Konzert in der Olympiahalle
Udo Lindenberg in München ausgepfiffen - wegen der Technik

06.07.2022 | Stand 22.09.2023, 3:20 Uhr

Auf einer Mondlandefähre schwebt Udo Lindenberg herab auf die Bühne. Hinter ihm auf der Videoleinwand ist ein Jet mit dem Namen "Panik 1" zu sehen – genauso wie schon bei seinem letzten Auftritt in München, aber nicht minder beeindruckend. −Foto: Martin Hangen/hangenfoto

Pfiffe auf einem Udo Lindenberg-Konzert? Als der Rocker und sein Panikorchester mit der Nummer "Kompass" loslegen, tut das bis zu diesem Zeitpunkt begeisterte Publikum seinen Unmut in der ausverkauften Olympiahalle kund.



Nicht etwa über die Leistung des 76-Jährigen, der im Gegensatz zu seinem letzten heiseren Auftritt in München bis hierhin stimmlich tadellos abgeliefert hat. Und auch nicht über die Performance, wobei Lindenberg meint "die Gazelle hat sich das Knie angestoßen", und fragt, "habt ihr gemerkt?" Nein, es ist die Technik, die für Ärger sorgt.

Udo und Band sind lediglich noch leise über die Bühnen-Monitore zu hören. Was der Panikrocker aber erst merkt, als er "ausgepfiffen" wird. Etwa 20 Minuten lang ist der Sound aus den Boxen in der Halle dann mal wieder da und mal wieder nicht. Lindenberg verlässt aber nicht etwa die Bühne, sondern hält wacker die Stellung auf dem Laufsteg und die Fans mit kleinen Späßchen, Tänzchen und einem a cappella angestimmten "Hinterm Horizont" bei Laune.

"Die Nachtigall soll die Schnauze halten"

Humorvoll vermutet er einen Hackerangriff hinter dem Ganzen - mit dem Ziel: "Die Nachtigall soll die Schnauze halten". Glücklicherweise hält Nachtigall Lindenberg aber nicht seine Schnauze und sorgt mit seinem einzigartigen Slang bei den Ansagen für viel Heiterkeit und seinem typischen Singstil für viel Euphorie.

Nachdem die Technik wieder mitspielt, geht die Show ebenso spektakulär weiter, wie sie schon begonnen hatte. Das Opening mit Lindenberg, der mit einer Mondlandefähre herabschwebt, und den Udo-Doubles, die aus einer Tür in der großen Leinwand aus dem eingeblendeten Jet "Panik 1" steigen, ist zwar identisch mit dem letzten Mal, aber nicht minder beeindruckend. Ebenso spektakulär ist, was an Musikern und Mitwirkenden aufgefahren wird.

Artikels des Grundgesetzes gegen Diskriminierung eingeblendet

Bei Songs wie "Bunte Republik Deutschland" verdeutlicht eine schier unüberschaubare Anzahl von Akteuren in diversen Kostümen die besungene Vielfalt im wahrsten Sinne farbenfroh. Ein Thema, das Lindenberg offensichtlich am Herzen liegt. Hierzu wird unter anderem der Text des dritten Artikels des Grundgesetzes gegen Diskriminierung eingeblendet. So dürfen auch kleine grüne Außerirdische, schwule Priester und sündige Nonnen zu Lindenberg und mit ihm und seiner großartigen Band, in der unter anderem Pascal Kravetz Keyboard und Betram Engel Schlagzeug spielen, feiern. Beide sind sonst auch bei Peter Maffay tätig.

Trotz all des wunderbaren Wirrwarrs auf der Bühne steht Senior-Rocker Lindenberg nahezu zweieinhalb Stunden im Mittelpunkt. Sowie seine Songs und Klassiker wie "Cello", "Johnny Controletti", "Sonderzug nach Pankow" und "Alles klar auf der Andrea Doria". Alles sehr rockig dargeboten. Wenn der Strom mitspielt, was er aber ja doch die meiste Zeit tut. Dazu noch Tänzerinnen in Flamingokostümen und Science-Fiction-Outfits, viele Kinder und noch viel mehr. Bunter und besser kann eine Party gar nicht sein. Oder wie Lindenberg mehrmals betont: "Feiern in Bayern!" Zu "Odyssee" aus dem Jahr 1983 verlässt Panik-Udo die spektakuläre Szenerie wieder. Hoffentlich geht die Udyssee noch lange weiter. Zumindest wird das mit den Lettern "wir sehen uns bald wieder" auf der Leinwand in Aussicht gestellt.