Geiselhöring/München
Zum 70. Geburtstag: Musiker Haindling kommt mit Film ins Kino

29.11.2014 | Stand 20.09.2023, 4:09 Uhr

Die Musiker Hans-Jürgen Buchner alias "Haindling" (l.) und Klaus Eberhartinger sind am 4. Dezember mit dem neuen Film "Haindling - und überhaupt’s" zusehen. − Foto: dpa

Ein kleiner Beitrag zum runden Geburtstag hätte es werden sollen. Mehr nicht. Aber dann geriet die geplante Sendung über Haindling aus den Fugen: Aus dem Beitrag wurde ein Kinofilm.

Es ist eine typische Szene. Hans-Jürgen Buchner grinst in die Kamera und sagt: "Ich bin sehr gerne faul". Schnitt – und der fast 70-Jährige liegt im Garten in seinem niederbayerischen Heimatdorf Haindling. Er trägt eine bunte Blümchenhose, ein pinkes Stirnband, Sonnenbrille. Die Szene ist mit einem seiner Lieder und den Zeilen "I lieg im Garten in der Sonn’ und scheiß aufs Telefon" unterlegt. Mit "Haindling – und überhaupt’s" hat Regisseur Toni Schmid ein sehr persönliches und stimmungsvolles Porträt über den Musiker gedreht, der sich nach seinem Heimatdorf benannt hat. Ursprünglich war lediglich ein 45-minütiger Beitrag für den Bayerischen Rundfunk zum 70. Geburtstag Buchners am 27. Dezember geplant. Weil der Ausnahmekünstler aber so viel zu erzählen hat und es jede Menge Film- und Tonaufnahmen gibt, entschloss sich das Filmteam, das Material zu einem doppelt so langen Kinofilm zu verarbeiten. Dieser ist ab dem 4. Dezember im Kino zu sehen.

Filmmitschnitte aus über drei Jahrzehnten

Der Film kombiniert Konzertmitschnitte aus über drei Jahrzehnten und lässt Buchner seine Karriere selbst nacherzählen. Zahlreiche neue und alte Aufnahmen zeigen ihn in seinem Haus und Garten. Wenn der Musiker in gelben Plastikpantoffeln und T-Shirts mit dem immer gleichen Aufdruck vor die Kamera tritt und im tiefen Bairisch - ohne Untertitel - zu sinnieren anfängt, wirkt das stellenweise schrullig, aber umso authentischer. Teils wurden noch nicht mal die Produktionsszenen rausgeschnitten: Die Gespräche zwischen Kameramann und Musiker, die nach dem passenden Drehplatz suchen, sind herrliche Momente. Meist wurde es dann so gemacht, wie von Buchner vorgeschlagen. Er hat halt gerne alles in der Hand - das zieht sich durch seine ganze Karriere.

Buchner ist gelernter Keramikmeister und betrieb erfolgreich eine Werkstatt. Mit der Musik fing er an, weil ihm die Lieder, die im Radio liefen, nicht passten. Er nimmt seine Stücke in Eigenregie auf, komponiert und textet im Alleingang und spielt für seine Aufnahmen alle Instrumente selbst ein. Auf seine Platten schaffen es auch Trommeltöne auf Plastikflaschen – Hauptsache, es klingt.

Als ihn die Plattenfirma vor 33 Jahren dazu drängt, für seine Liveauftritte statt Tonbandaufnahmen und seiner Ehefrau lieber ein paar Musiker mitzunehmen, sucht er widerwillig "Multiinstrumentalisten" per Anzeige. Fünf Männer melden sich. Buchner nimmt sie alle – weil es ihm "grad wurscht war" und er sich nicht vorstellen konnte, "dass mein Projekt, das ich alleine daheim gemacht hab, mit Menschen nachzuvollziehen ist". Ist es aber doch. Das Bandprojekt Haindling erzielte auch über die Grenzen Bayerns Erfolg. Zwei der Musiker, die Buchner damals per Annonce gefunden hatte, sind heute noch dabei. Auch sie kommen im Film zu Wort. Humorvoll beschreiben sie die Zusammenarbeit mit dem Alleingänger: Man sehe sich nur 30 bis 40 Mal pro Jahr, das halte die Sache frisch. Dreimal ist die Musikertruppe in China aufgetreten. Auch davon gibt es Mitschnitte zu sehen. Schunkelnde Chinesen zu dem politischen Lied "Leit hoit’s zsamm" wurden mit Aufnahmen von der ebenfalls selig wippenden bayerischen Politprominenz zusammengeschnitten.

Überhaupt’s: das Verhältnis zu Politikern. Buchner schießt gegen sie immer wieder quer, hat sich einen Namen als Unbequemer gemacht. Aber – so sagt er – inzwischen habe er gelernt, dass es "lukrativer und besser" sei, mit Andersdenkenden zu reden, statt sich in einer Art "Kriegszustand" mit ihnen zu befinden. Scheint geholfen zu haben. Denn unter den Gästen zur Premierenfeier des Films waren auch der ehemalige CSU-Chef Erwin Huber und Kultusminister Ludwig Spaenle.

− lby