In Garching/Alz läuft eine auf mehrere Jahre angelegte Sanierung der Kanalisation. Die kostspielige Maßnahme, die nicht zuletzt dem Schutz des Grundwassers dient, begann vor vier Jahren und soll heuer vollendet werden. Insgesamt wird die Gemeinde Garching/Alz dafür 856000 Euro ausgeben.
Zur gründlichen Vorbereitung der Kanalsanierung ließ die Gemeinde im Jahr 2019 im Garchinger Untergrund 13 Kilometer mit einer Kamera befahren. Die Bilder aus den etwa 40 Jahre alten Kanälen wertete ein Ingenieurbüro aus und erstellte auf dieser Grundlage ein Sanierungskonzept.
Die eigentliche Sanierung wurde in drei Abschnitte eingeteilt, die in den Jahren 2020, 2022 und 2023 durchgeführt wurden und werden. In diesem Jahr wird von Anfang September bis Mitte November gearbeitet, so die Planung.
Die häufigsten Schäden, die bei der Kamerabefahrung festgestellt wurden, sind nach den Worten von Matthias Gerold vom Ingenieurbüro Dippold & Gerold Risse in den Rohren. Ferner wurden Ausbrüche und Muffenversetzungen festgestellt. „Zur Zeit des Kanalbaus vor 40 Jahren waren die Muffen kurz, heute werden weit ineinanderreichende Muffen verwendet“, erklärt Gerold. „Die kurzen Muffen rutschen leicht auseinander und dann versickert das Abwasser im Untergrund.“ Der Schutz des Grundwassers ist jedoch gesetzliche Pflicht.
Während sich die Baufirma Swietelsky-Faber im vergangenen Jahr auf große Sammelkanäle mit 70 Zentimetern Durchmesser konzentrierte, geht es in diesem Jahr um Hauptleitungen mit Durchmessern von 25 bis 30 Zentimetern. Die Abwasserleitungen wurden alle im öffentlichen Straßengrund verlegt. Nach dem heutigen Stand der Technik muss zur Kanalsanierung keine Straße mehr aufgerissen werden.
Heutzutage werden in den alten Kanalrohren neue Rohre verlegt, im Fachjargon heißt das „Schlauchliner einziehen“. Diese neue Auskleidung von alten Rohren mit Schläuchen, die aus Glasfasergewebe und Epoxidharz bestehen, geht viel schneller als Aufgraben und verursacht keine Schäden an der Fahrbahndecke. Somit ist dieses Verfahren zeit- und kostensparend. Verkehrsbehinderungen werden minimiert.
Über Seilwinden werden laut Gerold die nahtlosen Schlauchliner in die Abwasserleitung eingezogen. Das Aufpumpen mit Druckluft drückt das Glasfasergewebe gegen die alte Rohrwand. Damit aus diesem „Strumpf“ ein neues, festes Rohr wird, dient UV-Licht als Starter für den chemischen Prozess der Aushärtung. In nur ein bis zwei Stunden härtet das Epoxidharz nach maschineller Beleuchtung mit UV-Licht aus, dabei entstehen Temperaturen um 90 Grad.
Mit dem Einziehen der Schlauchliner ist deswegen die Sanierung noch lange nicht beendet, weil für alle Hausanschlüsse wieder Öffnungen aufgefräst werden müssen, wozu Roboter eingesetzt werden.
− ge
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