Burgkirchen/Alz
Beschleunigungsgesetz wirkt als Bremse

Beim Nachbarschaftsgespräch des Chemieparks wird Ärger laut – Industrie würde gerne mehr auf der Schiene transportieren

04.05.2022 | Stand 21.09.2023, 2:44 Uhr

Symbolische Handlung: Christian Kubasch (links), Geschäftsleiter Infrastruktur der Südostbayernbahn, und Dr. Bernhard Langhammer, Geschäftsleiter InfraServ Gendorf, nahmen im Juli 2020 neue Gleise im Burgkirchner Industriegelände in Betrieb. Notwendig wurde die Gleiserweiterung, um das mengenmäßige Wachstum im Chemiepark über den umweltschonenderen Transportweg Schiene bewältigen zu können. −Foto: Heine

Beim ersten Nachbarschaftsgespräch des Chemieparks Gendorf seit drei Jahren haben die Vertreter der Industrie am Montag im Bürgerzentrum Burgkirchen/Alz für ihre Anliegen offene Ohren gefunden bei den 96 anwesenden Kommunalpolitikern, Beamten und Vereinsfunktionären. Dabei kam auch der ersehnte Bahnausbau zur Sprache.

Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter des Standortbetreibers InfraServ Gendorf, berichtete über langfristig und kontinuierlich wachsende Transportmengen aus dem Werk. Doch im Jahr 2021 gab es nach seinen Worten ein sprunghaftes Wachstum auf der Schiene, ermöglicht durch einen Ausbau der Gleisanlagen im Norden des Burgkirchner Industriegeländes. Nach fünf Jahren Planungs- und Genehmigungsphase und einem Jahr Bauzeit konnte InfraServ im Juli 2020 die drei neuen Bereitstellungsgleise in Betrieb nehmen.

Die Industrie würde gerne noch mehr auf der Schiene transportieren, doch geht das nach Aussage von Vinnolit-Standortleiter Klaus Baier nur mit einem Ausbau der Bahnverbindung (ABS 38). Das Projekt ABS 38 umfasst den vollständigen zweigleisigen Ausbau von München über Mühldorf nach Freilassing sowie die Elektrifizierung dieser 145 Kilometer langen Strecke. Die Abzweigung nach Burghausen soll nicht zweigleisig ausgebaut, sondern nur elektrifiziert werden. Das Versprechen, die Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing bis 2030 zweigleisig und elektrifiziert auszubauen, wird nach jetzigem Kenntnisstand nicht eingehalten.

Mit Kopfschütteln äußerte sich Dr. von Reden darüber, dass ein so genanntes Bahnbeschleunigungsgesetz nun beim Projekt ABS 38 zu einer Verzögerung führen werde. Dazu merkte der Mühldorfer Landrat Max Heimerl an, es handle sich um eine politische Entscheidung und nicht um Sachzwänge wie geologische Gegebenheiten. "Weil die Entscheidung zum Bahnbeschleunigungsgesetz politischer Natur ist, kann sie noch rückgängig gemacht werden. Damit es dazu kommt, müssen wir den Druck hochhalten", appellierte Landrat Heimerl.

Im Rückblick sagte Dr. von Reden, das Werk Gendorf sei der Gesamtentwicklung der deutschen Chemieindustrie gefolgt: "Auf den coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 folgte eine kräftige Erholung im Jahr 2021." Der Standortbetreiber ist stolz darauf, dass es im Chemiepark Gendorf keinen Corona-Ausbruch gab.

Die InfraServ Gendorf kann auf 25 Jahre ihres Bestehens zurückblicken; dieses Jubiläum soll heuer auf verschiedene Weise gefeiert werden.

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