Die weiße „Rennsemmel“
Burghauserin gewinnt mit ihrer Hündin beim Schlittenhunderennen

13.11.2022 | Stand 20.09.2023, 2:18 Uhr

Mit Vollgas durch den Wald geht es oft in den Trainingseinheiten der beiden. −Foto: von Bein

Von Alexander Nöbauer

Die Samojede-Hündin Benita von Sarah Asbeck aus Burghausen (Landkreis Altötting) ist schnell. So schnell, dass die beiden im Gespann sogar Schlittenhunderennen gewinnen.



Ganz langsam geht auch, doch es ist bei Weitem nicht so interessant. „Sie ist eben eine richtige kleine Rennsemmel“, sagt Sarah Asbeck. Sie, das ist Asbecks Samojede-Hündin Benita. Viereinhalb Jahre alt, 24 Kilo schwer – und gerne mal bis zu 30 Kilometer pro Stunde schnell. So schnell, dass die beiden im Gespann sogar Rennen gewinnen: das 15. Internationale grenzüberschreitende Schlittenhundewagenrennen des BSSC Austria im niederösterreichischen Reingers an der tschechischen Grenze.

„Wahnsinnig tolles Gefühl“

Ein paar Tage nach dem Erfolg lässt es der flauschige Vierbeiner erst mal gemütlich angehen. Ohnehin: Es ist Sonntag! Kein Stress, nur ein kleiner Ausflug steht heute noch an. Umso erlebnisreicher war für Benita und ihre Frauchen Sarah Asbeck die Woche zuvor: Beim Schlittenhunderennen haben die beiden in ihrer Klasse den Sieg geholt. „Ein wahnsinnig tolles Gefühl war das“, berichtet Sarah Asbeck. „Dass wir auf Platz 1 radelten, war mir erst so richtig bewusst, als wir zur Musik ,We are the Champions‘ auf die Bühne gebeten wurden.“ Vor lauter Freude habe sie Benita in die Luft gehoben, „doch die hat nur ganz tiefenentspannt in die ihr zujubelnde Menschenmenge geschaut“, erzählt die Burghauserin und lacht.

Zuvor hatten die beiden die Sprintstrecke in der besten Zeit gemeistert: 4,5 Kilometer auf Waldwegen über Wurzeln und Sandwegen, durch Pfützenlöcher und kleine Anstiege hinauf. Verbunden sind Hund und Radlerin mit einer elastischen Zugleine. Im Herbst und Frühjahr wird in diesem Sport mit dem Rad gefahren, im Winter auf Kufen. „Für Ende Oktober war es dort sehr warm, sodass wir anstatt, wie vorgesehen, an zwei Tagen nur an einem Tag gefahren sind.“ Somit zählte das Ergebnis des ersten Durchgangs.

Nicht nur, weil Sarah Asbeck gewonnen hat, war sie damit einverstanden. Viel wichtiger für sie ist das Wohlergehen der Hunde: „Es hätte wirklich nicht gepasst. Sie hätten sich so enorm verausgaben müssen bei dem warmen Wetter.“

Artgerechtes Leben bieten und Bewegungsmöglichkeiten

Gepasst hätte das auch nicht zu den Prinzipien, die sie sich schon in der Erziehung von Benita gesetzt hat: „Ich möchte ihr ein artgerechtes Leben bieten und Bewegungsmöglichkeiten finden, die sie geistig und körperlich fit halten sowie gesundheitsfördernd und abwechslungsreich sind.“ Je älter die Samojede-Hündin wurde, desto mehr kam nämlich ihre enorme Zugkraft zum Vorschein, erinnert sich Sarah Asbeck. „Ich stand dann von einer ausgewachsenen, gesunden, hochmotivierten und außergewöhnlich talentierten Hündin und musste einen Plan haben.“

Und da kam die Idee mit den Schlittenhunderennen. „Mit meiner Familie und unseren Hunden war ich schon öfter als Zuschauer auf diversen Veranstaltungen.“ In kleinen Schritten hat sie sich dann selbst daran gewagt. Schon bei den ersten Versuchen beim Wandern oder mit den Inlineskates sei Benita in ihrer Ausrüstung kaum zu stoppen gewesen. Ganz wichtig sind deshalb Kommandos wie „links“, „rechts“ und „stopp“. Alles gar nicht so einfach, wie Asbeck sagt, schließlich seien nordische Hunderassen bekannt dafür, sehr eigensinnig und stur zu sein. „Sie hinterfragen die Sinnhaftigkeit der an sie gestellten Aufgaben.“

Mittlerweile sind die beiden jedoch ein eingespieltes Team. Wenn es raus in den Wald zum Trainieren geht, sind schon mal Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometer drin. „Im Durchschnitt fahren wir mit etwa 21 km/h.“ Ganz wichtig dabei: ein richtiges Aufwärmen davor.

Frauchen will mithalten

Seit September wird aufgrund der kühleren Temperaturen wieder intensiver gesportelt, in erster Linie im Wald bei Schützing. „Zwei Mal die Woche sind wir mindestens dort.“ Mit dem Rad, gerne aber auch mal mit den Walking-Stöcken inklusive Bauchgurt. Oder auch nur zur Gymnastik. Mit Rat und Tat steht ihr dabei ihre Schwester Luisa Asbeck an der Seite, die als ausgebildete Tierphysiotherapeutin weiß, wie sie Benita bestens auf die Rennen vorbereitet und während der Trainingsphase helfen kann. „Gemeinsam besprechen wir Möglichkeiten, um die Beweglichkeit, die Tiefenmuskulatur und das Gleichgewicht von Benita zu stärken.“ Und umso fitter die Hündin wird, desto mehr motiviert ist das Frauchen, mithalten zu können. „Sie ist meine Personaltrainerin“, die weiße Rennsemmel.