Osterhofen
Tolle Vorstellung, kaum Zuschauer: "Theater für die Jugend" mit Premiere zu Gast

04.10.2022 | Stand 20.09.2023, 2:55 Uhr

Sehenswerte Aufführung: Regisseur Mario Eick (r.) und Werner Schwarz glänzten musikalisch und sprachlich als Entertainer-Duo. −Foto: jos

Mit der Inszenierung "Sex, Drugs und Nackenrolle" hat das "Theater für die Jugend" aus Burghausen ein besonderes und temporeiches Zweipersonenstück in Osterhofen zur Erstaufführung gebracht.

Dies war der Nachholtermin für die ausgefallene Vorstellung zum Ferienende. Das Ensemble-Duo mit Regisseur Mario Eick als Mario Salsdorf und Werner Schwarz als Werner Wettler glänzte bei der Premiere mit der Geschichte zweier Entertainer, die ihre zweitbesten Zeiten schon hinter sich haben. Dabei wurde das Dilemma von Wettler und Mario, die nicht unbedingt das sind, was man sich unter hippen Influencern vorstellt, in bester satirischer Form breit und ebenso schonungslos dargelegt.

Ihr YouTube-Kanal geht nicht gerade durch die Decke. Hinzu kommt, dass Werner Wettlers 15 Jahre ältere Frau ihn gerade wegen einem Jüngeren sitzen ließ. Dabei sind die Themen der beiden für jeden über 50 absolut überlebensnotwendig. Was, wenn die ohnehin schon toxische Beziehung auf einen tödlichen Ausgang zusteuert? Wie bekommt man das mit der Selbstoptimierung hin, ohne gleich zum Messer greifen zu müssen? Was tut man, wenn man seinem Online-Date in echt begegnet und wie bastelt man sich wieder eine neue Realität zusammen, wenn das Date sogar den Untergang der Titanic übertraf?

Musikalische Beiträge in bester Sangeskunst

Die Aufführung bot eine Revue und bestes Entertainment vor allem durch die musikalischen Beiträge in bester Sangeskunst. Perfekt passten die Lieder zu den jeweiligen Dialogen der beiden Akteure. Wenn Rio Reiser "Für immer und dich" selbst nicht besser hätte intonieren können, um beim großen Finale mit Westernhagens "Lass uns leben" zur Erkenntnis zu gelangen.

Mario Eick und Werner Schwarz spielten das alternde Entertainer-Duo mit einer perfekt ergreifenden Intensität, die unbedingt viel mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Doch nur zehn Besucher fanden sich zu dieser Premiere in der Grundschulturnhalle ein. Den Blicken der anwesenden Gäste nach war dies auch für sie etwas verwunderlich. Die Fußballspiele waren zu dieser Zeit bereits beendet, durch die Innenveranstaltung musste man keine Sorge haben, vom Regen erwischt zu werden. Was die sonst kulturbeflissenen Bürger gehindert haben mag, nicht zu dieser eintrittsfreien Kulturveranstaltung zu kommen, darüber kann nur spekuliert werden. Die zwei Handvoll Besucher brauchten jedenfalls ihr Kommen nicht bereuen.

− jos