Test: Mercedes C-Klasse T-Modell 300 d
Zwischen Vernunft und Überfluss

21.07.2022 | Stand 21.07.2022, 11:51 Uhr

Die Mercedes C-Klasse ist seit gut einem Jahr in der mittlerweile fünften Generation am Start. Das volumenstärkste Modell der Schwaben ist neben der Limousine auch wieder als T-Modell zu haben

SP-X/Köln. Die Mercedes C-Klasse ist seit gut einem Jahr in der mittlerweile fünften Generation am Start. Das volumenstärkste Modell der Schwaben ist neben der Limousine auch wieder als T-Modell zu haben, zumindest für den deutschen Markt die wichtigste Variante. Rund Zweidrittel der Verkäufe fallen hierzulande auf den Kombi. Mit dem stärksten Diesel (300 d) an Bord trat der Benz zum Alltagstest an.

Ja, richtig gelesen: Neben Benzinern und einem Plug-in-Hybrid hat Mercedes für sein Mittelklasse-Modell auch Diesel im Programm. Die verfügen über einige Maßnahmen wie NOx-Speicherkatalysator, Dieselpartikelfilter und Katalysatoren mit AdBlue-Einspritzung, um die Abgase sauber zu bekommen. Wie auch die Benziner gibt es die Diesel nur noch als Vierzylinder mit Mildhybrid-Unterstützung. Der 300 d (ab 56.300 Euro) leistet 195 kW/265 PS und 550 Nm, dazu können etwa beim starken Beschleunigen noch 15 kW/20 PS zusätzlich mobilisiert werden. Der Selbstzünder vermittelt trotzt seines rauhen Umgangtons gehobene Souveränität. Man hat im Hinterkopf, dass man den gut 1,8 Tonnen schweren Lastesel mühelos in knapp 6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und auf der Autobahn locker Tempo 250 erreichen könnte.

Bleibt die Frage, ob man das angesichts von den hohen Treibstoffkosten möchte? Nicht wirklich, und so durfte unser Testwagen seine Runden sehr entspannt absolvieren. Mit leichtem Gasfuß ging es über Autobahnen nicht schneller als Richtgeschwindigkeit und auf Landstraßen gleichmäßig gelassen. Der Lohn der vernünftigen Zurückhaltung zeigte sich an der Tanknadel, die sich nur wenig nach unten bewegte. Teilweise mit Werten um 4,5 Litern pendelte sich unser Durchschnittsverbrauch bei 5 Litern ein. Den WLTP-Wert gibt Mercedes mit 5,1 bis 5,8 Litern an. Vielfahrer, die so unterwegs sind, kommen sicherlich auch mit den 120 kW/163 PS (200 d, ab 49.700 Euro) oder 147 kW/200 PS (220 d, ab 51.700 Euro) starken Selbstzündern zurecht.

Neben dem Verbrauch punktete das T-Modell auch mit seiner Fahrwerksabstimmung. Mercedes kombiniert hier Komfort mit Sportlichkeit, wobei wir diese mehr über exakte Reaktionen als über harte Dämpfer definieren. Wie gut der Wagen schlechte Straßen wegsteckt, ist schon beachtlich.

Das 4,75 Meter lange T-Modell wird auch wegen seines Kofferraumvolumens goutiert. Zwischen 490 und 1.510 Liter passen hinein. Damit ist der Benz zwar kein Laderiese, das Volumen dürfte aber für die meisten Anforderungen genügen. Das trifft auch auf das Platzangebot zu. Man sitzt perfekt, wenngleich die Seriensitze für Menschen mit ein paar Kilos zu viel am Rücken etwas weiter geschnitten sein könnten.

Das Interieur unseres Testwagens wartete mit allerlei vornehmlich digitalen Extras auf, darunter das Infotainmentsystem MBUX mit Sprachsteuerung. Auffällig ist der große Hochkantdisplay zur Steuerung quasi aller Funktionen. Wer nicht gerne auf dem Bildschirm herumtatscht nutzt die Sprachsteuerung. Zieleingabe für die Navigation, die Auswahl eines Telefongesprächspartners, der Wechsel des Radiosenders oder die Einstellung der Klimaanalage funktionieren so problemlos, weil die Dame im Armaturenbrett ganze Sätze versteht und lernfähig ist.

Nicht gefallen hat uns die Überfrachtung des Lenkrads mit unterschiedlichen Tatsch-Flächen zur Steuerung der Anzeigen und des Tempomats. Hier trauern wir der perfekten alten Lösung mit kleinen Wipptasten nach. Die Panels animieren ein ums andere Mal zu versehentlicher Fehlbedienung. Das große Display in der Mittelkonsole kann man übrigens auch abwählen, zugunsten der Bedingung der Klimaanlage mittels richtiger Tasten, was, wenn man in die Foren schaut, nicht wenige Fans goutieren.

Nicht Mercedes-würdig zeigte sich der Verstellmechanismus der Lenkradsäule. Der war zum einem sehr schwergängig, zum anderen fühlte man beim Greifen den dünnen, billig wirkenden Kunststoff der Lenksäulenumrandung. Das können Hersteller ohne Premiumanspruch besser.

Premium sind in jedem Fall die Optionen der Preisliste. Dienstwagenfahrer benötigen schon ein ordentlich ausgestaltetes Budget, wollen sie von den vielen aufpreispflichtigen Extras profitieren. Setzt man alle wichtigen Kreuze, wie es die Besteller unseres Testwagens taten, kommen schnell 20.000 Euro für Extras zusammen. Dann kratzt der Premium-Mittelklassekombi an der 80.000-Euro-Marke.

Mit dem stärksten Diesel und Vollausstattung an Assistenten ist die C-Klasse ein sehr gutes, aber kein perfektes Auto. Wenn das Budget Grenzen setzt, fährt man mit einem schwächeren Motor ähnlich gut. Ein paar Häkchen weniger in der Preisliste helfen auch, den Etat einzuhalten ohne wirklichen Verzicht zu üben.

Technische Daten – Mercedes C-Klasse T-Modell
Mittelklasse-Kombi, Länge: 4,75 Meter, Breite: 1,82 Meter (mit Außenspiegeln: 2,03 Meter), Höhe: 1,46 Meter, Radstand: 2,87 Meter, Kofferraumvolumen: 490 – 1.510 Liter

300 d: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit Direkteinspritzung, Turboaufladung und integriertem Startergenerator, 195 kW/265 PS plus 15 kW/20 PS, maximales Drehmoment: 550 Nm bei 1.800 U/min, Neungang-Automatik, 0-100 km/h: 5,8 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,1 bis 5,8 l, CO2-Ausstoß: 135 bis 152 g/km, Effizienzklasse: k.A., Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM, Testverbrauch: 5 Liter, Preise: ab 56.317 Euro

Kurzcharakteristik
Warum: sieht gut aus und ist sparsam
Warum nicht: Das Dienstwagenbudget ist zu knapp bemessen
Was sonst: Audi A4 Avant, BMW 3er Touring, Skoda Octavia Combi