Reichenhaller Philharmoniker gratulieren
Happy Birthday, Dvořák!

26.09.2021 | Stand 20.09.2023, 21:57 Uhr
Elisabeth Aumiller

Applaus für die bulgarische Pianistin Biliana Tzinlikova. −Foto: Aumiller

Das fünfte philharmonische Konzert im Theater Bad Reichenhall im Berchtesgadener Land widmete Chefdirigent Daniel Spaw mit seinen Musikern Antonín Dvořák zu dessen 180. Geburtstag. Zu Beginn spielte die bulgarische Pianistin Biliana Tzinlikova Dvořáks einziges Klavierkonzert g-Moll op. 33. Es gilt zwar als ein Meilenstein im Schaffen des Komponisten, findet sich aber höchst selten auf den Konzertpodien in den Programmen großer Pianisten. Somit ist es ein schönes Verdienst der Philharmoniker und der Pianistin Biliana Tzinlikova, diesem Werk Gehör verschafft zu haben.

Mitreißend und forsch musiziert

Die Komposition ist in erster Linie sinfonisch angelegt und gibt dabei dem Klavier nicht das explizite melodieführende Primat. Vielmehr interagiert es – mit Ausnahme der betonten Solopassagen – stark eingebunden in die orchestrale Themenabfolge, die sich im Klavier widerspiegelt oder auch als korrespondierender Dialog geführt wird. Biliana Tzinlikovas Spiel war im ersten Satz von kraftvollem Zupacken geprägt, das mühelos einen doppelt so großen Saal füllen könnte. Im Mittelsatz hatte sie weichere Farben verfügbar und zeigte Einfühlungsvermögen in romantische Stimmungsmomente.

Mitreißendes Temperament und forsches Musizieren legten Daniel Spaw, Pianistin und Musiker im Finalsatz an den Tag. Böhmisches Musikantentum blitzte auf in der Mischung aus slawischem Kolorit und sinfonischem Zuschnitt. Tzinlikovas geläufige Fingerfertigkeit hinterließ den Eindruck, dass sie jedwede hochvirtuose pianistische Herausforderung technisch zu meistern imstande wäre. Das Konzert endete in einem fulminant aufgeheizten Klangrausch und wurde vom Publikum mit lautstarkem Jubel bedacht. Zu guter Letzt gestaltete Tzinlikova als eindringliche und brillante Zugabe einen zündenden bulgarischen Tanz.

Nach der Pause dann Dvořáks Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60. Der Komponist schrieb das Werk 1880 für die Wiener Philharmoniker, aber umständehalber kam die Uraufführung dann in Prag zustande und wurde zu einem großen Erfolg, der bis heute unumstritten ist. Dvořák war ein großer Bewunderer von Johannes Brahms, wurde von diesem in jungen Jahren auch gefördert und so finden sich in dieser Sinfonie durchaus Anklänge an die Musiksprache von Brahms. Dennoch sind hier bereits Dvořáks eigenständige und charakteristische Klangkomponenten tragend. Die Sechste gilt als bedeutender Vorreiter und Türöffner für des Komponisten große sinfonische Bedeutung in seiner siebten, achten und neunten Sinfonie. Das slawische Element ist hierbei in Farbgebung und Rhythmik besonders präsent. Die volkstänzerische Charakteristik blitzt immer wieder durch, besonders prägnant im mit Synkopen ausgestatteten Scherzo-Satz, einem sogenannten "Furiant". Insgesamt belebt eine Fülle melodischer Einfälle die sinfonische Struktur.

Die Philharmoniker gestalteten jeden Takt mit großem Elan und engagiertem Einsatz, gaben der Musik schöne Kontur und differenzierte Klang- und Dynamik-Komponenten. Der zarte lyrische Beginn nahm gleich gefangen und in der Steigerung zum fülligen Melos wurde eindringliche Wirkung erzielt. Die Bläser brachten immer wieder Leuchten ins Klanggeschehen. Besonders im lyrisch feinen Adagio-Satz gaben die Holzbläser und die Sondertönung der Hörner der gefühligen Stimmung die entscheidenden bereichernden Impulse, von den Violinpassagen singend ergänzt und schattiert von den tieferen Streichern. Lieblich die zarten Flötentöne, die in ihrer Feinheit Glanz und Qualität anreicherten. Das Finale, rasant auftrumpfend, volltönig kraftvoll endend, provozierte geradezu den großen Applaus für alle Mitwirkenden.

Elisabeth Aumiller