Bad Reichenhall/Piding
Stadtrat fordert Verkehrsgutachten zu Plänen für Urwies

04.04.2021 | Stand 21.09.2023, 6:25 Uhr

Aus landwirtschaftlicher Fläche soll Gewerbegebiet werden. −Foto: Archiv Elsberger

In der Nachbargemeinde sorgen die Pläne von Obst Maier im "Gewerbegebiet Urwies" schon längere Zeit für hitzige Diskussionen. In seiner März-Sitzung hat sich auch der Reichenhaller Stadtrat damit befasst und eine Stellungnahme abgegeben.

Piding will den Flächennutzungsplan ändern und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Früchtegroßhandel aufstellen. In diesem Verfahren ist vorgesehen, dass sich auch Nachbarkommunen zu den Plänen äußern. Der Reichenhaller Rat beschloss gegen eine Stimme, dass die Stadt ein Verkehrsgutachten von Piding verlangen soll. Außerdem müsse die Nachbargemeinde widerlegen, dass die Ansiedlung des Großhandelsbetriebs negative Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche von Reichenhall hat, so die Forderung.

Früchtegroßhandel wurde 1930 in Reichenhall gegründet

Den Reichenhallern lag der Pidinger Entwurf für den Flächennutzungs- und Bebauungsplan vom Dezember vergangenen Jahres vor. Demnach soll an der Teisendorfer Straße nahe der Anschlussstelle an die B20 eine etwa vier Hektar große landwirtschaftliche Fläche zum Gewerbegebiet werden. Der Früchtegroßhandel – gegründet 1930 von Hans Maier in Bad Reichenhall und heute in der Hand der Enkelgeneration – plant auf der neuen Fläche Lagerung und Warenumschlag sowie die Weiterverarbeitung und Veredelung. Auch ein Verkauf an Endverbraucher ist vorgesehen.

Die Firma arbeitet sieben Tage die Woche im Schichtbetrieb und beschäftigt 70 bis 120 Mitarbeiter. Sie rechnet mit etwa 50 bis 250 Kühl-Lastwagen pro Tag, deren Aggregate dauerhaft laufen. Auch eine Waschanlage für Lkw ist vorgesehen. Die Reichenhaller Verwaltung erklärte dazu, die angegebene Zahl der Fahrzeuge lasse viel Spielraum. Es sei "nicht ersichtlich, in welcher Form eine Belastung der Bundesstraße in südöstlicher Richtung mit dem Vorhaben verbunden ist". Es sei "gegebenenfalls mit einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens zu rechnen". Weil die Stadt nicht ausschließen könne, dass das Vorhaben zu mehr Durchgangsverkehr für Bad Reichenhall führt, sei ein Verkehrsgutachten erforderlich.

Lung: Nicht in Planungshoheit eingreifen

Die Räte äußerten in der Debatte auch andere Bedenken. Eine große landwirtschaftliche Fläche werde versiegelt, sagte Michael Nürbauer (Grüne). Es gebe bereits eine kontroverse Debatte in Piding, rief Manfred Hofmeister (Bürgerliste) in Erinnerung. Es handle sich um einen gut zahlenden Betrieb, aber die Gemeinde zahle einen hohen Preis, um ihn zu halten, fügte er hinzu. Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung mahnte, die Stadt könne im Verfahren "nur auf Belange aufmerksam machen, die uns betreffen". Sie solle sich "nicht anmaßen, in die Planungshoheit von Piding einzugreifen". Dem schloss sich Friedrich Hötzendorfer (FWG) an. Er schlug vor, dass Verkehrsgutachten zu "verlangen", nicht wie von der Verwaltung vorgeschlagen "anzuregen".

Gegen den Beschlussvorschlag stimmte 3. Bürgermeister Hans Hartmann (CSU), der seine Kollegen mahnte, nicht so schlecht über das Vorhaben zu sprechen. Es handle sich um einen "traditionsreichen, inhabergeführten Betrieb", der auch die heimische Gastronomie beliefere. Er sei schon jetzt in Piding ansässig, der Verkehr sei also "schon da". Und der neue Standort sei besser geeignet als der bisherige.