Solch eine Ansammlung von Olympiasiegern, Weltmeistern, Weltcupsiegern und ehemaligen Fußballprofis gibt es nur höchst selten: Wenn am 4. Mai, 16 Uhr, auf dem Campus des SB Rosenheim das Team des FC Sternstunden des Bayerischen Rundfunks auf die Fußball-Auswahl von Athletes for Ukraine (A4U) trifft, dann kommen Selfie-Fans und Autogrammjäger ganz gewiss auf ihre Kosten. „Der Eintritt ist frei, die Spendenbereitschaft hoffentlich groß, denn die Einnahmen dieses Charity-Spiels gehen je zur Hälfte an beide Institutionen“, sagt Jens Steinigen, Gründer von A4U, der erstmals eine Fußballmannschaft auf die Beine stellt, die es aber wahrlich in sich hat.
Das beginnt schon beim Trainerduo. Verantwortlich zeichnen mit Wolfgang Pichler aus Ruhpolding und Mondi Hilger aus Rosenheim zwei Legenden. Pichler ist erfolgreichster Biathlon-Trainer weltweit, Hilger Rosenheimer Eishockey-Kultspieler. „Ich wollte selbst mitkicken, leide aktuell aber an einer Fraktur im Sprunggelenk, da kommt Laufen nicht in Frage“, erklärt Hilger, der mit seinen 58 Jahren ansonsten körperlich topfit ist, schließlich bestreitet er noch Tennisturniere und alpine Skirennen im Seniorenbereich. Hilger hat 115 Mal für Deutschland gespielt, war bei zwei Olympischen Spielen und sechs Weltmeisterschaften dabei und feierte drei Deutsche Meistertitel.
Jener Kader, den die beiden aufbieten, kann sich in der Tat sehen lassen. Angeführt wird er von Fußball-Weltmeister Klaus Augenthaler, über 400 Mal für den FC Bayern am Ball. „Auge“ wird die Abwehr dirigieren, vor der Manni Bender als Abräumer fungiert. Der 57-Jährige hat sowohl eine rote (bei Bayern von 1989 bis 1992) als auch blaue (1996 bis 1999) Vergangenheit. Als absoluter Leistungsträger gilt Tobi Schweinsteiger, der als Rosenheimer ein Heimspiel genießt. Der Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger, der auch aus der Kaderschmiede des TSV 1860 Rosenheim stammt, war Profi unter anderem bei der SpVgg Unterhaching und bei Jahn Regensburg und brachte als Cheftrainer den VfL Osnabrück im vergangenen Jahr in die 2. Bundesliga nach oben.
Zwei Damen mit dabei
Ihre Künste auf dem Rasen in den Dienst der guten Sache stellt auch Carmen Höfflin. Die 39-Jährige war Fußballprofi unter anderem beim SC Freiburg, spielte in der Bundesliga und wurde mit der deutschen Polizei-Auswahl Europameister 2012. Und eine zweite Frau wird den Kampf gegen die Männer aufnehmen: Dajana Eitberger, zweimalige Rennrodel-Weltmeisterin und Silbermedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen 2018. „Eine absolute Fußballfachfrau, die in ihrer Freizeit oft kickt“, lobt Steinigen, selbst ehemaliger Biathlon-Olympiasieger und Hauptinitiator des Charity-Spiels. Auch politische Prominenz fehlt nicht im Team. Aus dem Landkreis Altötting kommt der ehemalige Generalsekretär der CSU, Stephan Mayer, der seit 2022 dem Deutschen Bundestag angehört. „Da werden sich einige wundern, wie gut er Fußballspielen kann“, weiß Steinigen.
Viel Wintersport-Prominenz tummelt sich ansonsten in der Augenthaler-Truppe. So ist Biathlon-Bundestrainer Kristian Mehringer ebenso dabei wie Marcus Burghardt, der 2008 Etappensieger bei der Tour de France war, den Rad-Klassiker Gent-Wevelgem gewann und heute dem Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) angehört. Er dürfte der fitteste von allen sein, war der 40-Jährige doch 2019 noch Deutscher Meister im Straßenrennen. An seiner Seite spielt Ex-Tennis-Profi Christopher Kas. Der Kolbermoorer war Olympia-Vierter und Halbfinalist im Doppel von Wimbledon.
Ricco Groß streift sich das Fußball-Trikot über
Ebenfalls im Mittelfeld wird Ricco Groß aufgeboten, vierfacher Biathlon-Olympiasieger und neunmaliger Weltmeister, bis vor kurzem noch slowenischer Biathlon-Nationaltrainer. Und mit Vlad Heraskewytsch hat A4U noch einen jungen, ehrgeizigen Mittelfeldspieler im Aufgebot. Der Ukrainer, der in Berchtesgaden lebt, war Vierter beim Skeleton-Weltcup heuer in Lake Placid. Er ist Botschafter für A4U. Begleitet wird er vom dreifachen Rodel-Olympiasieger Felix Loch, der aktuell am Knie verletzt ist, aber von der Trainerbank aus anfeuern wird und natürlich für Autogramme zur Verfügung steht. Und der Gegner FC Sternstunden? Der sorgt seit über 30 Jahren für Schlagzeilen. Gegründet von BR-Mann Wolfgang Haas hat die Sternstunden-Mannschaft pro Jahr bis zu zehn Matches und spielte bei bislang 267 Auftritten sensationelle 1,5 Millionen Euro ein. Über 220000 Zuschauer haben die Spiele verfolgt. „Unsere Ergebnisse waren nie wichtig, am Ende hieß es immer 10:0 für die Kinder“, sagt Haas, dessen Einnahmen für Not leidende Kinder verwendet werden. „Eine Kindergartengruppe aus Dürnsricht hat uns einmal einen Scheck von 300 Euro überreicht und gesagt, ‚wenn viele kleine Kinder viele kleine Schritte tun, können sie Großes erreichen‘“, berichtet Haas. Und einen solchen Schritt will der FC Sternstunden jetzt wieder in Rosenheim tun.
Mit welcher Mannschaft? Als Trainerduo fungiert Ex-Löwen-Manager Florian Hinterberger in Zusammenarbeit mit Norbert Loch, der als Rodel-Bundestrainer während der WM in diesem Jahr seinen Rücktritt erklärt hat. Sie setzen in Rosenheim auf Löwen-Power, denn nicht weniger als vier ehemalige Sechziger stehen im Aufgebot. Das sind der ehemalige Trainer Daniel Bierofka, Abwehrrecke Thomas Miller und die Ex-Stürmer Stefan Lex und Bernhard Schmid. Vom FC Bayern sind die Ehemaligen Rudi Böck, Christian Moser und Dieter Schönberger dabei.
Sternstunden-Gründer Haas auch auf dem Rasen
Natürlich wird Sternstunden-Gründer Haas auch das Trikot überstreifen und mit ihm Leistungsträger wie Christoph Schmalhofer (früher SpVgg Landshut und Jahn Regensburg), dazu Oliver Brüggen, der Senior Director PR von adidas Central Europe. Nicht dabei sein kann Toni Maidl, mit Rosenheim dreimal deutscher Eishockeymeister. Der 63-Jährige war in den vergangenen Jahren Stammspieler beim FC Sternstunden, weilt aktuell aber beruflich in Lissabon.
Der FC Sternstunden kommt mit Löwen-Power: Ex-Manager Florian Hinterberger (links) und Ex-Torjäger Bernhard Schmid.
Auch Rodel-Olympiasieger Felix Loch aus Berchtesgaden wird sich am 4. Mai in Rosenheim die Fußballschuhe schnüren.
