Plattling/München
Wer bekommt die Strecken? BEG schreibt Regionalverkehr neu aus

04.02.2022 | Stand 21.09.2023, 3:23 Uhr

Sämtliche Linien im Bayerwald, inklusive der Hauptlinie von Plattling bis nach Bayerisch Eisenstein, werden heute von der Waldbahn betrieben. Für die Zeit ab Ende 2025 wird der Regionalverkehr nun in einem europaweiten offenen Vergabeverfahren von der BEG neu ausgeschrieben. −Foto: Alfred Süß

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern im Auftrag des Freistaats plant, finanziert und kontrolliert, hat das Wettbewerbsverfahren "Regionalverkehr Ostbayern" eröffnet, wie sie in einer Pressemitteilung schreibt. Die BEG sucht für die Zeit ab Ende 2025 die Betreiber der Regionalverkehrslinien rund um den Bayerischen und Oberpfälzer Wald in einem europaweiten offenen Vergabeverfahren. Das bewährte Fahrplankonzept wird im Wesentlichen beibehalten.

Bei der Neuvergabe berücksichtigt die BEG optional den geplanten Infrastrukturausbau rund um Regensburg, unter anderem mit einem durchgehenden Halbstundentakt zwischen Regensburg und Maxhütte-Haidhof. Das Liniennetz ist in zwei Lose geteilt, das heißt die BEG kann die Verkehrsleistungen an zwei unterschiedliche Unternehmen vergeben. In beiden Losen sind sowohl Neu- als auch Gebrauchtfahrzeuge zugelassen, die den stufenfreien Einstieg an Stationen mit einer Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern ermöglichen.

Los 1 umfasst die Oberpfalz, in Los 2 geht es um den Bayerwald. Das Los 2 umfasst die Hauptlinie von Plattling über Deggendorf und Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein (RB 35) sowie sämtliche Linien, die davon abzweigen: Zwiesel – Grafenau (RB 36), Zwiesel – Bodenmais (RB 37) sowie als Eventualposition die Linie Gotteszell – Viechtach (RB 38), wenn sie vom derzeitigen Probebetrieb in einen regulären Dauerbetrieb übergeht.

Sämtliche Linien werden heute von der Länderbahn unter dem Markennamen "Waldbahn" betrieben. Die Vertragslaufzeit beträgt in Los 2 lediglich fünf Jahre, von Dezember 2025 bis Dezember 2030. Der Grund für diese relativ kurze Zeitspanne liegt im Vorhaben der BEG, den Betrieb von Dieseltriebzügen auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen.

Eignet sich das Netz für Akku-Oberleitungshybrid?

Derzeit lässt die BEG im Rahmen eines Gutachtens prüfen, ob sich das Netz für ein Akku-Oberleitungshybrid-System eignet. Die BEG rechnet damit, dass bei einer Eignung die Umsetzung der hierfür notwendigen Infrastrukturmaßnahmen und die Vorbereitung des Betriebs mit den neuen Fahrzeugen bis ungefähr Anfang des nächsten Jahrzehnts dauern würden. Um flexibel auf den Fortschritt reagieren zu können, sieht das Vergabeverfahren eine Verlängerungsoption von zweimal einem Jahr bis maximal Dezember 2032 vor sowie ein vorzeitiges Kündigungsrecht durch die BEG von einem Jahr, frühestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2029.

In Los 2 bestellt die BEG ab Ende 2025 dasselbe Betriebskonzept wie heute, mit teilweise längeren Betriebszeiten, insbesondere am Abend. Die größte Angebotsverbesserung gegenüber heute ist die Einführung des Stundentakts auf der Linie RB 36 Zwiesel – Grafenau. Aktuell fahren die Züge dort nur alle zwei Stunden. Voraussetzung für den Stundentakt ist der Ausbau der Strecke. DB Netz beabsichtigt, die Baumaßnahmen bereits Ende 2022 abzuschließen. Die BEG wird den Stundentakt dann im Rahmen des aktuellen Verkehrsvertrags bereits ab Dezember 2022 bestellen. Vor allem aufgrund dieses Wechsels vom Zweistunden- zum Stundentakt zwischen Zwiesel und Grafenau steigt das Leistungsvolumen in Los 2 des neuen Verkehrsvertrags von derzeit rund 1,6 auf 1,9 Millionen Zugkilometer. Das entspricht einer Steigerung von circa 15 Prozent gegenüber heute. Auf den Linien RB 35 und RB 37 werden einzelne Taktlücken morgens und abends geschlossen.

Die BEG stellt detaillierte Anforderungen in Sachen Qualität. Das oder die Eisenbahnverkehrsunternehmen, die sich im Vergabeverfahren durchsetzen, erhalten unter anderem monatliche und jährliche Zielwerte zur Pünktlichkeit und zur Anschlusssicherung. Unterschreitet ein Unternehmen diese Werte, werden Strafzahlungen fällig. Außerdem misst die BEG die Servicequalität der Betreiber mit Hilfe von Tests und Fahrgastbefragungen. Zu den Kriterien zählen u.a. die Sauberkeit der Züge, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung und die Fahrgastinformation.

− pz