Burgkirchen/Alz
In Josef Kramler steckt ein Künstler

Liebe zum Werkstoff Holz und herausragende Begabung fürs Schnitzen – Seine Werke wurden international verkauft

27.03.2021 | Stand 21.09.2023, 2:29 Uhr

Seinen letzten Kontrabass verzierte Josef Kramler im vergangenen Jahr. Diese Schnitzarbeit verlangt ein gutes Auge und ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Ein Fehler darf nicht passieren. Verständlich, dass der Hochbetagte immer wieder Arbeitspausen einlegen muss. Bassgeigen mit seinen Schnitzereien wurden bis nach Amerika, Australien und Japan verkauft. −Foto: Hermann Böhm

Es war im Böhmerwald, wo seine Wiege stand: Josef Kramler wuchs umgeben von Wald auf und das wird wohl seine Liebe zum Werkstoff Holz entzündet haben. Schnitzen war zeitlebens seine Leidenschaft. Obwohl hier Neigung und Talent zusammengingen, war es ihm leider nicht vergönnt, daraus seinen Hauptberuf zu machen. Jetzt wohnt der 89-Jährige in Burgkirchen/Alz,

"Doch die Verhältnisse, die sind nicht so", das hätte Bertolt Brecht wahrscheinlich auch über das Leben von Josef Kramler gesagt, das ihm nicht erlaubte, ein Leben als Künstler zu führen. Josef Kramler macht kein Hehl daraus, dass er aus armen Verhältnissen stammt: "Ich musste mich aus dem Dreck herausarbeiten!" Vor allem hängt das mit der Vertreibung aus der Heimat zusammen und damit, dass der Vater die Familie im Stich ließ.

In der Nachkriegszeit war eine Lehrstelle schwierig zu finden. Schließlich fand Josef Kramler im Jahr 1948 die Möglichkeit, eine Schreinerlehre in der Kunsthandwerkerkolonie auf der Burg von Tittmoning zu absolvieren.

Vom Landesamt für Denkmalpflege bekam der Tittmoninger Kunstschreiner den Auftrag, in Landshut die getäfelte Holzdecke im Gobelinsaal der Stadtresidenz zu restaurieren. (Die Residenz ist eines der Wahrzeichen der Stadt Landshut.) Das Kunstwerk war im Krieg schwer beschädigt worden, als die 400 Jahre alte Kassettendecke unter Beschuss herabstürzte. Weil sein Lehrling ein viel besserer Schnitzer war als er selbst, ließ Josef Pohl den jungen Josef Kramler die Arbeiten zur Restaurierung des Kunstwerks erledigen – unter strenger Geheimhaltung, denn der Auftraggeber, das Landesamt für Denkmalpflege, durfte davon nichts erfahren.

Durch einen Arbeitskollegen im Werk Gendorf, der aus Mittenwald stammte, lernte Josef Kramler 1972 den Geigenbauer Günther Kramer (†) kennen. Daraus entstand eine 30 Jahre bestehende "Geschäftsbeziehung". Nebenberuflich verzierte Josef Kramler Bassgeigen mit seiner Schnitzkunst. Die von ihm verzierten Kontrabässe wurden in die ganze Welt verkauft.

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