Deggendorf/Außernzell
ZAW entscheidet sich gegen "Gelbe Tonne"

Verpackungsmüll wird weiter über Recyclinghöfe entsorgt

23.10.2020 | Stand 21.09.2023, 22:34 Uhr

Verpackungsmüll kann auch in der "Gelben Tonne" gesammelt werden. Der ZAW hat sich aber erneut dagegen entschieden. −Foto: dpa

Die Bürger im Gebiet des ZAW Donau-Wald müssen ihren Verpackungsmüll weiterhin in den Recyclinghöfen entsorgen. Die ZAW-Verbandsversammlung hat sich gestern Nachmittag einstimmig gegen die Einführung einer "Gelben Tonne" entschieden. Das gilt zunächst für die Jahre 2022 bis 2024, dann kommt das Thema wieder auf die Tagesordnung.

Eigentlich sind die Hersteller und Händler für die Entsorgung von "Leichtverpackungen" selbst zuständig. Dafür haben sie die Dualen Systeme gegründet. Die öffentlich-rechtlichen Müllentsorger, sprich die Landkreise, die sich bei uns im Zweckverband zusammengetan haben, können nur festlegen, auf welche Art die Dualen Systeme in ihrem Gebiet den Müll einsammeln. Möglich sind entweder der "Gelbe Sack" oder eine "Gelbe Tonne" auf der einen Seite ("Hol-System") oder die Sammlung im Recyclinghof auf der anderen Seite ("Bring-System").

Zwischen 11 und 15 Euro im Jahr zahlt jeder Bürger schon beim Einkauf für die Entsorgung der Verpackungen, erläuterte ZAW-Werkleiter Karl-Heinz Kellermann in der Sitzung. Erfolgt die Sammlung über Sack oder Tonne, geht dieses Geld direkt an das Duale System. Im ZAW-Gebiet stellt das Duale System Container auf den Wertstoffhöfen auf. Das Personal des ZAW betreut diese und meldet es dem zuständigen Entsorger, wenn ein Container voll ist. Dafür bekommt der ZAW laut Kellermann rund sechs Euro pro Einwohner im Jahr. Rund 3,2 Millionen Euro macht das im Verbandsgebiet aus, zu dem die Landkreise Deggendorf, Passau, Regen und Freyung-Grafenau sowie die Stadt Passau gehören.

Bei der Entscheidung, wie im Verbandsgebiet in den drei Jahren ab 2022 entsorgt werden soll, ging es um Verpackungskunststoffe, Folien, Getränkekartons, Kunststoffflaschen und Becher sowie Dosenschrott, die in die Zuständigkeit der Dualen Systeme fallen. Auf den Recyclinghöfen kann man aber noch viel mehr abgeben - von unbehandeltem Holz über Bauschutt und CDs bis hin zu Elektrogeräten oder Altspeisefetten. Die Millionen des Dualen Systems helfen bei der Finanzierung des dichten Netzes an Wertstoffhöfen im ZAW-Gebiet. Fällt das Geld weg, müssten Recyclinghöfe geschlossen werden, machte Kellermann deutlich.

Andererseits würde eine "Gelbe Tonne" natürlich mehr Komfort für die Bürger bedeuten, weil sie ihren Verpackungsmüll nicht mehr wegfahren müssten. Das war allerdings der einzige Vorteil, den Kellermann bei einer Umstellung erkennen konnte. Und dieser Vorteil würde eben dadurch zunichte gemacht, dass für viele Bürger der Weg zum Recyclinghof mit anderen "Wertstoffen" weiter würde, wenn sich der ZAW nicht mehr so viele Anlagen leisten kann.

Dazu kommt die Abwägung, bei welchem System mehr Verpackungsmüll ins Recycling kommt. Laut Kellermann landen pro Einwohner und Jahr etwa 20 Kilo in einer "Gelben Tonne", dagegen werden nur 12 bis 15 Kilo zum Recyclinghof gefahren. Mit der Tonne wird also mehr gesammelt. Andererseits landet in der "Gelben Tonne" auch sehr viel, was da gar nicht hineingehört, betonte Kellermann. Die Verschmutzung betrage meist um die 50 Prozent. Oft bleibe da nur die "thermische Verwertung" (sprich: verbrennen) übrig. Am Recyclinghof würde dagegen sehr sauber getrennt, das Material sei sehr gut verwertbar.

Ob (und wo) die Verpackungskunststoffe tatsächlich recycelt werden, weiß der ZAW übrigens nicht. Er stellt dem Dualen System nur den Platz für die Container zur Verfügung. Wie die Entsorgung läuft, nachdem die Verpackungen aus dem Recyclinghof abgeholt wurden, da bekomme der ZAW keinen Einblick, sagte Kellermann.

Die Verbandsversammlung war sich ohne größere Diskussion einig, dass man am bestehenden System festhalten will. Es gab nur Nachfragen zu Details oder etwa, warum die Nachbarlandkreise Rottal-Inn und Dingolfing-Landau Anfang 2021 eine "Gelbe Tonne" einführen. Der dortige Zweckverband habe sehr kleine Recyclinghöfe, erläuterte Kellermann. Weil immer mehr verschiedene Wertstoffe gesammelt werden müssen, hatte man dort die Wahl, für viel Geld überall zu erweitern, oder eben Platz zu schaffen, indem man die Container des Dualen Systems abschafft und durch Tonnen ersetzt.

Nicht von der Entscheidung betroffen waren Verpackungen aus Papier und Glas. Da bleibt auch alles wie gehabt. Das Duale System finanziert die Papiertonne mit. Und das System der Glascontainer läuft ebenfalls unverändert weiter.