Burghausen
Aus eins mach drei: Mehr Schultern für mehr Aufgaben

Neue Geschäftsführer bei der Wirtschaftsförderung Burghausen – Steinberger bleibt

16.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:01 Uhr

Hoch über dem Salzachzentrum-Areal, dessen Gestaltung in den kommenden Jahren eines der Hauptprojekte der (verstärkten) Wirtschaftsförderungs-Spitze ist, präsentieren sich v. l. Anton Steinberger, Christian Estermaier, Christian Hackl und Burghausens Bürgermeister Florian Schneider. −F.: Geigenberger

Von Johannes Geigenberger

Als „Krönung“ des Wirkens von Anton Steinberger als Chef der Wirtschaftsförderung Burghausen war kürzlich im Anzeiger zu lesen: Gemeint war die Förderbescheid-Übergabe für das Reallabor. Für dieses Projekt hatte Steinberger schließlich jahrelang umtriebig und nachdrücklich geworben. Wer allerdings glaubte, mit der Realisierung ist auch das Ende von Steinberger an der Wifög-Spitze gekommen, hat sich geschnitten: Bei einem Termin in den Räumen der Wirtschaftsförderung stellte Burghausens Bürgermeister Florian Schneider zwar mit Christian Hackl und Christian Estermaier zwei neue Gesichter an der Spitze der Wirtschaftsförderung vor. Doch Steinbergers Nachfolger sind die beiden (noch) nicht. Stattdessen soll sich die wachsende Zahl an Aufgaben künftig auf mehr Schultern verteilen.

Schneider: „Riesige Herausforderungen“

„Wir stehe schließlich vor riesigen Herausforderungen“, erklärte Bürgermeister Schneider. Denn mit dem Zuschlag für das Reallabor fange die eigentliche Arbeit ja erst an und sei für einen alleine kaum zu stemmen. Vor allem brauche es aber auch die nötige Erfahrung, weshalb man den 74-Jährigen unbedingt an Bord behalten wollte. Der freut sich seinerseits darauf, nun mitzuerleben, wie sein jüngstes „Baby“ – nach anderen erfolgreichen Wifög-Projekten wie dem Güterterminal – nun Formen annimmt.

Um das im wahrsten Sinne des Wortes im Blick zu haben, muss Steinberger nur aus dem Fenster schauen: Von den Wifög-Büros im sechsten Stock des BCB-Gebäudes am Ortsteingang hat man schließlich eine tollen Aussicht auf das Salzachzentrum-Gelände, das nun Zug um Zug entwickelt werden soll – mit Gebäuden des Campus, aber auch mit anderer Mischnutzung. Die Wirtschaftsförderung soll hier federführend tätig sein.

Wobei: „Die“ Wirtschaftsförderung gibt es eigentlich gar nicht. Stattdessen teilen sich die Aufgabenbereiche auf vier verschiedene GmbH und eine gGmbH auf (letztere ist „gemeinnützig“, darf also nicht gewinnorientiert sein). In allen war Steinberger bisher Geschäftsführer und bleibt es auch. Der Fridolfinger bekommt nun aber jeweils entweder Hackl oder Estermaier zur Seite gestellt.

Hackl übernimmt dabei die „wissenschaftsnahen“ GmbH Reallabor und Campus. Die Wahl liegt nahe: Schließlich spielte sich sein beruflicher Werdegang entlang der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ab. Nach einem Chemiestudium und Promotion in München und New York und einer Stationen bei einer Unternehmensberatung bekam er vor 20 Jahren einen Lehrauftrag an der TUM, den er bis heute ehrenamtlich inne hat. Er war gleichzeitig auch im Broterwerb im Umfeld der TUM tätig – konkret als Geschäftsführer bei der TUM-Tech GmbH und damit Gesellschafter beim Gründer- und Technologiezentrum der TU München. Diese leistet Technologietransfer bei der Initiierung und Begleitung von Kooperationen zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen wie zum Beispiel der TUM. So kam schließlich auch der Kontakt mit dem Projekt Reallabor zustande. „Ich hatte während der Coronazeit die Gelegenheit, einen Delegationsbesuch von marokkanischen Unternehmern zu konzipieren und realisieren. Sie waren vom Bayerischen Wirtschaftsministerium nach Bayern eingeladen worden, um Geschäftskontakte mit bayerischen Unternehmen zu knüpfen. Dabei wurden auch deutsche Wasserstoffprojekte vorgestellt – so auch über das Reallabor. Die waren sehr interessiert, Wasserstoff ist einfach ein hochaktuelles Thema mit viel Potenzial“, erinnert sich der 55-Jährige. „Leider kam dieses Treffen wegen Corona dann zwar nur virtuell zustande“, erinnert er sich. Aber der Kontakt zum Reallabor war da – man fand sich sympathisch und Hackl vor allem geeignet. Er bringe schließlich nicht nur eine Menge Fachkompetenz mit, sondern ist als Winhöringer auch der Region verbunden, lobt Schneider.

Ebenfalls aus der Region – aus Mehring-Öd – stammt der neue Co-Chef von Wirtschaftsförderungsgesellschaft Burghausen mbH, Wirtschaftsbeteiligungsgesellschaft Burghausen mbH und RegioInvest Inn-Salzach GmbH. Hier sind die „klassischen“ Aufgaben einer Wirtschaftsförderung zugeordnet, etwa Standortmarketing und Flächenmanagement. Wie auch Hackl bringt Estermaier dafür viele fachliche Kompetenz mit, wie ein Blick auf seinen Lebenslauf zeigt: Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann und Diplom-Wirtschaftsinformatiker kennt die Wirtschaft in ganz verschiedenen Rollen. Jahrelang war Estermaier als Unternehmensberater tätig, sowohl selbstständig als auch innerhalb einer großen internationalen Beratungsgesellschaft, für die der dreifache Familienvater unter anderem in den USA tätig war.

Kosten für mehr Geschäftsführer gedeckt

Estermaier war übrigens schon sehr früh selbst unternehmerisch tätig: „Schon mit 14 habe ich einen Druckservice angeboten, für Briefpapier, Visitenkarten und Co.“ Unternehmergeist schlummert also schon immer in ihm, und nicht nur deshalb könne man ihm attestieren, dass er um die Bedürfnisse und Sorgen großer wie kleiner Betriebe weiß, begründet Bürgermeister Schneider das Votum für den Mehringer, der nächste Woche seinen 45. Geburtstag feiert.

Der Rathaus-Chef verteidigt bei dieser Gelegenheit, dass man sich für diese Trio-Lösung entschieden hat – die schließlich auch ein Mehr an Kosten bedeutet. Aber der Mehrwert sei jeden Euro wert, so Schneider, zumal ein Teil – konkret das Gehalt Hackls – aus dem Fördertopf für das Reallabor fließt. Die beiden anderen Gehälter wiederum speisen sich (auch) aus Eigenmitteln der Wirtschaftsförderung, die – mit Ausnahme der gGmbH – auch Erträge erwirtschaftet.