5,7 Millionen Gäste waren 2022 auf dem Münchener Oktoberfest. „Nur“. Doch auch wenn die Besucherzahl heuer deutlich hinter den gewohnten Massen zurückblieb, gab es immer noch mehr als genug witzig-kuriose Zwischenfälle. Eine kleine Zusammenfassung aus den Unterlagen von Polizei, Sanitätsdienst und Festleitung.
Hosenloser Wiesn-Gast - Polizei löst den Fall
Ohne Beinkleid wurde Mitte der zweiten Oktoberfestwoche ein Gast auf der Wiesnwache bei der Polizei „abgegeben“. „Die einen verlieren unter Alkoholeinfluss ihre Hemmungen, der andere direkt seine Lederhose“, twitterten die Beamten unter #wiesnschmankerl. Die Beamten konnten helfen. Der Mann habe wohl nach erheblichem Bierkonsum mal gemusst und dabei die Hose gleich ganz ausgezogen. Die Beamten fanden das Stück fein säuberlich zusammengelegt auf einem Poller.
Papierkügelchen gegen Wiesn-Schnarcher
Mit Papierkügelchen wollte sich ein auswärtiger Wiesn-Besucher in einem Schlafsaal in München Ruhe verschaffen. Weil seine Mitschläfer laut schnarchten, habe sich der Mann aus Sachsen nach und nach immer mehr Papier in die Ohren gestopft, bis er einschlief, berichtete die Wiesn-Sanitätsstation. Am Morgen dann das böse Erwachen. „Er konnte die Kügelchen, die mittlerweile tief im Ohr waren, nicht mehr selbst entfernen.“ Sanitäter holten bei dem Mann aus der Erzgebirgsstadt Aue-Bad Schlema nach und nach das ganze Papier aus dem Gehörgang.
Handy im falschen Flugmodus
Ein fliegendes Handy hat in der zweiten Wiesnwoche eine Besucherin am Kopf verletzt. Das Telefon kam aus einem Fahrgeschäft geflogen und traf eine 57-jährige Münchnerin, wie die Wiesn-Sanitätsstation berichtete. Ärzte nähten die Platzwunde. Das Handy sei im falschen Flugmodus betrieben worden, folgerte Ambulanzsprecher Markus Strobl.
Wiesn-Gast im Hundezwinger
Am zweiten Wiesn-Sonntag landete ein Gast in einem Hundezwinger. Der Mann hatte laut Polizei auf einem Kettenkarussell einen persönlichen Gegenstand verloren. Auf der Suche kletterte er in einem abgesperrten Bereich auf den Wohnwagen eines Schaustellers. Dort fiel er nach unten, landete in einem Gehege und wurde dort auch prompt von einem Hund gebissen. Nach der ärztlichen Behandlung verschwand der Mann.
Der Bienenstich und die Corona-Kilos
Schmerzhafte Bienenstiche waren am zweiten Wiesnsonntag auf der Wiesn-Sanitätsstation vier Mal hintereinander zu behandeln. Ein nachfolgender Patient las „Bienenstich“ auf dem Einsatz-Monitor, hielt das für die Speisekarte - und tätigte seine Kuchenbestellung: „Sag mal habt‘s ihr auch eine Schwarzwälder Kirsch-Torte?“. Er war just auf die Station gebracht worden, weil ihm die Lederhose zu eng geworden war, wegen der Corona-Kilos. Um trotzdem fesch in Tracht auf die Wiesn zu gehen, habe er sich „eingeschnürt wie sonst Damen im Korsett“. Nach einer Maß sei ihm „vermutlich die Luft weg geblieben“. Entlassen wurde er mit einem Verbandstape - als Gürtelersatz.
Musikantenstadel auf Sanitätsstation mit „Bella Ciao“
Stimmung mit dem Wiesn-Hit „Bella Ciao“ herrschte am Freitagabend in der Sanitätsstation. Eine Italienerin habe gefühlt im Minutentakt Sprachnachrichten an ihre Freunde geschickt, die alle mit dem Satz endeten: „Bella Mariella, Ciao“, teilte die Aicher Ambulanz Union mit. Ein Wartender fühlte sich angespornt: „Ab da sang er immer wenn sie eine Nachricht beenden wollte, den aus den Bierzelten bekannten Hit „Bella Ciao“.“ Beim dritten Mal stimmten andere Patienten ein. Mariella, erst genervt, fand das „molto eccitante“, sehr aufregend. Als Mariella mit ihrer Schnittwunde zur Behandlung gerufen wurde, endete der Musikantenstadel - und es hieß: „ciao bella“.
Falsche Schuhe und falsche Schwestern
Falsches Schuhwerk sorgt immer wieder mal für Arbeit auf der Sanitätswache. Eine Besucherin aus Orlando in den USA und eine Frau aus München warteten nebeneinander mit blutigen großen Zehen - und stellten fest, dass sie die gleiche Nagellack-Farbe gewählt hatten. „We are sisters in toe“, rief die US-Amerikanerin, etwa: „Wir sind Schwester, was die Zehen betrifft.“ Die Münchnerin reagierte weniger euphorisch: „Nix Sisters. Wir sind beide stupid Beefanimals“, zitierte der Ambulanz-Sprecher Markus Strobl die Münchnerin, frei übersetzt: „Wir sind beide dumme Rindviecher.“
Drei Maß und das wilde Hendl auf dem Kopf
Mit ein paar Maß zu viel landete einmal mehr ein Wiesngast auf der Sanitätsstation. Auf dem Kopf einen Plüsch-Hendlhut. Die Mützen in Form eines Brathähnchens sind ein unausrottbarer Wiesn-Gag. Dem „Giggerl“, so der Mann zum Arzt, gehe es „hundsmiserablig“. Das Hendl sei schuld, nicht das Bier, das er getrunken habe. „Nach der dritten Maß Bier hat mein Giggerl so wild getanzt, dass es mich dann auf die Lädschn (Gesicht) gelegt hat.“ Der Arzt schickte den Mann in den Überwachungsraum zum Rausch Ausschlafen. Er leiste seinem Giggerl „ein bisschen Gesellschaft beim Schlafen“, verkündete der Patient dort. Beide konnten nach gut zwei Stunden die Wache verlassen.
Bier im Rucksack
Nach der griechischen Mythologie würde man wohl von Eulen sprechen, die nach Athen getragen werden. In München dürfte es als vergleichbar unnütz gelten, Bier auf die Wiesn zu schleppen. Im Wiesn-Fundbüro landete dennoch ein Rucksack mit 15 Dosen Bier. Der Gast habe seinen Durst vermutlich anderweitig gestillt, teilte die Wiesn-Pressestelle zur Halbzeit mit. Immerhin ist das Getränk auf der Wiesn in ausreichender Menge vorhanden.
Bier im Beutel
Ein umgekehrter Fall trug sich im Hackerzelt zu. Bilder im Internet zeigten einen Gast, der Bier aus dem Maßkrug in eine Plastiktüte abfüllte: Bier im Beutel to go. Er hatte das Bier ja bezahlt, durfte es im Krug aber nicht mitnehmen. Denn der gehört dem Wirt. So ließ sich der Gast eben Plastikbeutel aushängen und konnte so sein Bier eintüten und mitnehmen.
Barfuß durch die Nacht
Wie sich aus Fundstücken zur Halbzeit ergab, trat trotz des kalten Regenwetters offenbar mancher Gast ohne komplettes Schuhwerk den Heimweg an. Neben Dingen wie Handys, Geldbörsen und Schlüssel wurden auffällig viele Schuhe abgegeben, etwa Ballerinas, schwarze Pumps, rosé-goldene High Heels und ein Paar teure Sportschuhe. Auch dabei: Zwei Eheringe. Ob es sich um unterschiedliche Ringe oder die eines Paars handelte, das auf dem Volksfest den Bund fürs Leben aufkündigte, wurde nicht bekannt.
Das Oktoberfest-Gebiss
Wie hätte es fehlen können: das Gebiss. Auch wenn das Oktoberfest dieses Jahr mehr jüngere Menschen als früher anlockte, wurde am Ende wieder im Fundbüro ein Gebiss abgegeben. Künstliche Zähne sind traditionell unter den Fundstücken auf der Wiesn. Selbst die Implantatkunst der Zahnärzte änderte in all den Jahren daran nichts.
− dpa
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