Wildkamera wäre billiger
Stadtrat lehnt Videoüberwachung gegen Vandalen ab

Kamera an der unter der Zerstörungswut Jugendlicher leidenden Fahrradstation ist dem Gremium zu teuer

30.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:14 Uhr

Immer wieder lassen Jugendliche an der Riedenburger Fahrradstation ihre Zerstörungswut aus. Nun beschäftigte sich der Stadtrat mit dem Problem. Foto: Rast (Archiv)

Die unter Vandalismus leidende Riedenburger Fahrradstation bekommt keine Videoüberwachung.

Ein entsprechender Antrag der Verwaltung fand bei der Sitzung des Stadtrats am Donnerstagabend nur drei Befürworter. Die große Mehrheit der Stadträte war der Überzeugung, dass das vorgelegte Angebot in Höhe von 19276 Euro brutto für eine Videoüberwachung zu teuer sei.

Unterdessen hatte der Jugendbeauftragte der Kommune, der CWG-Stadtrat Andreas Peter, mit den Jugendlichen geredet, die im Verdacht stehen, an der Fahrradstation für Zerstörungen und Schmierereien verantwortlich zu sein. „Man muss nun abwarten, ob das Gespräch etwas hilft“, sagte Peter.

Der Vize-Bürgermeister Martin Schwarzmeier (Bürgerliste) und der CWG-Fraktionssprecher Karl Freihart befürworteten eine billigere Lösung. Sie sprachen sich dafür aus, den Platz mit einer Wildkamera zu überwachen, was weniger als 1000 Euro kosten würde. Generell lehnte es Schwarzmeier ab, die von Zerstörungen betroffene Stätte dauerhaft zu überwachen und für eine befristete Videokontrolle seien die knapp 20000 Euro eine viel zu hohe Investition.

Dem schloss sich sein Fraktionskollege, der BGR-Sprecher Kurt Schiefer, an. Er prophezeite, dass die Jugendlichen den Platz wechseln würden. Außerdem mache eine Videoüberwachung generell keinen guten Eindruck: „Ich bin dagegen, denn die Leute brauchen ihre Freiheit.“

„Es sieht untragbar aus, aber diese Jugendlichen sind auch ein Teil unserer Gemeinde“, sagte Felicitas Wollschläger, die SPD-Fraktionssprecherin. Sie lobte Andreas Peter für dessen Einsatz. Die CSU-Stadträtin Sandra Schmid bedauerte die Zerstörungen. Dennoch müsse kontinuierlich das Gespräch mit den Jugendlichen gesucht werden. Es sei ein Auftrag an die Kommune, Treffpunkte für Jugendliche zu schaffen.

Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) hatte zuvor berichtet, dass die demolierte Fahrradstation im Jahr 2019 für etwa 24000 Euro im Zuge des Leader-Kooperationsprojektes „Fünf-Flüsse-Radweg“ und einer damit verbundenen 60-prozentigen Förderung errichtet worden sei. Für das Projekt bestehe eine Zweckbindung von zwölf Jahren. Während dieser Zeit habe die Stadt Riedenburg dafür zu sorgen, dass die Fahrradstation in einem funktionsfähigen Zustand gehalten werde. Durch die unzähligen Sachbeschädigungen, Zehetbauer bezifferte die Aufklärungsquote auf maximal 50 Prozent, würden für die Stadt ständig Reparaturkosten anfallen. Zuletzt sei im Februar 2023 der Werkzeugschrank der Fahrrad-Service-Station aufgebrochen und damit komplett zerstört worden. Eine Anzeige bei der Polizei sei erstattet worden. Der Vandalismus an der Fahrradstation war auch ein Thema in der Bürgerversammlung für die Kernstadt gewesen (wir berichteten).

Die Stadt hatte deshalb ein Angebot für eine Videoüberwachung der Fahrradstation in Höhe von 19276 Euro brutto eingeholt. Wegen der geplanten Kontrolle eines öffentlichen Platzes hatte die Tourist-Info zuvor beim Landratsamt Kelheim in Sachen Datenschutz nachgefragt. „Das Landratsamt hat dieses Überwachungssystem auf öffentlichen Plätzen bereits in Betrieb“, berichtete Zehetbauer.

„Das ist alles sehr teuer und schafft keine endgültige Abhilfe, sondern nur einen Verdrängungseffekt“, wusste der Bürgermeister. Doch der Platz sehe „grausam“ aus, kein Tourist wolle sich dort hinsetzen. Am Ende stimmten neben Zehetbauer aber nur der Dritte Bürgermeister Wolfgang Wirth (Freie Wähler) und der CSU-Stadtrat Sepp Fuchs für die Videoüberwachung.

rat