Leiterin des Münchner Musäums
Lebenswerk für Karl Valentin: Garchingerin Gudrun Köhl gestorben

15 Jahre leitete Gudrun Köhl aus Garching im Landkreis Altötting das Münchner Musäum – Nun ist sie gestorben

12.01.2023 | Stand 07.11.2023, 9:58 Uhr
Rosmarie Anwander

Kaffeetasse für Bartträger: Hannes König und Gudrun Köhl teilten nicht nur die Liebe zum hintersinnigen Humor des großen Karl Valentin – sondern waren auch selbst ein Paar. Als ihr Lebensgefährte 1989 starb, übernahm Gudrun Köhl von ihm die Leitung des Karl-Valentin-Musäums. −Fotos: Imago/Heinz Gebhardt

Rasch verbreitete sich in der Landeshauptstadt München die Nachricht vom Tod von Gudrun Köhl. 15 Jahre lang war die gebürtige Garchingerin Leiterin des Karl-Valentin-Musäums und engagierte sich daneben auch auf vielfältige Weise in der Münchner Kulturszene. Doch ihre Verbindung zu ihrem Geburtsort Garching im Landkreis Altötting und zu ihrer Familie blieb stets bestehen. Als Verstorbene kehrt sie nun dorthin zurück und findet hier ihre letzte Ruhestätte.

 

Junger Sizilianer statt künftige Ordensschwester

Der Lebensweg von Gudrun Köhl begann am 17. Januar 1943. Sie war das siebte und letzte Kind einer Familie, die in den 30er Jahren aus Südtirol nach Garching umsiedelte. Der Zweite Weltkrieg raubte der Familie im Februar 1945 den Vater. Dieses Schicksal bedeutete damals auch erschwerte wirtschaftliche Verhältnisse, die nur durch Zusammenhalt und Sparsamkeit zu bezwingen waren. 

Gudrun Köhl besuchte zunächst die Schule in Garching und fasste als Jugendliche den Plan, in den Orden der Benediktinerinnen einzusteigen und sich später in der Mission zu betätigen. Doch nach einer Begegnung mit einem jungen Sizilianer während einer Romreise, mit der sie sich eigentlich von ihrer „ weltlichen Lebensweise“ verabschieden wollte, änderte sie ihr Ziel und wandte sich der Landeshauptstadt und der Kunst zu. Ihre Absicht, die Kunstakademie in München zu besuchen, mündete schließlich in einem Kunstlehramts-Studium.

Sie fand dadurch auch Zugang zu Münchner Künstlerkreisen und lernte den Kunstmaler Hannes König kennen, der 1959 das Karl-Valentin-Musäum gründete. Das im Isartor untergebrachte Musäum zog Gudrun Köhl vollends in seinen Bann. Sie wurde zunächst Stammgast und anstelle der Aufgabe als Kunstlehrerin übernahm sie dort 1968 als Wirtin das über dem Musäum befindliche Turmstüberl. Sie engagierte sich dabei mit großer Leidenschaft für die „Hinterlassenschaft“ des großen bayerischen Komikers und wurde zu einer wichtigen Mitarbeiterin für Museumschef Hannes König, ihrem späteren Lebensgefährten. 

Im Jahr 1978 gab sie ihre Funktion als Wirtin des Turmstüberls ab und widmete sich ausschließlich der Arbeit im Musäum. Mit großem Talent organisierte sie dort Ausstellungen und Veranstaltungen und schrieb Aufsätze über Münchner Volkssänger sowie Kinderbücher zu Karl Valentin, die sie auch künstlerisch illustrierte. Auf der Münchner Volkssängerbühne, die von ihrem Partner Hannes König gegründet wurde, übernahm sie Rollen und brachte sich bei Bühnenbildern und in der Regie ein. 

Nach dem Tod von Hannes König im Jahr 1989 übernahm Gudrun Köhl die Leitung des Karl-Valentin-Musäums. Sie sorgte mit Herzblut für den Fortbestand der Einrichtung. Am Herzen lag ihr auch das Andenken an Liesl Karlstadt, der langjährigen Partnerin von Karl Valentin. Karlstadt erhielt nicht zuletzt durch das Bestreben von Gudrun Köhl eine Dauerausstellung im Musäum, das seit 2002 in Valentin-Karlstadt-Musäum umbenannt ist. 

 

Nicht zu schade, das Musäum selbst zu putzen

Das Engagement Gudrun Köhls im kulturellen Bereich blieb nicht unbeachtet. Im Jahr 2003 erhielt sie die Auszeichnung „München leuchtet“ in Silber. Zum 1. November 2004 gab Köhl schließlich ihr Amt als Musäumschefin ab und legte die Aufgabe in die Hände ihrer Nachfolgerin Sabine Rinberger. Lediglich den Volkssängerstammtisch im Turmstüberl, der sich an jedem Dienstagnachmittag dort zusammenfand, betreute sie, solange es ihre Gesundheit erlaubte. Im Münchner Kulturleben galt Gudrun Köhl als „Institution“. Sie blieb dabei stets ein Mensch, der sich nicht verbiegen ließ und seinen eigenwilligen Humor behalten hat. Sie war sich auch nicht zu gut, die Musäumsräume selbst zu putzen. Ihre soziale Ader brachte sie mit der Unterstützung mittelloser Künstler zum Ausdruck.

Wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag verstarb Gudrun Köhl nach einer langen und schweren Krankheit. Ihre letzte Ruhestätte findet sie am Donnerstag, 19. Januar, auf dem Garchinger Friedhof an der Seite bereits verstorbener Familienmitglieder.
 

Rosmarie Anwander