Benefiz in Bad Reichenhall
Klassik gegen das Hochwasser: Collegia Musica Chiemgau

02.11.2021 | Stand 19.09.2023, 5:34 Uhr

Elke Burkert dirigierte am Wochenende drei Konzerte des Chiemgauer Orchesters. −Foto: Collegia Musica Chiemgau

Auf hohem Niveau fanden am Wochenende drei Konzerte der Collegia Musica Chiemgau unter der Leitung von Elke Burkert statt, eines davon in der Konzertrotunde am königlichen Kurpark in Bad Reichenhall mit einem großen Aufgebot an Kameras. "Miserere nobis – das besondere Konzert" – in diesem religiösen Titel ist der Benefizgedanke und derjenige der Dankbarkeit enthalten, die beide der musikalischen Arbeit von Elke Burkert zugrunde liegen. Der Nettoerlös des Konzerts geht an die Bürgerstiftung Hochwasserhilfe im Berchtesgadener Land.

Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Katrin Lion, die während ihres Gesangsstudiums bei der Dirigentin studiert hatte, erzählte viel Interessantes zum Programm, das von einer eher unbekannten, aber sehr gefälligen Komposition von Fernando Paër (1771-1839) eingeleitet wurde. Den Solopart dieses Concertos für Orgel in D spielte der kürzlich zum stellvertretenden Landeskirchenmusikdirektor berufene Matthias Roth auf einer Truhenorgel.

Wiener Klassik ließ der Organist hier hören, der alle Register seiner Tastenkunst zog und virtuos mit Verzierungen, aufgelösten Akkorden, Läufen und Trillern glänzte. Er entlockte der Orgel und ihren Registern abwechslungsreiche Klänge, die teils an Mozart, teils an Haydn denken ließen. Auf dem verlässlichen Fundament des Orchesters ließ er die Orgel in den drei Sätzen Allegro spirituoso, Andante sostenuto und Rondo allegretto erklingen und trat in den ersten beiden Sätzen in einen Dialog mit einer Kantilene in der Oboe ein. Die Variationen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln aufblitzen ließen, machten das Rondo zu einem lebhaft-kreativen Schlusssatz.

Ergreifend spielte die Collegia Musica Chiemgau Samuel Barbers (1910-1981) "Adagio für Streicher", op. 11, das der Komponist während eines Studienaufenthalts am Wolfgangsee bei Salzburg komponiert hatte. Elke Burkert dirigierte hier ohne Taktstock und modellierte die Klänge mit den Händen. Die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068 von Johann Sebastian Bach (1685-1750) begann mit strahlenden Trompetenklängen der Ouvertüre, in der folgenden Fuge brachte das Orchester Bachs Kompositionstechnik zum Erblühen.

Der zweite Satz, die berühmte Air mit ihrer zu Herzen gehenden Melodie, wurde unter Burkerts klarem und gleichzeitig aussagekräftigen Dirigat – auch wieder nur mit den Händen und ohne Taktstock – zu einem intensiven und ergreifenden Hörerlebnis. Die schreitende Basslinie wurde von den Celli und einem Kontrabass mit dem Bogen gespielt – nur ein Kontrabass zupfte im Pizzicato – eine delikate Lösung für einen perfekten Klang. Auch die beiden Gavotte-Sätze, die Bourrée und die Gigue ließen die Barockmusik von Johann Sebastian Bach feierlich erstrahlen.

Die Zuhörer ließen sich von den wunderbar musizierten Werken mitreißen und wurden für ihren Applaus mit "Die Träumerei" von Robert Schumann (1810-1856) in einer Fassung für Orchester belohnt.

Brigitte Janoschka