Neuötting
„Grenzwertige“ Tierhaltung

Stadtplatz Neuötting: Kaninchen in Käfig zum Verschenken angeboten

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:32 Uhr

In diesem „versifften Käfig“ wurden die zu verschenkenden Hasen offenbar zeitweise gehalten. −Foto: red

Auf einen Fall von bedenklichem Umgang mit Tieren hat der Tierschutzverein Altötting und Mühldorf aufmerksam gemacht: Mehreren Passanten war Anfang der Woche aufgefallen, dass vor einem Laden am Stadtplatz in Neuötting (Landkreis Altötting) ein Käfig mit der Aufschrift „Hasen zu verschenken“ stand.

Die Passanten schalteten den Tierschutzverein ein. Dessen Mitarbeiter schauten bei der genannten Adresse vorbei – und in der Tat: „Genau so sollte das nicht gemacht werden“, schreiben die Tierschützer in einem Post in dem sozialen Netzwerk „Facebook“ und setzen drei Ausrufungszeichen hinter die Aussage. Die Tiere – es handelte sich in Wirklichkeit um Kaninchen – seien wohl zumindest vorübergehend „in einem versifften Käfig, ohne Einstreu“ bei Eiseskälte draußen gehalten worden. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Christina Hörl, nennt diese Haltung „zumindest grenzwertig.“ Vor allem bräuchten Kaninchen etwas Einstreu im Käfig: Es handle sich um Fluchttiere, die sich instinktiv verstecken, wenn sie Gefahr wittern.

Zwar sei der Käfig, als die Tierschützer eintrafen, leer gewesen. Wohl von Passanten angesprochen, hätten die Besitzer die Tiere ins Innere des Hauses gebracht. Von den Besitzern seien die Tiere auf Nachfrage dann schnell gezeigt worden: Ein – entgegen dem vielfachen Rat von Tierschützern nicht kastrierter – Kaninchenbock und ein Weibchen: „Nicht mehr gebraucht und hinter dem Laden in einem vollgepinkelten Zimmer untergebracht“, wie der Tierschutzverein kritisiert. Die Tierschützer raten immer wieder, die Tiere sterilisieren zu lassen, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden.

Auch andere Indizien sprechen nach Ansicht der Tierschützer dafür, dass die Tiere nicht optimal gehalten wurden. So habe das weibliche Tier einige Bissverletzungen gehabt, wohl ein Zeichen dafür, dass der Bock aufgrund der Enge in der Haltung aggressiv wurde. Und: Das Weibchen sei von einem Hautpilz befallen gewesen. Eine solche Krankheit könne zwar auch bei optimaler Haltung auftreten, doch weniger gute Bedingungen würden eine solche Krankheit befördern.

Die Leute vom Tierheim in Winhöring nahmen die beiden Tiere mit. Sogar „großzügig“ zeigten sich die Kaninchen-Halter noch, gaben den Tierschützern „ein paar Euro“ mit, wie in dem Post vermeldet wird. Aber: „Den Rest für die Kastration (die im übrigen genauso teuer ist wie bei einer Katze) übernehmen wir.“ Am gestrigen Mittwoch musste der Bock die Operation über sich ergehen lassen.

Nach Angaben des Tierschutzvereins haben Passanten wegen des Vorfalls auch die Polizei informiert. Bei der Inspektion Altötting war aber gestern auf Nachfrage der Heimatzeitung keine Anzeige in dieser Sache bekannt.

Bei der Untersuchung des Kaninchen-Weibchens kam noch eine Ursache auf, warum die Besitzer die Nager loswerden wollten: Es war trächtig.

− afb