Garching/Alz
Präventionswoche ließ aufhorchen

Garchinger Arbeitskreis freut sich über mehr Teilnehmer bei den Veranstaltungen als erwartet

21.06.2021 | Stand 21.09.2023, 4:38 Uhr

"Stopp! Lassen Sie mich in Ruhe!" So riefen die Kinder, bevor sie nach Anleitung übten, sich mit Hand und Fuß gegen einen Angreifer zu wehren. −Fotos: Limmer

Eine Woche lang konnten sich interessierte Garchinger auf verschiedene Weise mit dem Thema "Missbrauch" auseinandersetzen. Bei der Kunstausstellung im Jugendtreff, in der Bücherei, bei Vorträgen und am vergangenen Wochenende bei zwei Aktionen für Kinder.

Der Garchinger Arbeitskreis "Prävention", der sich im vergangenen Herbst aus der Initiative "Sauerteig" heraus formiert hat, möchte seine Arbeit damit nicht beenden. "Es gibt noch viel zu tun. Wir wollen weiterhin Aufklärungsarbeit leisten, damit kein Kind mehr sexuelle Übergriffe erfahren muss", kündigte Rosi Mittermeier von der Initiative "Sauerteig" am Wochenende an. "Die Präventionsarbeit ist auf Jahre angelegt, soll das Bewusstsein bilden und nachhaltig wirken. Keiner soll mehr wegschauen", so Rosi Mittermeier weiter. "An den Veranstaltungen haben mehr Menschen teilgenommen, als wir erwartet hatten", bilanzierte Mittermeier erfreut.

Am Samstag, dem letzten Tag der Präventionswoche, stellte sich die Karate-Abteilung des TuS Alztal Garching vor der alten Turnhalle auf und lud alle Kinder ein, erste Handgriffe zur Selbstverteidigung zu erlernen.

Keine Chance sich zu wehren hatte als Kind Markus Elstner (55 Jahre) aus Bottrop, der sich im Jahr 2010 als Opfer von Pfarrer H. bekannte. Seit 2014 tritt er öffentlich auf und wird nicht müde, von seinen Erlebnissen mit dem Missbrauchspfarrer, die ihn im Kindesalter nachhaltig traumatisierten, zu berichten, so auch am Wochenende in Garching.

Vorgenommen hat sich Markus Elstner, den Weltrekord des längsten Bildes zu knacken. Im Jahr 2008 schaffte es eine Aktion des Bundesverkehrsministeriums in Berlin ins Guinness-Buch der Rekorde. Diese Bilderschlange misst 37 Kilometer.

In Garching kamen am Samstag 79 Bilder mit Abdrücken von Kinderhänden zusammen, die alle ein "Stopp" symbolisieren. Damit trugen die Garchinger mit knapp 23 Metern zum längsten Bild bei. "Ich habe keine Zeitvorgabe und keinen Druck. Bei allen Veranstaltungen rufe ich die Kinder zu Handabdrücken auf. Dabei komme ich mit den Eltern ins Gespräch und kann so erste Informationen zum Thema sexueller Missbrauch weitergeben. Bisher haben wir schon über 10000 Bilder, die demnächst zusammengeklebt werden, um einen Eindruck von der Länge zu erhalten", berichtete Elstner.

− cl