereich organisieren – ich sehe einer schönen Jazzwoche entgegen.“

Dutzende Ehrenamtliche helfen beim Aufbau



Seit Donnerstag wird gewerkelt in Burghausen, 30 bis 50 ehrenamtliche Helfer bauen die Bestuhlung auf, das Foyer, die Bühne, am Sonntag richten Techniker Bühnenbild, Licht und Ton ein. BR-Klassik zeichnet die Hauptkonzerte auf und und sendet live aus Burghausen zum Abschluss des Festivals am Sonntag, 26. März, ab 20.05 Uhr. Ein bis zwei Dutzend Medienvertreter werden laut IG Jazz auch 2023 wieder berichten.

Nach drei Jahren Pandemie sei das Publikum zurückhaltend, weniger aus Angst, sich noch einmal zu infizieren – „Es hat eher eine Entwöhnung stattgefunden“, sagt Sprecher Andreas Bentlage. Für fast alle Konzerte seien noch Karten erhältlich. Um besonders das junge Publikum anzusprechen gibt es nicht nur um 50 Prozent ermäßigte Karten für Schüler und Studenten, das Festival beginnt und endet auch mit spannenden jungen Musikerinnen und Musikern auf der Bühne.

Jazzwoche mit vollen Programm



Die Internationale Jazzwoche Burghausen läuft von Dienstag bis Sonntag, zum Auftakt wird zum 13. Mal das ausverkaufte Finale des Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises ausgespielt. Fünf Gruppen aus Italien, Polen, den Niederlanden und Deutschland spielen in prägnanten Kurzauftritten um insgesamt 9000 Euro Preisgeld – und um einen Auftritt im großen Eröffnungskonzert am Mittwoch in der Wackerhalle, wo sich die Siegerformation dann die Bühne teilt mit dem 71 Jahre alten US-Stargitarristen Lee Ritenour. Über den Sieger bestimmt die Jury aus den drei Journalisten Roland Spiegel (BR), Ralf Dombrowski (freier Autor u.a. für SZ) und Reinhard Köchl (freier Autor u.a. für Zeit online und Jazzthing). Neu in diesem Jahr ist ein zusätzlicher Gastjuror: Der Bandleader der Jazzpreis-Gewinner von 2022, Posaunist Szymon Klekowicki aus Polen, bringt die Stimme der jungen Generation in die Entscheidung ein.

Nach dem prominenten Zugpferd Lee Ritenour bietet Burghausen Programm für Liebhaber verschiedenster Stile. „Wir sind ein kleiner Verein“, erklärt Andreas Bentlage die Komposition des Gesamtprogramms, „wir setzen uns zusammen,jeder hat seine musikalischen Vorlieben, so fließen viele Dinge zusammen.“

Hauptkonzerte sind Doppelkonzerte



Dinge wie schwarzer, tanzbarer Soul-Funk-Groove der Saxofonistin Lakecia Benjamin, die schon 2019 ein umjubeltes Konzert in Burghausen gab – „eine coole junge Frau, die gerade auf allen Titelseiten ist“, schwärmt Bentlage. Die Hauptkonzerte der Jazzwoche sind jeweils Doppelkonzerte, vor Benjamin spielt der Schweizer Kontrabassist Heiri Känzig in Sextett-Besetzung. Am Freitag sind Afrofunk der Band Supergombo und Pedal-Steel-Gitarrist Robert Randolph zu hören, am Samstag gibt es in der Wackerhalle Eingängiges u.a. von der finnischen Sängerin Ina Forsman – und ein Grußwort von Ministerpräsident Markus Söder –, parallel zeigt im Stadtsaal Theon Cross, was sich mit einer Tuba und Loop-Station anstellen lässt. „Das ist das Spannende: Dieser Jazz saugt alles auf“, sagt Bentlage. Zum Schluss ist am Sonntag die Zukunft des Jazz zu hören, mit den Formationen Jin Jim, „Wir hatten was mit Björn“ und dem Landes-Jugendjazzorchester.

Raimund Meisenberger