Kalt Hände waschen und warm anziehen
Stadt Bad Reichenhall legt erste Maßnahmen zum Energiesparen vor

Stadt Bad Reichenhall und Kur GmbH legen erste Maßnahmenkataloge zum Energiesparen vor

31.08.2022 | Stand 21.09.2023, 4:19 Uhr

Die Wasserbeckentemperatur in der Rupertus-Therme bleibt auf Sommerbetrieb eingestellt. Das heißt: Das Wasser ist im Winter ein bis zwei Grad kühler. −Foto: Rupertus Therme

Jetzt wird‘s ernst. Die Stadt Bad Reichenhall (Landkreis Berchtesgadener Land) und die Kur GmbH ergreifen eine Reihe von Maßnahmen zum Energiesparen. Sie sind keine Empfehlung, sondern verpflichtende Vorgaben.

Von Hände waschen mit kaltem Wasser über unbeheizte Sporthallen, Büro-Temperaturen von 19 Grad bis hin zu ausgeschalteten Beleuchtungen ist die Liste lang. Sie kommt nicht unerwartet. Doch jetzt, wo sie tatsächlich vorliegt, ist in aller Deutlichkeit klar: Mit mancherlei selbstverständlich gewordenem Komfort ist es diesen Winter erst einmal vorbei.

Um die Versorgung mit Gas und Strom auch im Winter sicherzustellen, seien neben der Bevölkerung auch die Kommunen aufgefordert, kurzfristig Energie einzusparen, ist einer Presseaussendung der Stadt Bad Reichenhall zu entnehmen. Neben der Vorbildfunktion geht es demnach ganz klar ums Geld: Die massiv steigenden Energiepreise ließen das im Haushalt zur Verfügung stehende Geld zusammenschmelzen.

Bundesregierung macht den Kommunen konkrete Vorgaben

Rechtlicher Hintergrund für die Maßnahmen ist die "Kurzfristenenergiesicherungsverordnung" (EnSikuV). Die Bundesregierung habe den Kommunen damit Vorgaben gemacht. Die Stadt Bad Reichenhall gehe sogar "deutlich" darüber hinaus, so deren Mitteilung. Für das Konzept habe Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung seine Sachgebietsleiter um Vorschläge gebeten (wir berichteten). Diese seien gemeinsam priorisiert, "in vorliegende Form gegossen" und vom Oberbürgermeister verfügt worden. Die Maßnahmen gelten demnach ab Donnerstag, 1. September, bis Donnerstag, 30. März 2023.

Die Stadt spricht einerseits von Einschränkungen und Unannehmlichkeiten, andererseits aber "eher geringfügigen Beeinträchtigungen", die gleichmäßig verteilt und von allen getragen sein sollten. "Wir behalten uns vor, im Bedarfsfalle auch weitere Maßnahmen umzusetzen", so die Stadt.

Strategiesitzung für weitere Ideen nach den Ferien

Sie kündigt an, sich um weitere mittel- und langfristige Vorschläge kümmern zu wollen: "Zu diesem Zwecke wird nach den Ferien eine Strategiesitzung unter anderem mit Stadtwerke-Vorstand Peter Fösel und dem Energie-Manager des Landkreises, Manuel Münch, stattfinden." Themen seien Energie-Gewinnung und weitere Einsparmöglichkeiten, etwa durch Heizungserneuerungen.

Auch die Kur GmbH verweist in ihrer Mitteilung auf das Energie-Einspar-Konzept EnSikuV und behält sich nach eigener Aussage weitere Maßnahmen vor. Beim Betrieb der Rupertus-Therme geht die Kur GmbH davon aus, monatlich circa 65000 Kilowattstunden (kWh) an Wärme (Gas) einzusparen, das seien bis zu zehn Prozent pro Monat. Im Bereich der Beleuchtung (Strom) der Liegenschaften liege das Einsparpotential bei 2750 kWh pro Monat.

Die Maßnahmen:



Folgende Vorgaben gelten somit bei den Einrichtungen der Kur GmbH und städtischen Einrichtungen gemäß deren Mitteilungen:

19 Grad Raumtemperatur in Büros und Veranstaltungsräumen (nur während der Veranstaltungen beheizt). Nachtabsenkung der Heizung in den Gebäuden der Stadt, zusätzlich auch an Wochenenden.

Nicht mehr beheizt werden Gemeinschaftsflächen.

• Die städtischen Sporthallen werden im Winter nicht beheizt, außer zur Vermeidung von Gebäudeschäden.

Das Wasser zum Händewaschen bleibt kalt. Die Stadt spricht hier explizit dezentrale Anlagen an. Die Duschen in den Sporthallen bleiben vorerst noch warm. Alle Erhitzer in den WC-Anlagen im Königlichen Kurhaus, Kurgastzentrum und der Wandelhalle werden abgeschaltet. Ausnahmen: Handwaschbecken der Rupertus-Therme, da sie zentral versorgt werden, und wenn Warmwasser aus hygienischen Gründen erforderlich ist, wie beim Betriebshof und der Gärtnerei.

•Die Beckentemperaturen in der Rupertus-Therme bleiben auf Sommerbetrieb eingestellt, also um ein bis zwei Grad kühler, als bisher im Winter. Auch die Raumtemperatur abseits der Nass-Bereiche wird zunächst um ein bis zwei Grad abgesenkt.

•Die von der Kur GmbH betriebenen Brunnen im Kurgastzentrum, Königlichen Kurgarten, Ortenaupark und Bayerisch Gmain werden zum 1. Oktober ausgeschaltet. Die Stadt will ihre Brunnen Ende Oktober über den Winter stilllegen. Bis dahin werden die Brunnenpumpwerke von 9 bis spätestens 20 Uhr betrieben.

Verbot der Beleuchtung von Gebäuden der Kur GmbH und der Stadt sowie von Denkmälern mit Ausnahme der Sicherheits- und Notbeleuchtungen beziehungsweise kurzzeitig bei Kulturveranstaltungen. Zudem werden alle "Effektbeleuchtungen" an Gärten, Bäumen und Brunnen abgeschaltet, ebenso Werbeanlagen von 22 bis 16 Uhr. Die Außenbeleuchtung des Hauptwerbeschildes am Eingang der Rupertus-Therme muss laut Kur GmbH in Betrieb bleiben, da auf diesem Stromkreislauf die Wegebeleuchtung mit aufgeschaltet ist. Die Stadt prüft Alternativen für die Anstrahlung des Alten Rathauses, da diese teilweise auch Straßen beleuchtet.

• Die Stadt wird die Flutlicht-Beleuchtung am Skaterplatz ab Anfang Oktober über den Winter ausschalten.

•Die Christbaumbeleuchtung ist bei der Kur GmbH nur in der Zeit von 16 bis 22 Uhr gestattet.

Weihnachtsbeleuchtung gibt es bei der Stadt heuer nur in der Adventszeit und an den Weihnachtstagen jeweils von 16.30 Uhr bis 20 Uhr.

Eingangstüren sollen geschlossen gehalten werden bei den Kur-GmbH-Liegenschaften.

•PC/Tabletts und sonstige elektronische Arbeitsgeräte sind nach Arbeitsende auszustellen, kein Standby-Modus.

• Der energieintensive Raumentfeuchter im Archivkeller der Stadt wird über eine Zeitschaltuhr nur mehr zeitweise betrieben.

Im Weiteren kündigt die Stadt an, in Büros auf energiesparende Leuchtmittel umzustellen, die Flure und Treppenhäuser bei vertretbarem Aufwand mit Bewegungsmeldern fürs Licht auszustatten, undichte Fenster mit Schaumstoff abzudichten, vermehrt Mehrfachstecker zu verwenden zum Abschalten von Geräten und Mitarbeiter mit Spartipps und einem Merkblatt zu sensibilisieren.

Weiterhin sollen Heizkörperventile und Thermostate überprüft und bei Bedarf ausgetauscht sowie der Energieverbrauch von Gebäuden erfasst werden. Beim Einkauf will die Stadt künftig ebenfalls auf Energieverbrauch des Materials achten.

Oberbürgermeister Dr. Lung will laut Mitteilung dem Stadtrat "zeitnah" einen Beschluss zur Entscheidung vorlegen, in den Außenbereichen der Stadt die Straßenbeleuchtung nur eingeschränkt einzuschalten.

− red