Laufen
Kabarettist Springer: "Möchte, dass dieser Krieg aufhört"

Christian Springer hilft in Syrien und im Libanon – In der Stiftskirche stellt er seine Projekte vor

08.07.2020 | Stand 20.09.2023, 6:01 Uhr

Die Vorsitzende des Weltladens, Angelika Schuster, hat für Christian Springer einen 1000-Euro-Scheck mitgebracht. Zudem lagen noch 1700 Euro in den Spendenkörben. −Foto: Hannes Höfer

"Wenn jemand hingefallen ist, geh hin und hilf ihm." Egal wem, denn alle Menschen sind gleich. Seine Mutter hat ihm das mit auf den Weg gegeben, erzählte Christian Springer in der Laufener Stiftskirche. Er erzählte aber auch von Elend, Tod, Gewalt, Folter. Neun Jahre dauert inzwischen der Krieg in Syrien. Die Zahl der Flüchtlinge geht in die Millionen, und ein Ende ist nicht abzusehen. 2012 hat der bekannte bayerische Kabarettist den Verein Orienthelfer gegründet. Von dessen Arbeit und vom Leben in dieser Region berichtete er den rund 100 Interessierten, die sich mit den erforderlichen Abständen in dem großen Gotteshaus eingefunden hatten. Die spendeten am Ende des Abends reichlich, Applaus und Geld. Vom Weltladen gab es einen Scheck über 1000 Euro. Weitere 1700 Euro kamen über die Spendenkörbe zusammen. Organisiert hatte den Abend das Katholische Bildungswerk.

Karl May und Laurence von Arabien haben Springers Interesse für diese Region geweckt. Er studierte Arabisch, sunnitische Sprachen und Aramäisch, die Sprache Jesu. Sein Studium endete, als Springer zwei Eier gegen Ministerpräsident Franz Josef Strauß warf, auch wenn er ihn nicht getroffen hat. In den 1980er-Jahren hat er erste Kontakte geknüpft und Freunde gefunden. Seither war der heute 55-jährige Springer gut 30 Mal im Libanon und in Syrien unterwegs. Der Libanon mit der Größe Niederbayerns und rund vier Millionen Einwohnern hat allein eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. "Das wäre so, als würde Deutschland 30 Millionen aufnehmen", vergleicht Springer die Größenordnung. Im viertgrößten Flüchtlingslager der Welt an der syrisch-jordanischen Grenze leben rund 120000 Menschen, mitten in der Wüste.

2011 hat der sogenannte "arabische Frühling" viel Hoffnung geweckt. Diktatoren waren verjagt oder tot. Eine "brennende Fackel", ein Student, der sich aus Verzweiflung selbst angezündet hat, hat die Massen auf die Straßen getrieben. Doch einer wollte nicht weichen: Diktator Baschar al Assad, dessen Familie seit 1970 die Fäden in Syrien in Händen hält. "Ein unfassbarer Abgrund", sagt Springer über die Geschehnisse und die Verbrechen in diesem Land, in dem inzwischen viele mitmischen, darunter Russland. "Es vergehen keine 24 Stunden, in denen die russische Armee keine Kriegsverbrechen verübt", spricht Springer Klartext, "innerhalb von drei Wochen haben sie 54 Krankenhäuser bombardiert."

Generell geht der Kabarettist mit der Politik hart ins Gericht. Auch mit einem Ministerpräsidenten, der von "Asyltourismus" spricht, währende Tausende im Mittelmeer ertrinken. Im Bundestag durfte Springer exakt fünf Minuten reden und war enttäuscht von der politischen Resonanz, nicht aber von den Spenden nach der Fernsehausstrahlung: "Ein Spendenaufkommen wie noch nie." Lob gibt es für Entwicklungshilfeminister Gerd Müller: "Den schätze ich sehr." Mit ihm war Springer dort unterwegs, wo die Orienthelfer helfen, mit Essen, mit Behandlungen, mit drei rollenden Klassenzimmern und vielem mehr. Auf rund 15 Millionen schätzt Springer die Summe, die in acht Jahren "Orienthelfer" dorthin geflossen ist.

Stichwort Geld: Anfangs arbeitete Springer vom heimischen Wohnzimmer mit vier Ehrenamtlichen und einem Verwaltungsanteil von gerade Mal 0,4 Prozent. Heute gibt es sieben Angestellte, und dennoch bewegen sich die Verwaltungskosten lediglich bei rund zehn Prozent. Anders bei Mitteln aus der EU. "Von diesem Geld kommen nur neun Prozent wirklich dort an", sagt Springer, "alle wissen das, doch die Politik reagiert nicht."

Andere reagieren. Uli Hoeneß erreicht Springer am Telefon, als der gerade im Libanon unterwegs ist. Das Angebot des Bayern-Managers kurz vor seinem Haftantritt lautet auf die Vermittlung eines Feuerwehr-Fahrzeugs. Uli Hoeneß will darum kein großes Aufheben machen, Christian Springer schon, denn das Beispiel soll Schule machen. Am Ende fuhren sieben große Feuerwehrautos nach Syrien. Das Hoeneß-Fahrzeug rettete in Aleppo drei Jahre lang Leben, ehe es durch einen Bomben-Doppelschlag zerstört wurde. Doppelschlag bedeutet, dass die Bomber dann zurückkehren, wenn die Rettungskräfte an Ort und Stelle sind.

Christian Springer räumt ein, dass sein Verein "nur kleine Brötchen backen" und sich nur kleine Ziele setzen kann. Dennoch will er weitermachen. "Ich weiß nicht wie, aber ich möchte, dass der Krieg dort aufhört." Springer verspricht: "Wir bleiben auch, wenn niemand mehr darüber spricht." Stiftsdekan Simon Eibl erinnerte an das, was Evangelist Matthäus Jesus in den Mund gelegt hat: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Der Hausherr schloss diese "Andacht" mit einem gesungenen Vaterunser.

Max Aman vom Katholischen Bildungswerk bedankte sich bei Christian Springer, Weltladen-Vorsitzende Angelika Schuster händigte ihm zum Abschied einen großen 1000-Euro-Scheck aus. Zudem lagen noch 1700 Euro in den Spendenkörben. "Danke dafür und danke fürs Dasein", sagte der Kabarettist, für den es der erste Auftritt vor Publikum seit dem 13. März war. Er nahm sich Zeit für Gespräche und signierte sein Buch. Der Titel: "Bitte sagen Sie die Klimakatastrophe morgen ab! Ich habe wichtige Termine." Informationen zu den Projekten und zum Spendenkonto finden sich unter www.orienthelfer.de.