Bayerisch Gmain
Offene Fragen nach Berchtesgadens BGLT-Austritt: "Ein Schuss ins Knie"

16.10.2020 | Stand 19.09.2023, 22:11 Uhr

Helmut Irlinger ist Mitarbeiter der BGLT und betreut die Tourist-Info Bayerisch Gmain. Er hofft, dass das Ausscheiden des Talkessels positiv für die Angestellten ausgeht. −Foto: Annabella Angerer-Schneider

BGLT-Geschäftsführerin Dr. Brigitte Schlögl sprach im Bayerisch Gmainer Gemeinderat über den Ausstieg der Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee aus dem Tourismusverband.

Wo steht die Berchtesgadener Land Tourismus GmbH? Diese Frage stellt sich auch der Gemeinde Bayerisch Gmain, die sich mit der Stadt Bad Reichenhall 25,2 Prozent des Unternehmens teilt. Denn nachdem mit dem Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee (TRBK) der finanzkräftigste Partner Anfang September ankündigte, aus der BGLT auszusteigen und sich selbst zu vermarkten (wir berichteten), ist die Zukunft des Tourismusverbands ungewiss.

Licht ins Dunkel bringen konnte auch nicht Geschäftsführerin Dr. Brigitte Schlögl. Sie berichtete dem Gemeinderat vergangenen Mittwoch von Arbeit und Status Quo in der BGLT. Wie bereits im Pidinger Gemeinderat fasste sie Zahlen und Fakten aus dem vergangenen Jahr zusammen, im Anschluss ging sie auf den aktuellen Stand beim Kurswechsel der TRBK ein.

Schlögl: Wunschzeitplan "sehr knapp"

Die Marken "Bad Reichenhall" wie auch die Marke "Berchtesgaden", die die BGLT in den vergangenen Jahren ausgebaut hat, seien nicht verloren. "Die Inhalte werden bleiben. Auch der Süden steht dazu", betonte Schlögl. Bei dem Austritt des Talkessels werde sie den operativen Teil übernehmen. "Es gibt Bereiche, die sind leichter zu trennen, weil sie ausschließlich die Marke Berchtesgaden bearbeiten und andere, die übergreifen." Ein wichtiger Teil dabei sei die Aufteilung des Teams. Mit und über jeden einzelnen Mitarbeiter seien jetzt Gespräche zu führen.

Der TRBK habe einen Wunschzeitplan vorgelegt, der die gesamte Abwicklung der Trennung abdeckt. "Der ist jedoch sehr, sehr knapp", war Schlögl der Ansicht. Bis wann genau der Prozess abgeschlossen sein soll, wollte sie der Heimatzeitung nicht verraten. Was mit der BGLT GmbH passieren soll, ob sie einer der Gesellschafter in Zukunft übernimmt, sei noch zu klären. "Das ist eine der vielen offenen Fragen." Jetzt sei es daran, eine Form zu finden, in der die verbliebenen Gesellschafter und der "Süden" gut zusammenarbeiten können. Wie diese genau aussieht, werde sich in den nächsten Wochen zeigen.

Schlechter Eindruck nach außen

Johanna Fuchs (CSU) meldete sich zu Wort. Sie finde es schade, dass Berchtesgaden seinen eigenen Weg gehen will. "Der Gast bekommt es mit. Wer ,Urlaub im Berchtesgadener Land‘ googelt, findet die Artikel über den Austritt und über Peter Nagl."

Markus Binder (FWG) hatte kein Verständnis für den Schritt des Mehrheitsgesellschafters. "Wir haben Geld und Gutachten bezahlt, damit der Landkreis touristisch zusammenwächst und jetzt das. Da ist schade und unangebracht auch dem Steuerzahler gegenüber." Das sah auch Willi Färbinger (CSU) so. "Deutschlandweit bringen es die Tourismusregionen hin, dass sie zusammenarbeiten. Wir schaffen das wieder nicht." Ein schlechter Eindruck entstehe so nach außen, Gäste hätten kein Verständnis für das kleingliedrige Auftreten. "Wir haben den Markenprozess mitgetragen und begleitet. Es ist für jeden ein Schlag ins Gesicht, der sich eingebracht hat." Schlögl konnte den Unmut nachvollziehen. "Aus touristischer Sicht ist das ein Schuss ins Knie."

Fuchs bat darum, informiert zu werden, zu welchen Konditionen die Abspaltung des TRBK stattfinden soll. Die Gastgeber im Landkreis haben von der Entscheidung des Zweckverbands erst aus der Zeitung erfahren, seien in zweiter Reihe gestanden. Es sei unrealistisch, Interna an Hunderte Gastgeber weiterzugeben, so Schlögl. Sie selbst habe zwar schon fünf Tage vor der öffentlichen Sitzung, in der der TRBK beschloss, sich selbst zu vermarkten, davon erfahren, jedoch sind es die Gesellschafter, die Informationen rausgeben müssen. "Ich wusste auch nicht mehr, als in der Pressemitteilung stand."

Gastkarte bleibt in weiter Ferne

Wieso der Verleih von E-Bikes in der Tourist-Info nicht möglich sei, wollte Fuchs außerdem wissen. Schlögl erklärte, es sei ein Interreg-Projekt zu neuer Mobilität geplant, bei dem es um E-Bikes geht. Auch die Gemeinde sei Teil davon. "Nächstes Jahr wird es in Bayerisch Gmain E-Bikes geben", versprach sie.

Katharina Reisbacher (FWG) wollte wissen, was das Ausscheiden des Talkessels für die Verschmelzung der drei verschiedenen Gastkarten im Bereich der BGLT bedeutet. Von einer einheitlichen Gastkarte für den gesamten Landkreis, sei man ohnehin weit weg, die aktuelle Situation beschleunige den Prozess nicht gerade, erklärte Schlögl.

Was über das genaue Datum des Austritts im Vertrag steht, fragte Markus Binder (FWG). Laut Satzung müsste der TRBK bis zum 31. Dezember diesen Jahres die Kündigung einreichen, ein Jahr später wäre diese gültig. "Uns ist daran gelegen, uns einvernehmlich, also früher zu trennen." Je zügiger das passiere, desto besser. Die Unsicherheiten seien schlecht für die Arbeit und das Team.