Schönau am Königssee
Ministerin spricht sich für Königsseebahn aus

30.04.2022 | Stand 30.04.2022, 12:00 Uhr

Staatsministerin Michaela Kaniber unterhielt sich mit Dr. Karl Bösenecker, Vorsitzender des Verkehrsforums Berchtesgadener Land – Rupertiwinkel (Mitte), und Landrat Bernhard Kern über die Realisierung der "Neuen Königsseebahn". −Foto: CSU

Für die Reaktivierung der Königsseebahn einsetzen will sich Staatsministerin und CSU-Kreisvorsitzende Michaela Kaniber.

In einem ersten vorbereitenden Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins "Verkehrsforum Berchtesgadener Land und Rupertiwinkel" Dr. Karl Bösenecker hat sie sich laut einer Pressemitteilung über den aktuellen Stand der Infrastrukturprojekte im Landkreis informiert. Mit Landrat Bernhard Kern und anderen lokalen Entscheidungsträgern ging es unter anderem um den Wiederaufbau der vor Jahrzehnten eingestellten und abgebauten Bahnverbindung Salzburg – Marktschellenberg – Berchtesgaden – Königssee als moderne Regionalbahn.

Das Ergebnis des Gesprächs war ein positives Signal aus der Runde der Lokalpolitiker für das Infrastrukturprojekt. Stimmkreisabgeordnete Michaela Kaniber kündigte an: "Zeitnah wollen wir mit meinem Kabinettskollegen, dem neuen Bau und Verkehrsminister Christian Bernreiter, einen Termin vereinbaren, um die Thematik weiter voranzubringen."

Voraussetzungen "so günstig wie noch nie"

"So günstig wie noch nie" seien die Voraussetzungen für die Umsetzung, so Dr. Karl Bösenecker, nachdem die Wiedererrichtung dieser Verbindung bereits in das Mobilitätskonzept des Landkreises Berchtesgadener Land von 2018 aufgenommen wurde. Weiter finde sich in der sogenannten "Naumann-Studie" der "Machbarkeitsstudie zur Überprüfung und Neukonzipierung des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Berchtesgadener Land", die im Auftrag des Landkreises 1993 erstellt wurde, dieser Vorschlag. Diese Gutachten und Studien haben noch heute Bedeutung und bestätigen den Bedarf nach optimaler Infrastruktur in der Region, heißt es in der Pressemitteilung.

In Umsetzung des von der Salzburger Landesregierung, dem Landkreis Traunstein und vom Kreistag des Landkreises Berchtesgadener Land 2011 beschlossenen Masterplans "Kooperatives Raumkonzept für die Kernregion Salzburg" wurde eine Machbarkeitsstudie "Euregio-Bahn Salzburg – Bayern – Oberösterreich" in Auftrag gegeben und 2015 vorgestellt. Diese gebe die klare Empfehlung der Etablierung eines Regionalstadtbahn-Systems zur Bewältigung der Verkehrsprobleme der Kernregion Salzburg.

Salzburger Projekt als Initialzündung

Kern dieses Bahnsystems sei die unterirdische Querung der Stadt Salzburg mit dem Projekt "S-Link". Neben der Optimierung der sieben bestehenden auf Salzburg zulaufenden Bahnstrecken empfiehlt die Studie fünf Neubaustrecken, darunter auch die Strecke Salzburg – Königssee. "Das Salzburger Projekt sehen wir als wesentlichste ,Initialzündung‘ für eine ,Neue Königsseebahn‘. Dass wir als bayerischer Nachbarn dieses günstige Zeitfenster optimal auch für unsere Region nutzen sollten, bevor es sich wieder schließt, ist eine einmalige Chance. Der Zeitpunkt der Umsetzung des Projekts ist gekommen", so Bezirksrat und CSU-Stellvertreter Georg Wetzelsperger.

Die Finanzierung des Projekts würde auch über Finanzhilfen des Bundes durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) geregelt. Auf Grundlage der Beschlüsse zum Klimaschutzprogramm wurden die Bundesfinanzhilfen des GVFG bis 2025 auf zwei Milliarden Euro aufgestockt. Ab 2026 steigt dieser Betrag erneut um 1,8 Prozent jährlich. Da es sich beim Projekt "Neue Königsseebahn" um ein grenzüberschreitendes Projekt handelt, könnten auch EU-Mittel (etwa Interreg-Förderung) requiriert werden. Staatsministerin Michaela Kaniber ist der Überzeugung, dass die Gründung eines interkommunalen Zweckverbands von Vorteil für dieses Projekt wäre. "Wir sollten hier bald auch mit unseren österreichischen Nachbarn sprechen, um unser Handeln zum gegenseitigen Vorteil zu koordinieren", so Kaniber.

Mit ÖPNV steigendem Tourismus begegnen

Ziel des Infrastrukturprojekts ist es laut Landrat Bernhard Kern: "Einheimischen und Gästen eine klimabewusste Alternative zum Auto anzubieten, damit man sicher, klimafreundlich und direkt zu landschaftlichen und kulturellen Highlights unserer Heimat reisen kann. Schonender Tourismus für Bevölkerung, Tiere und Landschaft liegt auch hier im Fokus." Dem schließt sich der Bürgermeister der Gemeinde Schönau am Königssee Hannes Rasp an: "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Besucher- und Urlauberzahlen in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Nicht nur Corona, sondern auch politische Unruhen in großen Teilen der Welt bringen den Urlaub in Bayern in einen neuen Fokus. Es darf nicht zu einem ,Overtourism‘ entgleiten. Auch deshalb ist ein gut organisierter ÖPNV von zentraler Bedeutung."

"Um den bayerischen und deutschen Klimaanstrengungen gerecht zu werden, ist es ein besonderes Anliegen stillgelegte Bahnlinien gezielt zu reaktivieren und zu fördern", so Kaniber.

− red