Burgkirchen/Alz
Energiewende eine Herkulesaufgabe für die Industrie

Dabei geht es nicht nur um die Machbarkeit, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Gendorf

04.05.2022 | Stand 21.09.2023, 2:12 Uhr

Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter des Standortbetreibers InfraServ Gendorf. −Foto: Gerlitz

Den Austausch mit der Öffentlichkeit pflegt der Chemiepark Gendorf bereits traditionell, doch coronabedingt war das Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch zuletzt im Jahr 2019 möglich. Am Montag konnte es im Bürgerzentrum Burgkirchen wieder stattfinden und war mit 96 Teilnehmern gut besucht. Unter anderem waren 14 Bürgermeister aus dem Landkreis Altötting, Hubert Gschwendtner, stellvertretender Landrat des Landkreises Altötting, Landrat Max Heimerl aus Mühldorf, und Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von "ChemDelta Bavaria", dabei.

Insgesamt drei Stunden lang gaben Vertreter von Firmen aus dem Werk Gendorf den interessierten Zuhörern Einblick in ihre Situation und auch in ihre Sorgen. Denn so unterschiedlich die Produkte auch sind, so eint doch die Monster-Herausforderung Energie die im Chemiepark Gendorf angesiedelten Hersteller. Das war der sprichwörtliche rote Faden, der sich durch alle Vorträge zog.

Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter des Standortbetreibers InfraServ Gendorf, brachte es auf den Punkt: "Nur zu verständlich sind die Rufe nach einem Gas-Embargo – einfach umzusetzen ist das für Deutschland nicht. Die zu erwartenden Gasengpässe würden in unserer energieintensiven Chemiebranche zu massiven Verwerfungen führen, tiefe Einschnitte würden sich in allen nachgelagerten Wertschöpfungsketten fortpflanzen. Die Folgen für viele Branchen, die Beschäftigten und die Lieferketten wären fatal."

Verwerfungen, das bedeutet in der langfristig denkenden Chemiebranche: Investiert wird dann woanders. Zumal die Eigentümer der in Gendorf niedergelassenen Firmen international aufgestellt sind.

Auch ohne ein Gas-Embargo steht die Chemieindustrie als energieintensive Branche vor riesigen Herausforderungen, um die Klimaziele der Europäischen Union und Deutschlands zu erreichen. Dr. von Reden gab bekannt, dass sich schon jetzt im Chemiepark Gendorf Experten mit Möglichkeiten der klimaneutralen Energieversorgung beschäftigen.

Dabei kommen drei verschiedene Entwicklungen zusammen: "Die komplette heutige Stromproduktion muss auf regenerative Quellen umgestellt werden. Der Strombedarf wird durch die Elektrifizierung vieler Prozesse deutlich zunehmen. Und noch mehr elektrische Energie braucht es künftig, um Rohstoffe zu ersetzen, die auf Erdöl oder Erdgas basieren", verdeutlichte der InfraServ-Geschäftsleiter.

Für das bayerische Chemiedreieck werde bis 2030 mindestens mit einer Verdoppelung des Strombedarfs gerechnet.

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