Garching/Alz
Eine der schönsten Turnhallen der Region

Heimatbund Garching erinnert an Turnhallenbau vor 88 Jahren – Gestiftet von Dr. Nikodem Caro

04.09.2021 | Stand 20.09.2023, 23:34 Uhr

Die Schlüsselübergabe an die Gemeinde Garching erfolgte mit einem großen Festakt am 1. Mai 1934. Damals waren alle von dem gelungenen Bauwerk und seiner großzügigen Ausstattung begeistert.

"Unter der Obhut der Gemeinde Garching/Alz wird diese neu erworbene Kulturstätte stets in Ehren gehalten werden." Mit diesen Worten soll am 1. Mai 1934 der damals amtierende Garchinger Bürgermeister Joseph Aigner den Schlüssel für die neu errichtete Turnhalle entgegen genommen haben.

Die jetzt als "Alte Turnhalle" bezeichnete frühere Sportstätte stellt auch in der Gegenwart noch ein markantes Bauwerk dar. Der Heimatbund Garching widmet derzeit den Inhalt seines in der Ortsmitte befindlichen Schaukastens diesem zentralen Baudenkmal.

Die Turnhalle im Ortszentrum von Garching und deren Geschichte führt zu einer bekannten Persönlichkeit: Geheimrat Professor Dr. Nikodem Caro. Dem findigen Naturwissenschaftler und Unternehmer ist es zu verdanken, dass Garching bereits 1934 in den Genuss einer Turnhalle kam. Der Gründer der Kalkstickstoff-Industrie im Alztal überzeugte nicht nur als weitblickender Industrieller, er offenbarte sich auch als Mann mit sozialer Verantwortung für die Region und ihre Menschen.

In der Gemeinde Garching spielte der Sport bereits in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts eine große Rolle. Aus dem 1920 in Wald a.d.Alz gegründeten "Sportclub Wald an der Alz" erwuchs 1924 nach einer Satzungsänderung durch das Bezirksamt Altötting der eigenständige "Turn- und Sportverein Alztal" mit Sitz in Garching/Alz. Der Tag der Satzungsänderung, der 20. April 1924, gilt als eigentlicher Gründungstag des "TuS Alztal Garching". Im Jahr 1928 erwarb der TuS Alztal ein im Anschluss an die Werkssiedlung gelegenes Areal mit einer Ausdehnung von 0,81 Hektar zur Anlage eines Sportplatzes.

Der TuS Alztal setzte es sich in den folgenden Jahren zum Ziel, für seine damals rund 100 aktiven Mitglieder neben dem Sportplatz ein Gebäude mit Umkleidemöglichkeiten und einen Raum zum Turnen bei ungünstiger Witterung zu schaffen. Doch fehlte dafür das notwendige Kapital. Deshalb wandte sich der Verein im März 1933 an Dr. Nikodem Caro mit dem Ansuchen, entsprechende Altmaterialbestände der Bayerischen Kraftwerke Hart/Alz, die nicht mehr benötigt werden, dem TuS Alztal für die Errichtung einer "provisorischen Halle im Ausmaß von 12 x 8 Metern" zu überlassen. Die "Wunschliste" beinhaltete 25000 Stück Ziegel, 600 Stück Dachschindel, 40 Zentner Zement und 10 Kubikmeter Holz.

Nicht zuletzt durch die Tatsache, dass die Mitglieder des TuS größtenteils aus Mitarbeitern des Werkes Hart und deren Angehörigen bestanden, und durch die soziale Verantwortung für die Menschen der Region holte der Geheimrat zu einem zukunftsträchtigen Schritt aus: Er wollte kein Provisorium unterstützen, sondern etwas "Ganzes" schaffen und beauftragte den Architekten der Bayerischen Stickstoffwerke, Wilhelm Kirschner, mit der Ausarbeitung eines Plans für eine neue Turnhalle.

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