Bad Reichenhall
Wanderer in Bergnot: Falschen Spuren im Schnee gefolgt

Oster-Einsätze der Bergwacht am Predigtstuhl, Hochschlegel und Hochstaufen

19.04.2022 | Stand 21.09.2023, 3:18 Uhr

In den Spuren der verstiegenen Wanderer vom Mittwoch kamen auch am Montag zwei Bergsteiger nicht mehr weiter. −Foto: BRK BGL

Alles andere als ruhige Feiertage hatten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing und Teisendorf-Anger im Berchtesgadener Land.

Sie waren am Ostersonntag und Ostermontag dreimal im Lattengebirge und am Hochstaufen für im Schnee Verstiegene und Erschöpfte unterwegs, berichtet das Bayerische Rote Kreuz.

Am Ostersonntag gegen 12.25 Uhr ging ein Notruf von einer Dreiergruppe auf der Vorderen Abfahrt am Predigtstuhl ein. Zwei 30-Jährige aus Unterfranken waren aufgrund des für sie unerwartet vielen Altschnees in der Nordostflanke nach den Spechtenköpfen derart erschöpft, dass sie durch das stellenweise steile Gelände nicht mehr weiter übers Felsentor in die Schlegelmulde aufsteigen konnten.

Die Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers "Christoph 14" konnten die Unverletzten orten, in Rettungssitzen sichern, mit der Winde aufnehmen und nach Bayerisch Gmain ausfliegen. Die Bergwacht war gute eineinhalb Stunden im Einsatz.

Schon wieder Einsatz am Alpgartensteig

Ebenfalls am Sonntag mussten die Ehrenamtlichen gegen 15.30 Uhr erneut ausrücken, da vom Madlbauer am Thumsee aus vermeintlich um Hilfe winkende Bergsteiger in den steilen und brüchigen Nordwänden des Kranzlsteins gesichtet wurden. Der Einsatzleiter klärte die Lage zusammen mit der Polizei ab und konnte nach einer halben Stunde Entwarnung geben, da nur eine im Gelände hängende Plane im Wind flatterte, die bereits 2021 zweimal für Aufregung gesorgt hatte (wir berichteten).

Am Ostermontag gegen 14.50 Uhr wurde die Bergwacht zur selben Einsatzstelle wie bereits am vergangenen Mittwoch gerufen: Ein 32-jähriges Paar aus dem Landkreis Rosenheim war samt Hund über den Alpgartensteig aufgestiegen und versehentlich den Spuren der am Mittwoch verstiegenen und geretteten Wanderer gefolgt. Auch das Rosenheimer Paar konnte rund 50 Höhenmeter unterhalb der Schnee-Wechte am Grat im immer steiler werdenden Hang nicht mehr auf- oder absteigen. Elf Bergretter fuhren mit der Seilbahn auf den Predigtstuhl, gingen weiter zum Hochschlegel, konnten das Duo orten und mit dem Seil über den Steilhang nach oben zum Weg retten. Mit der Seilbahn ging es zurück ins Tal.

Als die Einsatzkräfte gerade diese Aktion beendeten, meldete sich gegen 18 Uhr ein Pärchen aus dem Landkreis Rosenheim, das in der Nordwand des Hochstaufens im Absturz-Gelände festsaß. Die 24-Jährigen wollten den noch immer winterlichen Pidinger Klettersteig so weit wie möglich gehen, waren offenbar über den Normalweg bis zum Notausstieg gegangen, von dort in den Klettersteig gequert, aber zu weit östlich gegangen und rund 100 Höhenmeter durch die Nordwand frei aufgestiegen, bis sie nicht mehr auf- und abklettern konnten.

Der Einsatzleiter forderte "Christoph 14" an, mit dem die Verstiegenen nach längerer Suche aus der Luft gefunden wurden. Der Heli setzte zwei Bergretter am Einsatzort ab, nahm die in Rettungssitzen gesicherten Verstiegenen in zwei 80-Meter-Windengängen auf und flog sie nach Urwies ins Tal. Die Bergwacht war bis 19.45 Uhr gefordert.

− red