Tettenweis
"Tun ist die Lösung"

Experte schlägt vor: Warum nicht Gästen des Bäderdreiecks Elektromobilität als Urlaubserlebnis anbieten?

14.11.2021 | Stand 21.09.2023, 22:18 Uhr

Über Energiewende zu diskutieren, ohne gleichzeitig das Thema Mobilität mitzudenken, ist wenig zweckdienlich – auf der Fachtagung im Kloster Tettenweis – dort hat das Unternehmen hy-wave seinen Sitz – wurde das sehr deutlich. −Foto: Karin Seidl

Der Zeitpunkt konnte besser nicht gewählt sein: Der durch die steigenden Emissionen der Treibhausgase mitverursachte Klimawandel war Gegenstand der Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26).

Während dort zwei Wochen lang um den großen Rahmen für Lösungsansätze gerungen worden ist, versuchen lokal und regional verankerte Maßnahmen das Problem an der Wurzel, sprich beim Letztverbrauch anzupacken.

Wie das gelingen kann? Bei einer Fachtagung, organisiert vom Unternehmen hy-wave Wasserstoff-Vertriebs- und Entwicklungs-GmbH mit Sitz im Kloster Tettenweis, konnten sich Vertreter aus Gewerbe, Hotels und Kommunen Impulse holen. Das Thema: "Energie- und Mobilitätswende im Bäderdreieck".


Die Energiepreise schrauben sich in nie gesehene Höhen. Mittlerweile ist es gängige Sichtweise, dass Themen rund um Energie systemisch und sektor-übergreifend angegangen werden müssen. Sprich: "Es macht nur mehr wenig Sinn, von einer Energiewende zu sprechen, ohne das Thema Mobilität mitzudenken", sagt Harald Zwander, Geschäftsführer von hy-wave.

Diese intelligente Verbindung der Sektoren hat sich das Unternehmen hy-wave Wasserstoff-Vertriebs- und Entwicklungs-GmbH auf seine Fahnen geschrieben. Gerade der Wasserstoff als Vektor dieser Sektorenkopplung spiele dabei eine zentrale Rolle.

Digitalisierung ein Muss

Der Leiter des Berliner "Instituts für neue Mobilität", Matthias Groher, breitete das "große Bild" aus – eine Landkarte, auf der sich die Energie- und Mobilitätswende abspielt. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Nutzung eines universell einsetzbaren Energieträgers wie Wasserstoff wurde vor allem das Potenzial der Digitalisierung als der Ermöglicher der Energie- und Mobilitätswende identifiziert. Mit dem Mantra "Tun ist die Lösung" ermunterte Matthias Groher die Akteure aus dem Bäderdreieck kreativ zu werden: Zum Beispiel könne man den Gästen die Elektromobilität als Urlaubserlebnis näherbringen.

Regionale Wertschöpfung

Peter Ranzinger vom Bereich Klimaschutz und Umweltberatung des Landkreises Passau erweiterte den Betrachtungshorizont um die Aspekte Krisenfestigkeit und regionale Wertschöpfung. Die Energiewende findet im ländlichen Raum statt und der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien sei die beste Option, den durch die Sektorenkopplung steigenden Strombedarf im Landkreis mit regionaler Wertschöpfung abzufedern. Der Landkreis Passau untersuche über das Förderprojekt HyExperts die Potenziale der Nutzung von Wasserstoff im Mobilitätsbereich.

Neue Welt Wasserstoff

Über die neue Welt der Wasserstofftechnologien und deren Potenziale referierte hy-wave-Geschäftsführer Harald Zwander. Als Anwendungsbeispiel wurde ein Musterprojekt vorgestellt, bei dem ein Gewerbegebiet oder Wohnquartier durch ein integriertes BHKW-Konzept CO2-reduziert und kostengünstig mit Strom und Wärme versorgt wird. Eine derartig auf Erdgas und grünem Wasserstoff basierte Energiezentrale kann dabei den Strom für den Aufbau der E-Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellen, ohne die vorhandenen Stromnetze zu belasten oder ausbauen zu müssen. Diese Ladepunkte werden in Zukunft ein wesentlicher Pluspunkt bei der Attraktivität von Hotels, Thermen oder auch Einzelhandelsketten sein.

Gebäudeklimatisierung

Ähnlich argumentierte auch Karsten Tolsdorf von Panasonic Deutschland, wenn es um das Thema Gebäudeklimatisierung geht. Anbieter im Hotelbereich, die nicht auf die zunehmend heißen Wochen im Jahr durch eine verbesserte Klimatisierung reagieren, werden bei den Gästen durchfallen oder erst gar nicht auf den Buchungsportalen als Wahlmöglichkeit erscheinen. Vorgestellt wurde darüber hinaus eine innovative Technologie, die es ermöglicht, mit der Raumkühlung eine Art Desinfektion der Raumluft vorzunehmen, ein in Zeiten von Corona interessanter Aspekt.

E-Mobilität

Benedikt Krinninger von der Mer Germany GmbH, ein großer Anbieter von Hard- und Software im Bereich E-Mobilität, informierte über den aktuellen Stand der Technik und dem Aufbau sowie der Bewirtschaftung von Ladepunkten. Momentan gäbe es eine bundesweite Ausschreibung von 1000 Schnellladestationen im Förderprogramm "Deutschland-Netz". Auch die Brennstoffzellenfahrzeuge sind Elektroautos, wenngleich hier die Bordenergie mittels Wasserstoffs und nicht mittels Batterien mitgeführt wird. Die spezifischen Herausforderungen und Potenziale der Wasserstoff-Infrastruktur sowie die aktuellen und demnächst verfügbaren Fahrzeuge (Pkw wie Lkw und Busse) erläuterte Willibald Holzapfel, Geschäftsführer der HyFuture GmbH aus Landshut.

PV-Anlagen und Windräder

Vorstandsmitglied Martin Bruckner von der BürgerEnergie Niederbayern, der größten Bürgerenergiegenossenschaft Niederbayerns, berichtete über die Sonderstellung von Genossenschaften bei der Schaffung der unverzichtbaren Basis der Energie- und Mobilitätswende. Gerade das Thema Akzeptanz spiele beim Zubau großer PV-Anlagen oder Windräder eine entscheidende Rolle, ein Zubau, ohne den die zunehmende Verwendung grünen Stroms in den Sektoren Mobilität und Wärme nicht darstellbar ist.

Unter dem Motto "Gemeinsam statt einsam" will das Unternehmen hy-wave mit dem Veranstaltungsformat eine permanente offene Plattform schaffen, um die Herausforderungen der Energie- und Mobilitätswende gemeinsam anzugehen. Die Fachvorträge sind frei verfügbar und können auf der Homepage der hy-wave GmbH (www.hy-wave.de) angefragt werden.

− red