Oktoberfest-Premiere
"Wellerman"-Hit aus dem Passauer Land: Die Wiesn schunkelt zum "Bierfahrer"

01.10.2022 | Stand 22.09.2023, 1:48 Uhr

Zum Schluss ihres Auftritts spielten "Walter Bankhammer und die Niederalmer" im Schützenfestzelt auf dem Oktoberfest den Bierzelt-Schlager aus dem Passauer Land. −Fotos: Göttl

Die Wiesn schunkelt zum "Bierfahrer" aus dem Passauer Land: Musiker Manfred Göttl aus Neukirchen vorm Wald hat die "Ode an das Wirtshaus " nach der Melodie des Seemannsliedes "Wellerman" geschrieben. Jetzt wurde das Lied im Schützenfestzelt gespielt.



Entstanden ist das Lied im vergangenen Jahr, als Göttl seine Kinder in die Schule fuhr. "Auf halber Strecker kam uns der Bierfahrer unserer heimischen Brauerei entgegen, woraufhin meine Frau meinte, dass wohl das Gröbste hinsichtlich Corona geschafft sein muss – wenn der Bierfahrer unterwegs ist." Denn das bedeute, dass die Wirte wieder aufsperren könnten. Und so begann Göttl zu texten: "Boid kimmt da Bierfahrer wieder, Wirt sperr auf, setzt euch nieder, und wenn o‘zapft is, hoch die Massn: Prost!" heißt es im Refrain. "Jeder von uns hatte da schon Sehnsucht nach Normalität und Geselligkeit", erinnert sich der 57-Jährige.

Alles, nur kein Trinklied

Deshalb sei der "Bierfahrer" alles andere, nur kein Trinklied: "Es drückt Erleichterung aus über Normalität, die Zukunftsperspektiven verspricht. Endlich wieder normal arbeiten – egal ob als Brauer, Wirt, Bedienung oder Musiker", so Göttl. Mit der Bitte "Gott erhalte es" drücke sein Lied aber auch die Liebe zur Tradition und bayerischen Kultur aus. Und in der Abschlusszeile formuliert er den Wunsch nach beständiger Normalität: "Hopfa zupfa, Droad eidreschn, alle Leut helfen zam, s’Malz geht auf, der Schäffler tanzt, So war’s, so is’, so wird’s immer sein." Der erwähnte Schäfflertanz geht angeblich auf die Pestzeit zurück: "Die Scheffler tanzten vor Freude, als die Pest vorbei war, und von da an alle sieben Jahre", erklärt er. In seinem Lied tanzen sie, weil die Pandemie vorbei ist, wie sie hoffen.

Das Video zum Bierfahrer:



Da er selbst kein aktiver Bandmusiker mehr ist, hat Göttl den Song mit Musikerfreunden aus ganz Bayern produziert. Zusammen mit der Hacklberger Brauerei Passau hat er im Frühjahr sogar ein Musikvideo aufgenommen. Regional ist das Lied schon bekannt, es wurde heuer auf den Volksfesten von Karpfham bis Passau gespielt. "Dann war die Herausforderung: Schaffen wir’s auch auf die Wiesn damit?", sagt Bettina Göttl. Die Familie hat Bekannte und Freunde, die in Oktoberfest-Kapellen spielen. Auch Peter Kretz aus Vilshofen, der seit Jahren bei der Kapelle "Walter Bankhammer und die Niederalmer" spielt. Göttl schickte ihm per Whatsapp den Vorschlag, den "Bierfahrer" doch heuer auf der Wiesn anzustimmen. "Wird schon klappen", antwortet der salopp – und schon sitzt die Familie mit den Kindern Gustav (10) und Emma (7) und den Noten im Gepäck im Zug nach München.

"Ein unbeschreibliches Gefühl"

In der Landeshauptstadt angekommen, geht es vom Hauptbahnhof dann in Richtung Theresienwiese. "Wir mussten uns erst einmal orientieren, wo das Schützenfestzelt ist und Kontakt zur Kapelle herstellen. Das war nicht nur für die Kinder ein Abenteuer", verrät der Musiker schmunzelnd. "Knapp vor Musikbeginn konnte ich der Kapelle die Noten übergeben. Am Ende des ersten Sets war es dann so weit: Kapellmeister Walter Bankhammer holte mich auf die Bühne und der Bierfahrer hatte Wiesnpremiere", erzählt der Neukirchener. Dass die Feuertaufe auf dem größten Volksfest der Welt geglückt ist, freut die ganze Familie: "Schließlich kannte es in München ja noch keiner", sagt Bettina Göttl. Und ihr Mann fügt hinzu: "Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn das ganze Zelt zu deinem Song mitschwingt."