Auch am Montagmittag schallte wieder lautstarker Protest durch die Freilassinger Fußgängerzone. Denn bereits zum vierten Mal rief das Wirtschaftsforum zu seiner "5 vor 12"-Demo auf, bei der sich wieder zahlreiche Gewerbetreibende und Bürger beteiligten, um mit Töpfen und anderen Utensilien auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Für Lärm sorgte zudem "Musik-Klaus", Klaus Mehlig, aus dessen Box "Highway to Hell" dröhnte.
Danach wiederholte Wifo-Chefin Anni Klinger ihre Kritik an den Maßnahmen und ging dieses Mal speziell auf das "Hin und Her" der Regierenden bei der zunächst geplanten und dann wieder abgeblasenen Osterruhe ein. Damit hätten die Regierenden "Schwächen" offenbart, über die sie auch nicht mit Aussagen hinwegtäuschen könnten, wonach nun "Lockerungen am Horizont" zu sehen seien. Zumal sich Klinger die Mühe machte, um mit einer Internetrecherche die genaue Wortbedeutung zu eruieren. "Bei Wikipedia heißt es: Horizont ist eine imaginäre Linie, die sich immer weiter zurückzieht, je näher man ihr kommt – eine tolle Aussage, die uns nicht weiter bringt", kritisierte die Wifo-Vorsitzende.
Als Gastredner wandte sich im Anschluss Thomas Ehrmann an die Demoteilnehmer. Dabei erneuerte der FWG-Rat seinen Appell an die Stadt- und Gemeinderatskollegen in ganz Bayern (wir berichteten): "Wenn es von oben nach unten nicht funktioniert, dann vielleicht anders rum", forderte er, dass sich die Basis solidarisieren müsse, um gemeinsam "Druck nach oben" zu erzeugen. Nach seinem Dafürhalten brauche es dringend eine wirkliche Öffnungsperspektive – und zwar unabhängig von Inzidenzwerten.
"Wir haben im Berchtesgadener Land jetzt 22 Wochen lang zu. Hat sich dadurch irgendetwas verändert? Es ist ein ständiges Auf und Ab, aber eine klare Tendenz ist nicht zu erkennen." Ganz anders sehe dies bei der Stimmung unter den Gewerbetreibenden und der restlichen Bevölkerung aus: "Die Unzufriedenheit steigt Tag für Tag." Dies liege vor allem daran, weil in vielen Bereichen mit zweierlei Maß gemessen werde, verwies Ehrmann etwa auf erlaubte Mallorca-Reisen und den Umstand, dass Discounter Produkte aus der Palette des stationären Handels anbieten, während dieser geschlossen bleiben müsse oder nur mit Termin betreten werden dürfe.
Solange sich an der Ausrichtung der Corona-Politik nichts ändert, will das Wifo jeden Montag weiter demonstrieren. "Am Ostermontag zwar nicht, weil wir halten die Osterruhe ein", konnte sich Anni Klinger einen abschließenden Seitenhieb nicht verkneifen. "Aber am 12. April hoffe ich, dass ihr alle wieder mit dabei seid."
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