Tittmoning/Burghausen
Neue Heimat für die Zauneidechsen an der Salzach

Im Zuge der Aufweitung des Salzachufers lässt das Wasserwirtschaftsamt die seltenen Tiere umsiedeln

20.04.2021 | Stand 21.09.2023, 6:04 Uhr

Die Zauneidechse gilt als besonders schützenswerte Tierart. Entsprechend groß ist der Aufwand, der im Zuge der Uferaufweitung für sie betrieben wird. −Foto: dpa

Die Zauneidechsen, die südlich der Siechenbach-Mündung zwischen Tittmoning und Burghausen im Uferbereich der Salzach leben, sollen ein neues Zuhause bekommen. In den nächsten Tagen und Wochen vergraben daher Biologen entlang des Uferbegleitweges kleine Becherfallen aus Kunststoff. Die Fallen sollen regelmäßig abgesammelt und die Tiere in neu angelegte Biotope umgesiedelt werden, wie das Wasserwirtschaftsamt Traunstein mitteilt.

Notwendig wird die Umsiedelung, weil im Herbst an dieser Stelle die Ufersteine an der Salzach entfernt werden sollen. Die Arbeiten sind Teil des Projekts zur Renaturierung der Salzach nördlich von Tittmoning, in der Ranhartinger Au. Um die Zauneidechsen fachgerecht ab- und umsiedeln zu lassen, hat das Wasserwirtschaftsamt als Bauherr ein Planungsbüro beauftragt.

Wenn sich die Frühlingssonne zeigt, kriechen Zauneidechsen gerne aus ihren Winterverstecken. Sie suchen sich sonnige Plätze, liegen auf Steinen oder Holzstücken und huschen später zurück in den Schatten unter Büschen und Wurzeln. Grundsätzlich gelten Zauneidechsen als "extrem ortstreu". Meist bewegen sich die Tiere nicht weiter weg als 40 Meter von dem Ort, an dem sie geboren wurden. Diesem Verhalten will das Wasserwirtschaftsamt Rechnung tragen: Manche der neuen Biotope liegen nahe der Uferböschung, aber außerhalb des Eingriffsbereichs, damit die Zauneidechsen im Idealfall von selbst dorthin wandern. Weitere Biotope liegen weiter im Hinterland, um die Tiere stufenweise möglichst weit von der Baustelle wegzulocken.

Drei davon sind derzeit von einem grünen Reptilienzaun umgeben. Sie dienen als Zielbiotop für die aktive Umsiedelung. Die Umzäunung ist den Behördenangaben zufolge notwendig, damit die Tiere von dort nicht sofort wieder zu ihrem gewohnten Platz an die Uferböschung zurückwandern. Die Biotope liegen zudem in einem Bereich, wo sich gut Nahrung finden lässt.

Zauneidechsen fressen vorwiegend bodenlebende Insekten und Spinnen. Die rund 50 Quadratmeter großen Biotope bestehen aus Totholz, Sand und Grünfläche. Denn Zauneidechsen bevorzugen sandige Bereiche, um ihre Eier abzulegen, und sie graben sich während der kälteren Monate gerne tief in Hohlräume im Boden ein.

Die aufgestellten Becherfallen suchen die Biologen nach einem festen Turnus ab. Sie erheben die Daten der Tiere, etwa das Geschlecht, und tragen die Eidechsen dann zu ihrem neuen Lebensraum. Außerhalb der Fangzeiträume sind die Fallen mit einem Deckel verschlossen.

Bei der Umsiedelung der Zauneidechsen ist nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes höchste Umsicht geboten. Die Maßnahme wurde daher sowohl mit der Unteren und als auch der Höheren Naturschutzbehörde einvernehmlich abgesprochen. Spaziergänger und Radfahrer bittet die Behörde, die Becherfallen nicht als vermeintlichen Plastikmüll zu entsorgen und möglicherweise enthaltene Zauneidechsen nicht zu berühren oder zu "befreien". Alle Stellen, an denen Becher vergraben sind, sollen markiert werden, sodass diese im Anschluss an die Umsiedelung vollständig zurückgebaut werden können und kein Kunststoff im Auwald zurückbleibt.

− red