Burghausen
Start-Up HOSCOM will Zettelwirtschaft in Hotels beenden

11.04.2022 | Stand 21.09.2023, 4:38 Uhr

Geht es nach Robin Renschler (links) und Magnus Liedtke, dann arbeiten vom Zimmermädchen bis zum Concierge alle Hotelmitarbeiter künftig mit iPad und Co. statt mit Zetteln und Listen. −Foto: Johannes Geigenberger

An diesen peinlichen Moment wird sich Robin Renschler noch lange erinnern: "Ich war noch Tourismusschüler, als ich für ein Praktikum in ein richtig schickes Hotel hineinschnuppern durfte", erinnert sich der 29-Jährige. "Ein Gast hatte zum Hochzeitstag für seine Frau eine ganz besondere Überraschung bestellt: Rosen aufs Bett, Champagner, das ganze Programm." Doch weil es zu einem Durcheinander in der Planung des Hotels kam, bekam die Frau zu früh von der Sache Wind – und die Überraschung war verdorben.

Ministerium fördert die Idee mit 32000 Euro

Ein solch enttäuschendes Urlaubserlebnis wollen Robin und sein Freund sowie Geschäftspartner Magnus Liedtke künftig verhindern. Die beiden 29-Jährigen aus dem Landkreis Altötting haben deshalb das Start-Up HOSCOM gegründet. Es bietet Hotels die Möglichkeit, ihre Abläufe digital und für alle Mitarbeiter einsehbar – zum Beispiel über Tablets – zu hinterlegen. "Nach wie vor herrscht selbst in Luxushotels hinter den Kulissen oft eine Zettelwirtschaft", sagt Robin. Die Software soll das ändern – und so nicht nur Fehler vermeiden, sondern auch Abläufe vereinfachen.

Eine eigentlich simple Idee, die deshalb umso unterstützenswerter ist – das zumindest findet das Bundeswirtschaftsministerium. Es hat HOSCOM zum Gewinner des Gründerpreis+ erklärt, das digitale Innovationen auszeichnet. Dieses Wochenende bekommen die beiden Gründer den mit 32000 Euro dotierten Preis in Berlin verliehen.

Geld, dass die Jungunternehmer nun gut brauchen können. "Wir sind gerade dabei, die Software an zwei Hotels in München und am Tegernsee einzuführen und zu testen", erklärt Magnus. Er ist vor allem für das Programmieren zuständig und bringt Wissen aus seinem Studium der Prozessdigitalisierung ein. Neben dem Start Up arbeitet er als Softwareentwickler für Individualsoftware in Wien.

Die beiden Unternehmer kennen sich vom Fußball

Geschäftspartner Robin, den Magnus noch vom gemeinsamen Fußballspielen kennt, kommt hingegen aus der Hotelpraxis. "Seit ich als Jugendlicher mal in einer Luxusanlage auf den Malediven hinter die Kulissen schauen konnte, war ich von der Hotelwelt fasziniert", meint der 29-Jährige. Deshalb besuchte er die Hotelfachschule an der IUBH in Bad Reichenhall, an der prominente Namen wie Alfons Schuhbeck einst gelernt haben. Höhepunkt der Ausbildung war ein mehrmonatiges Praktikum in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Die Luxushotels dort spielen natürlich nochmal in einer ganz eigenen Liga", meint Robin, was nicht bedeutet, dass man sich nicht einiges abschauen kann. Zum Start des Projekts trieb er die Idee zunächst noch in Teilzeit voran und arbeitete nebenbei in einem Münchner Hotel. Während Corona für die Hotelbranche insgesamt eine schwere Zeit war, kamen die Einschränkungen für Robin eigentlich gerade Recht: "Ich konnte die Zeit, in der das Hotel geschlossen war, gut nutzen, um das Projekt voranzutreiben." Inzwischen arbeitet er in Vollzeit an HOSCOM.

Und in noch einer Hinsicht war Corona eigentlich gar nicht so schlecht für das Projekt: "Die Pandemie hat für einen gewissen digitalen Schub in der Branche gesorgt", meint Robin und nennt kontaktlosen Check-In als Beispiel. Diesen Schwung wollen die beiden nun nutzen – "gerade jetzt, wo die Leute wieder reisen wollen, und sich auch gern was gönnen, wollen wir mit unserem Angebot punkten."

Weitere Infos auf www.hoscom.tech