Burgkirchen/Alz
Eine titanenhafte Aufgabe

Transformator aus Nürnberg nach Burgkirchen geliefert – Das Schwergewicht war sechs Nächte auf der Schiene unterwegs

16.06.2021 | Stand 21.09.2023, 22:40 Uhr

Das Titanen-Gespann ist am Bahnhof Pirach bereit für die Fahrt zum Umspannwerk bei Hecketstall. Das Umsetzen von der Schiene auf die Straße hat geklappt. Für die Tieflader gibt es eine Zug- und eine Schubmaschine. Das gesamte Gespann bringt 498 Tonnen auf die Waage. Von Stoßstange zu Stoßstange misst es 74 Meter. −Fotos: Gerlitz

Das Tragen einer vollen Getränkekiste wird nach ein paar Metern zur Anstrengung und ab einer gewissen Distanz zur Herausforderung, wenn man kein "Kraftlackl" ist. Unter diesem Aspekt erscheint es irgendwie unwirklich, wenn ein fast 300 Tonnen schweres Ungetüm gehoben wird und sich zum Transport ein fast 500 Tonnen wiegendes Gespann mit scheinbarer Leichtigkeit in Bewegung setzt. Das Rad ist doch eine wahrlich geniale Erfindung...

Wie berichtet, wird das Umspannwerk Pirach modernisiert und dazu gehört auch der Einbau neuer Transformatoren. Das erste dieser teuren Teile wurde in den vergangenen Tagen angeliefert und am Dienstag in das nahe Hecketstall gelegene Umspannwerk transportiert.

Hersteller des 295 Tonnen schweren Transformators ist das Nürnberger Siemens-Werk. Eine auf Schwertransporte spezialisierte Spedition übernahm die Lieferung. Die Spedition Kübler besitzt unter anderem eigene Eisenbahnwaggons, die sich teilen lassen. Jeder Teilwaggon verfügt über 16 Achsen und einen so genannten Tragschnabel, der allein schon 74 Tonnen wiegt. Die "Tragschnäbel" halten den Transformator in der Mitte der Teilwaggons.

Weil dieser Schwertransport über das normale Lademaß der Bahn hinausgeht, kann dieser Zug nur in Fahrplanlücken fahren – also überwiegend nachts. Sechs Nächte brauchte der Transformator für die Strecke von Nürnberg bis Burgkirchen.

Diese "Kiste" ist 4,06 Meter breit und 4,5 Meter hoch. Über die Schiene geht es mit minimierter Bodenfreiheit, dadurch beträgt die Gesamthöhe des Zuges "nur" 4,72 Meter. Aus diesem Grund sind Transformatoren an den Unterkanten abgeschrägt. Sonst würden sie die Bahnsteige "rasieren".

Ein weiterer heikler Punkt ist das Umheben von der Schiene auf die Straße. Dafür gibt es schon seit dem Bau des Umspannwerks eine Umsetzstelle im Bahnhof Pirach. Doch weil Transformatoren eine Lebenserwartung von mindestens 40 Jahren haben, wurde diese Umsetzstelle nicht instandgehalten. Deswegen ließ der Übertragungsnetzbetreiber "TenneT" im Frühjahr nicht nur eine Straße vom Bahnhof Pirach zum Umspannwerk bei Hecketstall bauen, sondern auch die Umsetzstelle erneuern.

Für die Straßen-Tieflader gibt es eine Zug- und eine Schubmaschine. Beide Schwerlastzugmaschinen des Herstellers Titan haben 600-PS-Motoren und Wandlerschaltkupplungen. Das gesamte Gespann bringt 498 Tonnen auf die Waage. Von Stoßstange zu Stoßstange sind es 74 Meter.

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