Neuer Tarifvertrag
Zwei Jahre Sicherheit für ZF-Mitarbeiter - aber mit Arbeitszeitkürzung

24.07.2020 | Stand 20.09.2023, 21:35 Uhr

Bis 2022 soll es an den deutschen ZF-Standorten keine betriebsbedingten Kündigungen oder Werksschließungen geben. Dafür müssen sich die Mitarbeiter unter anderem auf Arbeitszeitkürzungen einstellen. −Foto: Felix Kästle/dpa/

In der Corona-Krise hat sich der Automobilzulieferer ZF mit dem Betriebsrat auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Bis 2022 haben die Mitarbeiter Arbeitsplatzsicherheit - das hat aber auch einen Preis.

Erst Ende Mai war bekanntgeworden, dass das ZF bis 2025 rund 15.000 Stellen streichen will, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Wie der Konzern jetzt am Freitag in einer Pressemitteilung verkündet, verspricht er seinen rund 50.000 Tarifarbeitern in dem sogenannten "Tarifvertrag Transformation" nun zumindest bis Ende 2022 Arbeitsplatzsicherheit. Sprich: Es soll keine betriebsbedingten Kündigungen oder Werkschließungen geben.

An allen deutschen ZF-Standorten sollen die Mitarbeiter außerdem dauerhaft höhere Aufzahlungen auf das Kurzarbeitergeld bekommen. Auch alle Auszubildenden und dual Studierenden sollen übernommen werden und die Zahl der Ausbildungsplätze beibehalten werden.

Arbeitszeitkürzungen von bis zu 20 Prozent

Im Gegenzug verzichten die Mitarbeiter im Jahr 2020 auf eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro, die normalerweise im Juli ausgezahlt worden wäre. Zudem müssen sich die Mitarbeiter darauf einstellen, dass ihre Arbeitszeit auch nach Ende der Kurzarbeit um bis zu 20 Prozent gekürzt werden kann. Mit diesen Maßnahmen will ZF auf die weiterhin schwache Nachfrage reagieren.

Um trotz der Vereinbarung mit dem Betriebsrat vielleicht doch einige Stellen in der Corona-Krise abbauen zu können, will der Konzern Beschäftigten "finanziell attraktive Möglichkeiten" bieten, wenn sie das Unternehmen freiwillig vorzeitig verlassen, etwa über Altersteilzeit oder über Abfindungen.

Von dem Plan, bis 2025 bis zu 15.000 Stellen abzubauen, könne die ZF aufgrund der Marktsituation nicht abweichen, erklärte der Konzern am Freitag in einer virtuellen Pressekonferenz. Die Corona-Krise habe für"mehr als 20 Prozent Produktionsrückgang" gesorgt, sagte Jaskula. Doch schon vor der Pandemie seien die Einbußen markant gewesen, der Autozulieferermarkt müsse sich auf ganz neue Gegebenheiten einstellen.

ZF-Werk Passau: Tarifvertrag "gibt uns nötige Sicherheit"

Im ZF-Werk Passau wird der neue Tarifvertrag begrüßt. Klaus Jaschke, Leiter der Division Industrietechnik in Passau, teilt in einem Statement mit: "Wir freuen uns, dass es dem Konzern gelungen ist, sich mit der Arbeitnehmervertretung auf diese neue Vereinbarung zu verständigen. Sie gibt den Beschäftigten Sicherheit und uns die nötige Flexibilität, unsere Kapazitäten schnell und sozialverträglich an die veränderte Marktlage anzupassen. Und sie gibt uns die nötige Zeit, um für die langfristige Ausrichtung unseres Standorts gemeinsam Perspektiven und Wege zu entwickeln."

Weiter beinhaltet das neue Tarifpaket die Vereinbarung, dass für jeden ZF-Standort ein Zukunftsbild entwickelt werden soll. Eine Schließung einzelner Standorte, die sich aufgrund des Strukturwandels in der Autoindustrie kein solches Bild erarbeiten können, sei nicht auszuschließen, erklärte ZF-Personalvorstand und Arbeitsdirektorin Sabine Jaskula in der Pressekonferenz. Derweil blieb offen, wie groß das Loch ist, dass Corona in die ZF-Finanzen geschlagen hat. Allerdings sollen auf der Halbjahres-Pressekonferenz am Freitag, 7. August, konkrete Zahlen präsentiert werden.