Weiße Gletscherwelt und Salzburger Heimatgefühl

23.11.2011 | Stand 23.11.2011, 13:47 Uhr

Hier ist man dem Himmel ganz nah. 3000 Meter über dem Meer in einer weißen Glitzerlandschaft aus Schnee und Eiskristallen, die schon ab Oktober die Skifahrer anlockt. Jetzt, mitten im Winter, ist die Schneedecke auch unterhalb der Gipfelstation gewachsen; wie Puderzucker staubt der Schnee gleich neben den präparierten Pisten auf, wenn sich die Skifahrer hier hinunterwagen. Auf fünf Freeride-Routen, nicht präpariert, aber kontrolliert und lawinensicher, kommen die Könner im Tiefschnee auf ihre Kosten.

Natur pur erleben sollen die Gäste auf der Gipfelstation auf genau 3029 Metern Höhe aber nicht nur draußen. Seit Dezember läuft nämlich hier das Cinema 3000. Ein rund zehn Minuten langer Film auf einer acht Meter breiten Leinwand und eine Nationalpark-Gallery mit Panoramabildern sollen hier eine Verbindung zum Nationalpark Hohe Tauern herstellen, der gleich hinter dem Gletscher beginnt. Von der Gipfelstation aus führt ein 630 Meter langer Stollen zu einer Aussichtsplattform in den Nationalpark. Diese wird aber erst im Frühjahr eröffnet.

Und wo bleibt bei so viel Neuem die Tradition? Keine Sorge, auch die gibt es im Salzburger Land rund um Kaprun und Zell am See − dafür sorgen schon die Menschen, die hier seit Generationen zu Hause sind. Fritz Sendlhofer zum Beispiel. Dass der 68-Jährige sein Leben seit jeher im Haus hoch oben am Hang über Zell am See verbringt, ist nicht zu überhören, wenn er auf Salzburgerisch von der Arbeit im Wald erzählt, bei der er schon als Bub dabei war. Oder wenn er den Besuchern stolz seine Sammlung von 2500 alten Sägen zum Bäume- oder Eisblöckeschneiden zeigt; nicht zu vergessen die Hunderte von Bierkrügen, die fein säuberlich an der Decke aufgehängt baumeln. Das Bier dazu braut Fritz selbst − mit dem Hopfen, der vor der Haustür wächst.

Aber dass der 68-Jährige ein Hiesiger und ein richtiges Original ist, das kann man auch sehen: Die Lederhose gehört zu seiner Grundausstattung, und seine Barttracht hat ihm zahlreiche Titel eingebracht − vom Bartweltmeister bis zum Bart-Olympia-Preisträger hat er es schon geschafft und dabei fast die ganze Welt bereist. Ob mit Bier oder selbst gemachten Kasnocken, beim Fritz und seiner Frau kommen die Skifahrer vom Kitzsteinhorn um den Einkehrschwung mit Tradition nicht herum − ausprobieren ausdrücklich erwünscht, meint der Hausherr.

Nach so einer gehaltvollen Stärkung am Abend kann man dann in der Früh umso mehr die Freiheit auf 3000 Metern Höhe genießen. Schon bei der Auffahrt mit der Gletscherbahn Kaprun zum Alpincenter weckt die klare Gletscherluft die Lebensgeister. Die Bergkulisse des Nationalparks Hohe Tauern tut ihr Übriges, Schneegarantie ebenso inklusive wie der Blick auf mehr als 30 Dreitausender rundherum. Auf dem Gipfel des Kitzsteinhorns herrscht ewiger Winter. 138 Pistenkilometer, 55 Seilbahnen und Lifte, da gibt es nicht nur für Geübte auf den Freeride-Strecken viel zu entdecken. Nervenkitzel erwartet Snowboarder und Freestyler im 30 000 Quadratkilometer großen Yellow Park mit Hindernissen, Sprungschanzen oder ganz neu einer der größten Superpipes in Österreich.

Familienskifahren und Anfängerkurse sind ebenso im Angebot wie die Party im Schnee nach der Abfahrt oder der Drink an der Bar, vielleicht im Ice Camp. Zwar vergänglich aus Tonnen von Eis und Schnee gebaut, aber mit den Iglus sogar zum Übernachten geeignet. Wer’s freilich doch gemütlicher mag, der kann sich ja in die warme Thermalwelt des Tauern Spa zurückziehen und beim Rausschwimmen in den Thermalwasser-Balkon im dritten Stock bis kurz vor Mitternacht einfach nur die Bergwelt genießen. Bei so viel Entspannung dürfte dann auch der Muskelkater keine Chance haben.

INFO Anreise: Wer nicht selbst mit dem Auto fahren möchte, kann günstig mit der Bahn anreisen. Wer sich die Skiausrüstung direkt vor Ort ausleiht, fährt von Passau aus günstig und bequem für rund 80 Euro über Wels und Salzburg hin und zurück, allerdings mit zweimaligem Umsteigen.

 Unterkunft: Wellness und Luxus im vor kurzem eröffneten Vier-Sterne-Hotel Tauern Spa sind ein Genuss, haben aber freilich auch ihren Preis. Wer ohnehin den Tag vornehmlich auf der Piste verbringt und einfach nur günstig übernachten will, findet bei zahlreichen Pensionen und Beherbergungsbetrieben bestimmt das richtige Quartier. Auskunft gibt es unter www.zellamsee-kaprun.com oder direkt per E-Mail-Anfrage an welcome@zellamsee-kaprun.com. Hier gibt es auch Auskunft zu den Skipässen und Liftkarten, die teilweise als Pauschalpakete den Skispaß gerade auch für Familien erschwinglich machen.

Doris Löw, Redakteurin der PNP, war auf Einladung des Tourismusvereins Salzburger Land/Zell am See-Kaprun auf dem Gletscher unterwegs und durfte auf der Hütte auch eine Kostprobe vom selbstgebrauten Bier genießen.