Die Bewohner sind ausgeflogen – und sie werden sich im kommenden Jahr wundern, wenn sie wieder zurückkehren, denn: Gerade werden die Brutnischen für die Waldrappe beim Pulverturm erneuert.
„Das gesamte Gebilde wird größer, damit mehr Vögel dort nisten können“, erklärt Oliver Habel vom Burghauser Waldrapp-Team. Auch von einer technischen Neuerung verspricht sich die Truppe eine immer weiter wachsende Bindung der Burghauser zu ihrem schwarz-gefiederten Freund.
Mitte Juli haben die letzten Waldrappe, die in Burghausen den Sommer verbringen, sich auf den Weg in Richtung Winterquartier im Süden gemacht. „Aktuell sind sie im Salzburger Raum, also noch nördlich der Alpen“, weiß Habel. Fünf Brutpaare hat es in Burghausen in diesem Jahr gegeben, zwölf Jungtiere sind auf die Welt gekommen. „Das ist weniger als letztes Jahr, aber solche Schwankungen sind immer mal wieder drin.“
Platz jedenfalls gäbe es ab dem kommenden Jahr, dass es mehr Tiere werden, denn: Seit Montag arbeitet eine Firma daran, die Brutnischen zu erneuern. Größer sollen sie sein, mehr werden es und aus heimischer Lärche, auch um sich dem Burgambiente anzupassen. „Der Bauhof und die Mitarbeiter der Bayerischen Schlösserverwaltung packen fleißig mit an, vielen Dank dafür.“ Aufgestellt haben sie auch acht neue Infotafeln rund um den Pulverturm zum Thema Waldrapp.
Vier Kameras ermöglichen Live-Einblicke
Neu installiert werden sollen auch vier Kameras, damit Interessierte von zu Hause aus das Brüten und Schlüpfen der Waldrapp-Küken im Internet verfolgen können. „Man kann dann jederzeit dabei sein, das wird richtig spannend“, freut sich Oliver Habel. Er geht davon aus, dass die Arbeiten gegen Ende der kommenden Woche abgeschlossen sein dürften.
Kosten wird das Projekt, das auf politischer Bühne vom CSU-Generalsekretär Dr. Martin Huber angestoßen wurde, in etwa zwischen 80000 und 90000 Euro. 46000 Euro davon übernimmt das Bayerische Umweltministerium, schildert Habel, einen großen Teil des Rests der Förderverein des Waldrappteams sowie die Stadt Burghausen. Mit im Boot sind auch private Spender, in den Topf kommt auch der Erlös von der 20-Jahr-Feier im Juni. In der Summe enthalten ist neben den Brutnischen und den Kameras auch das GPS-Spiel (der Anzeiger berichtete).
Bereits seit einem Jahr wird mit dem Architekturbüro Weilbuchner an den Brutnischen geplant, alles auch in enger Absprache mit der Burgverwaltung um Heinz Donner. Der bezeichnet das Ganze als „spannendes Projekt“. Er erinnert sich: „Wir haben das 2004 beim vorderen Zeughaus begonnen, ehe die Waldrappe dann nach Bergham ,umgesiedelt‘ wurden.“ Schon bald wurde aber klar, dass die Tiere einen geschützteren Platz brauchen – und da bot sich das Areal beim Pulverturm an. „Die Vögel nehmen das gut an. Ich glaube, das hat sich bewährt“, findet Donner.
„Bereicherung für die Flora und Fauna
“
Überzeugungsarbeit bei seinen Chefs bei der Schlösserverwaltung habe er damals kaum leisten müssen, „die waren gleich von Anfang an begeistert von der Idee. Das war damals so und heute auch wieder, als es darum ging, die Brutnischen zu erneuern.“ Immerhin ist die Burg ja denkmalgeschützt und das Projekt damit nicht das einfachste Unterfangen.
Die Waldrappe bezeichnet er als eine „Bereicherung für die Flora und Fauna“. Mit der Herzogstadt hat Donner, zugleich deren Vorsitzender, bereits eine Patenschaft für einen Waldrapp übernommen; das Tier heißt „Wolf von Maxlrain“. Sie werden mehr, die einst zahlreich vertretenen Turmfalken hingegen weniger. „Diese sind Bodenjäger und haben durch die immer extremer werdenden Wetterverhältnisse Probleme, weil der Unterbewuchs immer wieder so schnell nachwächst. Sie finden nichts zu fressen.“
JANE GOODALL IN PUCH
Durch die Primatenforschung ist sie bekannt geworden, doch liegt Dr. Jane Goodall auch das Wadrapp-Projekt am Herzen. Dazu hat sie vergangenes Jahr auch in Burghausen gesprochen. Wer den Abend damals verpasst hat, kann sich nun Tickets für einen Vortrag am Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr, im „Zentrum für Visionen“ in Puch bei Salzburg sichern. Karten gibt es im Internet unter janegoodall.at.
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