Bischofswiesen
Den Watzmann im Rücken und die Frau Hauptmann voran

21.12.2020 | Stand 21.09.2023, 5:50 Uhr

Stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden gelobten drei Männer und eine Frau vor der gesenkten Truppenfahne, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes, tapfer zu verteidigen. −Fotos: Christian Wechslinger

Hinter den Kasernenmauern und unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand beim Gebirgsjägerbataillon 232 in der Strub das feierliche Gelöbnis von 17 Rekrutinnen und 136 Rekruten statt.

Auch die Familien der Soldaten durften dem Akt nicht beiwohnen. Es spielte traditionsgemäß eine Abordnung des Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen mit Marschmusik auf, beim Bayernlied und der deutschen Nationalhymne sangen die angetretenen Soldaten kräftig mit, die in gut einem Monat nach Abschluss der Grundausbildung in die verschiedenen Einheiten des Heeres, vornehmlich jedoch in die Brigade 23 Bayern versetzt werden.

Garnisons-Bürgermeister Thomas Weber betonte bei seiner Begrüßung den extrem hohen Stellenwert, den die Struber Gebirgsjäger in den fünf Berchtesgadener Gemeinden einnähmen. Weber richtete beim Tags zuvor abgelehnten Einsatz von bewaffneten Drohnen eine scharfe Attacke an die Regierung nach Berlin und verurteilte dies als vorzeitiges parteipolitisches Wahlgeplänkel, für das er überhaupt kein Verständnis habe.

Täglich Hindernisse zu bewältigen

Rekrutensprecher Marvin Thul sprach für seine Kameradinnen und Kameraden und machte dabei zum einen die Umstellung auf das Soldatenleben, als auch die Strapazen der soldatischen Ausbildung deutlich. Gleichwohl seien alle auf dem besten Weg mit dem Watzmann im Rücken und der Frau Hauptmann voran die Grundausbildung zu meistern. Erstmals in der Geschichte des Gebirgsjägerbataillons 232 Strub führt mit Hauptmann Sandra Muth eine Soldatin 153 Rekrutinnen und Rekruten durch die Grundausbildung.

Einer sei keiner und nur die gelebte Kameradschaft sei der Schlüssel für die militärische Gemeinschaft, fuhr Rekrutensprecher Thul fort. Als Beispiel für die gemeinsame kameradschaftliche Bewältigung der täglichen Hindernisse nannte er sinnbildlich die zwei Meter hohe Holzwand der Hindernisbahn. Abschließend dankte er den Ausbildern und Familien, die teilweise über weite Entfernungen ihre Rekrutinnen und Rekruten unterstützten.

Nur zwei Abbrecher

Bataillonskommandeur Martin Sonnenberger bedauerte, dass das feierliche Gelöbnis nicht wie sonst in einer der Berchtesgadener Patengemeinden stattfinden könne. Gleichwohl werde den Angehörigen eine Videoaufzeichnung zur Verfügung gestellt. Die militärische Grundausbildung zwischen November und Januar fordere die Rekruten in besonderer Weise, so der Kommandeur, der von nur zwei Abbrechern sprach und den Angetretenen für deren Einsatz Respekt zollte. Alle hätten Härte gegen sich selbst und Leidensfähigkeit gezeigt, lobte der Kommandeur und forderte die Angetretenen auf dies zu bewahren.

Die Bundeswehr sei in einem Umfang wie nie zuvor im Hilfs- und Katastropheneinsatz gefragt. So würden derzeit 10000 Soldaten an Teststationen und Gesundheitsämtern auch über die Feiertage Dienst leisten. Zugleich sei es eine Zeit, in der eine laut auftretende Minderheit über eine Corona-Diktatur schwadroniere, und Verschwörungstheorien verbreite, so Sonnenberger, der dies als Versuch vom rechten Rand der Gesellschaft bewertete, Hand an die demokratischen freiheitlichen und rechtsstaatlichen Grundfesten zu legen. Es sei vor allem auch der Versuch, das Vertrauen der Menschen in die Entscheidungen und Maßnahmen von Ländern und Bundesregierung zu untergraben, monierte der Kommandeur und rief den Soldaten zu, diesen Situationen im privaten und dienstlichen Bereich entgegenzutreten.

Bündnisverteidigung wieder im Fokus

Im Weiteren richtete der Bataillonskommandeur einen Blick ins nächste Jahr, wenn zwei Kompanien als Blauhelm-Friedenstruppe von April bis Oktober nach Mali verlegen und dort die malischen Sicherheitskräfte unterstützen. Den dort derzeit eingesetzten Soldaten des Nachbarbataillons 231 aus Bad Reichenhall wünschte Sonnenberger gesegnete Weihnachten und eine gesunde Rückkehr in die Heimat. Neben dem vom Bundestag mandatierten Einsätzen sei spätestens nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Krieg in der Ost-Ukraine die Fähigkeit der Bundeswehr zur Landes- und Bündnisverteidigung wieder stärker in den Fokus gerückt, führte Sonnenberger weiter aus und dankte den Soldaten für ihr Bereitschaft zu dienen. Gleichwohl machte der Kommandeur deutlich, dass es sich demokratische Staaten nicht leicht machen, Soldaten in bewaffnete Einsätze zu schicken.