Altötting/Traunstein
Frau (52) auf Heimweg vergewaltigt: Angeklagter gesteht

Nur einer der beiden Beschuldigten zeigt sich vor dem Landgericht Traunstein voll geständig

22.06.2020 | Stand 20.09.2023, 5:21 Uhr

Am Rande der Konventstraße auf Höhe der Kiesgrube soll es zu der Vergewaltigung gekommen sein. Zwei Eritreer sind angeklagt, einer ist voll geständig. Das Urteil am Landgericht Traunstein wird am 10. Juli erwartet. −Foto: Schwarz

Auf einer Wiese soll eine Frau in Neuötting (Landkreis Altötting) von zwei Männern vergewaltigt worden sein. Am Montag standen vor dem Landgericht Traunstein zwei Männer vor Gericht.

Zwei Eritreer, 26 und 29 Jahre alt, sollen im August 2019 nach dem Besuch einer Shisha-Bar in Neuötting einer 52-jährigen Frau in den frühen Morgenstunden auf dem Heimweg über die Konventstraße in Richtung Altötting gefolgt sein. Auf einer abseits gelegenen Wiese sollen sie die Altöttingerin vergewaltigt und verletzt haben. Vor der Zweiten Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Erich Fuchs zeigte sich der 29-Jährige am Montag voll geständig, während der jüngere Mann seinen Tatbeitrag herunterspielte – obwohl auch er einen Geschlechtsverkehr mit dem Opfer zugab. Der Prozess wird am 10. Juli um 9 Uhr fortgesetzt.

Die inzwischen 53-Jährige hatte am Samstagabend, 10. August 2019, im Rahmen eines Betriebsausflugs die Dult in Neuötting besucht. Gegen 2 Uhr nachts ging sie noch in eine Shisha-Bar. Irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr machte sich die Frau auf den Nachhauseweg, hatte doch das Abholen mit dem Auto durch die Familie nicht geklappt. Die Männer verfolgten sie gemäß Anklage von Staatsanwältin Helena Speicher, holten sie an einer Wiese im Bereich westlich des Kieswerks ein und stießen sie zu Boden. Sie entkleideten das sich wehrende Opfer. Während der 26-Jährige die Frau festhielt, vollzog der Ältere den Geschlechtsverkehr. Dann wechselten die Männer ab. Währenddessen schlugen sie die verängstigte, laut um Hilfe rufende Geschädigte mindestens dreimal ins Gesicht. Niemand konnte ihre Schreie hören inmitten der landwirtschaftlichen Flächen fern jeder Bebauung. Dann flüchteten die Männer laut Anklage.

Hämatome am ganzen Körper

Die 53-Jährige erlitt Hämatome und Kratzer am ganzen Körper. Bis heute ist sie geplagt von massiven Folgen. Sie könne nicht mehr schlafen, habe psychische Probleme und könne sich nicht mehr auf eine Beziehung einlassen, sagte sie am Montag im Zeugenstand.

Ein bis heute nicht identifizierter Autofahrer fand die traumatisierte Nebenklägerin an jenem Morgen und brachte sie zu ihrer Wohnung. Ihr früherer Lebensgefährte verständigte die Polizei. Die Kripo Mühldorf startete einen Zeugenaufruf nach den zunächst unbekannten Männern. Aufgrund des Spurenbilds und dank eines Hinweises aus der Bevölkerung konnten die beiden Tatverdächtigen rasch dingfest gemacht werden. Vier Tage nach der Tat wanderten sie in Untersuchungshaft.

Ein Angeklagter räumt Tat "hundertprozentig" ein

Der 29-Jährige mit Verteidiger Michael Fraunhofer aus Trostberg an der Seite räumte das Geschehen am Montag "hundertprozentig" ein. Er sei angetrunken gewesen und der Frau "aus sexuellem Verlangen" nachgegangen. Was der 26-Jährige getan habe, wisse er nicht, auch nicht, "ob der andere Verlangen hatte oder nicht". Der jüngere Angeklagte stellte den Ablauf in abgeschwächter Form dar, stand aber letztlich zu seinem Geschlechtsverkehr mit dem Opfer. Der Verteidiger des 26-Jährigen, Manfred Kösterke aus Traunstein, beantragte am Montag einen zusätzlichen Zeugen, der die Version seines Mandanten stützen soll.

Der Sachbearbeiter der Kripostation Mühldorf informierte, am Tatort sei es sehr dunkel gewesen. Die 53-Jährige habe die Vergewaltiger auf Wahllichtbildvorlagen erkannt. Unter dem Bett des 29-Jährigen seien die Turnschuhe der Geschädigten, daran DNA beider Männer, gefunden worden. Ein Spurensicherer erläuterte Details. So wurden zum Beispiel in der Unterwäsche des Opfers Pflanzenreste von der besagten Wiese entdeckt und auf der Grünfläche selbst zusammengedrücktes Gras. Die forensische DNA-Gutachterin Astrid Wickler präsentierte ihre Untersuchungsergebnisse, die "ohne vernünftige Zweifel" und zu "99,99999 Prozent" den Angeklagten zuzuordnen waren. Der rechtsmedizinische Sachverständige, Dr. Fritz Priemer aus Wonneberg, sah den Inhalt der Anklage durch seine und weitere ärztliche Befunde bestätigt. Die Alkoholisierung der Männer sei nicht schwergewichtig gewesen.

− kd