Europäische Wochen Passau
Villazón-Gala: Geschenk zum 70. Geburtstag der Festspiele

Gefeierte Operngala der Passauer Festspiele mit Startenor und Sopranistin Emily Pogorelc

17.07.2022 | Stand 25.10.2023, 10:39 Uhr
Florentina Czerny

Mit Stimmen, Schauspielerei und ein bisschen Akrobatik glänzten Rolando Villazón und Emily Pogorelc in der Dreiländerhalle. −Foto: Scholz

Tosender Applaus, viermal Standing Ovations und ganze fünf Zugaben – das ist das Resümee der Operngala, die am Samstagabend von den Europäischen Wochen in der Dreiländerhalle in Passau veranstaltet wurde. Rolando Villazón, mexikanischer Tenor und Klassikstar präsentierte in der Dreiflüssestadt Opern- und Operettenarien. An seiner Seite glänzte die US-amerikanische Sopranistin Emily Pogorelc.

Bevor Villazón die Bühne betritt, spricht Carsten Gerhard, Intendant der Europäischen Wochen, seine Begrüßung aus, betont, dass dieser Abend nicht nur für die über 1000 Zuhörer und Zuhörerinnen ein Highlight sei, sondern auch für die EW selbst, die in diesem Jahr zum 70. Mal stattfinden. "Mit Rolando Villazón dürfen wir einen veritablen Weltstar in Passau begrüßen – und machen uns damit zum Jubiläum selbst ein Geburtstagsgeschenk."

Den Konzertabend eröffnet die Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der Leitung des Dirigenten Guerassim Voronkov mit der Overtüre zu Ambroise Thoma’ Oper "Mignon": eine zarte, süße Melodie mit tänzerischen Elementen, die das Orchester auf wunderbar einfühlsame Weise interpretiert. Mit der Overtüre aus Bellinis "Norma", Joaquin Turinas "La oración del torero" und der Overtüre aus "Die schöne Galathe" von Franz von Suppé hat das Orchester drei weitere Programmpunkte für sich allein, in denen es von zarten Streichklängen bis temperamentvollen Rhythmen seine volle Bandbreite zeigt.

Dann der große Auftritt: Villazón hat noch keinen Ton gesungen, da empfangen ihn schon laute Rufe und begeisterter Applaus. Gleich bei seinem ersten Stück, der Arie "Ah tout est bien fini … O souverain, o juge o pére" aus der französischen Oper "Le Cid" von Jules Massenet, spielt er die Kraft seiner Stimme aus und erntet dafür die ersten Bravos. Mit jeder Arie steigert er sich, lässt Zorn und Temperament in Verdis Arie "Tutto parea soridere" fließen, zeigt, wo seine Stärke liegt: im Lauten und im Kraftvollen.

Nicht weniger beklatscht werden die Darbietungen von Emily Pogorelc, mit ihren glamourösen Ballroben eine Augenweide und mit ihrer energiereichen, schwingenden Sopranstimme eine wahre Freude zum Zuhören. Sie startet mit der französischen Arie "Je veux vivre" von Charles Gounod, begeistert nicht nur mit einem ausgeprägten Vibrato in der Stimme, sondern auch mit charmanter Schauspielerei, mit der sie die Stücke vorträgt. Sie lässt ihre Röcke im Takt schwingen, tanzt und hüpft über die Bühne, wenn es die Musik erlaubt, sonnt sich in der Orchesterbegleitung und im Beifall des Publikums.

Im Duett, etwa in "Tanzen möcht ich" von Emmerich Kálmán, treffen zwei temperamentvolle Stimmen aufeinander, konkurrieren nicht, sondern ergänzen sich perfekt und harmonisch. Ist die Stimmung in der ersten Konzerthälfte noch etwas gediegener, blühen Villazón und Pogorelc nach der Pause so richtig auf, agieren miteinander und mit dem Publikum, legen einen ausgelassenen Walzer aufs Parkett, mimen das streitende Ehepaar oder zwei Liebende.

Am Ende will das Publikum die beiden gar nicht von der Bühne lassen – und bekommt zu seiner Freude ordentlich musikalischen Nachschlag. Und die Europäischen Wochen, die dürfen sich freuen über ein gelungenes Geburtstagsgeschenk.

Florentina Czerny