Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat seit Mittwoch, 15. September 2021, in Garching einen Ortsverband. Punkt 19.39 Uhr beschlossen im Saal des Gasthauses "Zum Bräu" neun Grünen-Mitglieder, die in Garching wohnen und somit stimmberechtigt waren, die Gründung. Dabei gingen die Formalien routiniert über die Bühne: Um 19.41, also nur zwei Minuten nach der Gründung, war bereits die Satzung beschlossen. Die Garchinger Grünen einigten sich, keine eigene Kasse zu führen, sondern das Finanzielle über die Kasse des Kreisverbandes laufen zu lassen. Somit besteht der Vorstand laut Satzung aus mindestens drei, höchstens vier Mitgliedern, ein Kassier wird nicht benötigt. Bei der Wahl bekamen alle Kandidaten breite Rückendeckung: Alle Stimmen waren gültig, alle Ergebnisse einstimmig.
Die Stimmung ist gut im Saal des Gasthauses "Zum Bräu". Es wird viel geredet, viel gelacht. Auf dem rustikalen Holztisch vor der Bühne steht, auf einem blau-weiß-karierten Tischdeckchen, eine Tonvase mit einem Strauß Sonnenblumen. Am Tisch haben zwei Personen Platz genommen: Margarete Bause, ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, aktuell Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der Grünen-Bundestagsfraktion. Daneben Christoph Arz, der sich als Direktkandidat für den Wahlkreis Altötting-Mühldorf um ein Bundestagsmandat bewirbt.
An einem Stehtisch, der als Rednerpult dient, begrüßt Jessica Artes vom Kreisvorstand die Anwesenden. Den Kreisverband repräsentieren bei der Versammlung außerdem Peter Áldozó und Reinhard Hausmann. Jessica Artes begrüßt ferner Andreas Engl, Stefan Angstl und Gunter Strebel von den Burghauser Grünen, außerdem Garchings Bürgermeister Maik Krieger. Der Garchinger Ortsverband sei jetzt schon der dritte grüne Ortsverband, der innerhalb eines Jahres im Landkreis Altötting gegründet wurde: im Oktober 2020 Burghausen, im Juli 2021 Neuötting, jetzt Garching. "Großes Lob an alle: Ihr seid sehr engagiert", sagt Jessica Artes.
"Es ist schön, zu sehen, wie Grün wächst in Bayern", sagt Margarete Bause. Im ganzen Land würden derzeit neue Ortsverbände entstehen. "Ich freue mich, dass ich auch hier wieder viele engagierte Leute sehe." "Ich bin unheimlich froh, dass unsere Strukturen im Wahlkreis weiter wachsen", sagt Christoph Arz. Das zeige, dass auch in einer so konservativen Gegend wie dem Landkreis Altötting allmählich ein Umdenken stattfinde, dass es eine Trendwende gebe hin zu zukunftsorientierter Politik. Durch Ortsverbände könne man grüne Ideen vor Ort weitergeben, deshalb sei es so wichtig, sie zu gründen. Er bittet die Anwesenden, auch junge Menschen zu ermutigen und dabei zu unterstützen, politisch aktiv zu sein.
Als erste Kandidatin für den Ortsvorsitz – bei den Grünen sagt man dazu auch Sprecher – wird Andrea Dashuber vorgeschlagen. Sie stellt sich kurz vor: Sie ist 53 Jahre alt, stammt aus der Nähe von Stuttgart, lebt seit 18 Jahren in Garching, arbeitet dort zusammen mit ihrem Mann im familieneigenen Fahrradgeschäft. Sie engagiert sich seit einiger Zeit in der Offenen Grünen Bewegung in Garching. Als Motivation dafür nennt sie ihre Liebe zur Natur und zu Tieren. "Ich bin überzeugt, dass jeder von uns im Kleinen versuchen kann, den CO2-Ausstoß zu senken", sagt sie.
Als Co-Vorsitztender im paritätisch besetzen Ortsvorstand wird Rudolf Zieglgänsberger gewählt, der seit Mai 2020 im Garchinger Gemeinderat sitzt, dort das Amt des Umweltreferenten übernommen hat. Auch er stellt sich vor: 42 Jahre alt ist er, selbstständig mit eigenem Planungsbüro. Er ist schon seit einigen Jahren Mitglied bei den Grünen, bei der Kommunalwahl 2020 habe er eine eigene grüne Gemeinderatsliste initiiert, weil er "klimapolitisch mehr Potenzial" in Garching gesehen habe. "Es wurden auf Anhieb zwei Grüne in den Gemeinderat gewählt und dann begann die kommunalpolitische Arbeit", sagt er. Er bedankt sich bei allen, die sich in den parteiübergreifenden Arbeitskreisen engagieren und insbesondere bei Bürgermeister Krieger – dafür, dass er bei den grünen Themen "nicht dagegenarbeitet".
Als Schriftführer wird Peter Biela gewählt. Er ist 38, wohnt in Wald, arbeitet als Industriemeister. Gerade in der Industrie sehe er "richtig großes Potenzial" für Veränderungen, sagt er. Deswegen sei er den Grünen beigetreten. "Mittlerweile ist auch in der Großindustrie ein Umdenken da. Das finde ich gut." Beisitzerin wird Magdalena Stalleicher, 37 Jahre alt, Lehrerin. Man kenne sie in Garching vor allem über den Biohof mit Hofmolkerei ihres Mannes, sagt sie. Sie engagiere sich bei den Grünen, weil für sie Klimawandel und Nachhaltigkeit wichtige Themen seien und sie in der Politik noch kein eindeutiges Handeln in diesen Bereichen erkenne. Durch die Gründung des Garchinger Ortsverbands könnten die Grünen in der Alztalgemeinde als Ideengeber auftreten, findet sie – und auch als Gegenpol zu den rechten Stimmen, die es dort ja durchaus auch gebe.
